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Markus Brand ist 'mehr als würdiger' Schützenkönig

ls; 28. May 2018, 21:10 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Die feierliche Krönung von Markus Brand und seiner Frau Inka fand unmittelbar nach dem Schießen statt.
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Markus Brand ist 'mehr als würdiger' Schützenkönig

ls; 28. May 2018, 21:10 Uhr
Gummersbach – Markus Brand wurde als einziger Anwärter neuer Regent - Wahrscheinlich hatten die neuen Vorschriften anderen Kandidaten die Lust am Schießen genommen.
Von Leif Schmittgen

Markus Brand heißt der neue und letztlich auch zu Tränen gerührte Schützenkönig von Gummersbach: Mit dem insgesamt 64. Treffer (30. Schuss Königspatrone) erlegte er den "Kronenadler vom Langenberg" und wurde um 17:46 Uhr neuer König. Eigentlich war er es schon knapp eine Stunde vorher, aber der Reihe nach. 


[Wurde von seinen Schützenbrüdern auf die Schultern genommen: Markus Brand.]

Im Gummersbacher Schützenverein hat es schon einige Kuriositäten gegeben: Einmal wollte der Schützenkönig seinen Hund zur Königin machen, ein anderes Mal floh die designierte Majestät durch die Vorgärten an der Hermannsburg: In beiden Fällen wurde der Vogel neu aufgehängt und ein anderer König ermittelt: Dass es aber – wie heute - nur einen Anwärter auf den Königsvogel gab, ist in der Kreisstadt nahezu ein Novum. Der Vorsitzende der Grünröcke, Stefan Schnell meinte sich zwar zu erinnern, dass es mal einen solchen Fall geben hatte, wann das war, vermochte aber auch er nicht zu sagen. 

 

Der Vorsitzende hatte aber eine Antwort auf die Frage, warum sich so recht niemand trauen wollte: „Es hat sich wahrscheinlich schnell herumgesprochen, dass der Klotz hinter dem Vogel in diesem Jahr kleiner ist, als früher“, so Schnell. Das sei den neuen Vorschriften geschuldet, die der Schützenchef bereits am Samstag während des Festkommerses (OA berichtete) anprangerte. Und die vermeintliche Angst war den insgesamt nur fünf Kandidaten (früher waren es beim Kleinkaliberschießen rund 20) , die mit der Kleinkaliberpatrone auf das Federvieh schossen, auch anzumerken: Denn schon nach den ersten Schüssen begann der Vogel verdächtig zu wackeln. Nacheinander zogen sich die Mitbewerber zurück.  

Die letzten im Rennen verbliebenen Kandidaten waren Markus Brand und Thomas Lauterbach. Doch kurz darauf wurde der Wettbewerb für etwa zehn Minuten unterbrochen: Nach OA-Informationen war nicht etwa ein defektes Gewehr der Grund für die Unterbrechung, sondern eine Diskussion der Verantwortlichen darüber, ob Lauterbach überhaupt schießberechtigt sei. Denn er war im vergangenen Jahr dem Verein beigetreten und laut Satzung muss ein Königsanwärter mindestens für diesen Zeitraum auch Mitglied sein.  
 
[Der Jubel des Schützenvolkes kannte trotz des Alleingangs von Markus Brand keine Grenzen.] 

2017 hatte das Schützenfest aber erst im Juni stattgefunden, sodass nach Ansicht Mancher der Zeitraum der Mitgliedschaft noch nicht erfüllt sei. Letztlich wäre Lauterbach startberechtigt gewesen, seine Kandidatur zog er trotzdem schon vor dem Ende des Gesprächs zurück. „Er wollte nicht weitermachen“, sagte Schnell auf Nachfrage, ohne das vorausgegangene Streitgespräch zu bestätigen. 
 
Diskussionen, ob die Vorstandsmitglieder (laut Satzung ist das nicht vorgesehen) auf den Vogel schießen, erübrigte sich um 16:47 Uhr, denn Brand hatte sich bereit erklärt, auch alleine auf den Vogel zu schießen und war somit de facto schon zu diesem Zeitpunkt neuer Schützenkönig. Kommentarlos wollte er aber auch nicht weitermachen. „Ein Schützenfest ohne König finde ich mehr als bescheiden. Ich möchte mir hier zwar meinen großen Traum erfüllen, wünsche mir aber trotzdem Gegner“, hatte er durch das Mikrofon der Menge auf der Wiese vor der Hermannsburg zugerufen. Sein Appell blieb trotz großem Applaus und vielen „Markus, Markus,...“ -Rufen trotzdem ungehört, sodass sich Schießmeister Klaus Rose nach 34 Schüssen dazu entschloss, auf Großkaliber umzuspannen.  

„Markus soll seinen Vogel bekommen“, meinte Rose und die Menge auf dem Platz sah es genauso, denn die Anfeuerungsrufe wurden immer lauter. Schließlich war es sein dritter Anlauf auf die Königswürde. 29 Mal hatte Brand mit der Königspatrone auf den Holzvogel geschossen, dieser bewegte sich aber nur leicht zur Seite. „Er will einfach nicht vom Nagel rutschen“, wurden Expertenstimmen auf dem Platz laut.

Dann um 17:24 Uhr die nächste Pause, denn das Schießen war den designierten König anstrengend: Vater Heiner - selbst 1991 König von Gummersbach - und der Regent von 2015, Michael Chlechowitz, eilten zu Brand und gaben Expertentipps. Diese sollten schließlich Wirkung zeigen, denn nach dem Neustart sollte nur noch ein Schuss fallen, ehe der Vogel von der Stange rutschte und Markus Brand unter tosendem Jubel die Hände in die Höhe riss. Zu den ersten Gratulanten des 43-jährigen Versicherungskaufmanns gehörten seine Frau Inka (41) und die beiden Kinder Lukas und Emily. Spätestens als Markus Brand von seinen Schützenbrüdern auf die Schultern gehoben wurde, flossen die Freudentränen beim neuen Regenten, der im Anschluss feierlich von Stefan Schnell mit seiner Frau gekrönt wurde.  

„Wir haben einen mehr als würdigen neuen Schützenkönig, er hat wirklich Rückgrad bewiesen“ meinte Schnell, als er Markus Brand die Insignien umlegte, und traf damit auch den Nerv der Zuschauer: Denn die Reaktionen, dass Brand ohne Konkurrenz weitergemacht habe, waren durchweg positiv. „Es ist toll, dass er das durchzieht“, sagte ein Schützenbruder schon vor dem finalen Treffer. Die Frage, warum es keine weiteren Anwärter gab, wurde allerdings heiß diskutiert: Es koste zu viel Geld, ein neuer König wolle seinen Vorgänger übertrumpfen und dadurch andere Kandidaten abschrecken, oder eben auch die neuen Vorschriften waren Gesprächsthema während und nach dem Wettbewerb. Sei`s drum, Petrus meinte es meist gut mit den Grünröcken: Nur ein kleiner Regenschauer hatte die ansonsten tolle Stimmung beim Königsvogelschießen kurz getrübt.  
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