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'Je ne parle pas français' soll nicht zur Gewohnheit werden

ls; 11. Jul 2018, 13:15 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen - Beim heutigen Europafest wurde auch gemeinsam getanzt.
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'Je ne parle pas français' soll nicht zur Gewohnheit werden

ls; 11. Jul 2018, 13:15 Uhr
Gummersbach – Das heutige Europafest am Lindengymnasium stand ganz im Zeichen Frankreichs – Austausch und Städtepartnerschaft sollen weitergelebt werden.
Von Leif Schmittgen

Die Siebtklässler des Lindengymnasiums führten ihre Tanzeinlage ausgerechnet zum Lied „Je ne parle pas français“ auf dem Schulhof des Lindengymnasiums auf: Dieses Nichtsprechen der Sprache soll – geht es nach dem Wunsch der Organisatoren des diesjährigen Europafestes - bloß nicht zur Gewohnheit werden. Denn am Lindengymnasium lebt man Europa nicht nur durch den bilingualen Zweig, sondern auch durch Austauschprogramme. Deswegen wurde der Themenschwerpunkt des Festes dieses Mal auf das Nachbarland Frankreich gelegt.     


[Marita Hartmann-Lück (v. li.), Daniela Müller, Lena Hachenberg und Gisela Mengelberg leben das Autauschprogramm gemeinsam.]

Grund waren auch die Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Gummersbach und La Roche-sur-Yon. Der Grundstein dafür wurde 1965 an der Vorgängerschule des Lindengymnasiums, an der Moltkestraße gelegt. Der damalige Lehrer Werner Schönrath war nach dem Krieg in französische Gefangenschaft geraten und bemühte sich nach seiner Rückkehr nach Gummersbach um die Verständigung beider Länder im Rahmen eines geplanten Austauschs. Aus dieser schließlich gefruchteten Idee, entstand dann auch die Partnerschaft auf kommunaler Ebene, die bis heute Bestand hat.

 

Darüber sprach auch Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein bei der Podiumsdiskussion im Bühnenhaus, für die Förderung der Städtepartnerschaft steht den Kommunen nämlich Geld vom Land zur Verfügung. Der Bürgermeister wolle alles dafür tun, diese Finanzen auch sinnvoll einzusetzen. Offene Ohren dafür hatte von Landesseite Oliver Keymis, stellvertretender Landtagspräsident, der außerdem über die interkulturelle Zusammenarbeit beider Staaten auf NRW-Ebene berichtete und aus dem „obersten Stockwerk“, der Regierung in Berlin, erzählte die ehemalige Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier. Ob und wie man mögliche Gelder nutzen kann und ob eine Partnerschaft überhaupt heutzutage noch Sinn macht? Darüber hat sich die Lehrerin und heutige Mitorganisatorin des Austauschprogramms, Daniela Müller, mit ihren Schülern in Form einer Umfrage Gedanken gemacht.     
 
[Bernd Schneider und Ilona Onnenberg vom Verein „a.m.i.k.o“ warben für die Städtepartnerschaft.]

1665 Deutsche und 249 Französen wurden deshalb persönlich und online über den Sinn und Zweck des Ganzen befragt. Die Zwölftklässlerin Ronja Schomaker trug die Ergebnisse vor. Demnach sprachen sich über 50 Prozent der Gefragten für einen Fortbestand der Partnerschaft aus. Der allgemeine Wunsch, das Ganze mehr Publik zu machen, war unter anderem ebenfalls Konsens der Befragung. Eine Möglichkeit also, das Budget in Werbung für Austausch und Städtepartnerschaft zu stecken. Das Ergebnis der Umfrage dürfte auch Marita Hartmann-Lück gefreut haben, denn sie trat das Erbe Schönraths an - und organisierte ganze 46 Mal den jährlich stattfindenden Schüleraustausch, bevor sie sich im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedete.  

"Damals stand das Austauschprogramm noch viel mehr im Zeichen des Friedenserhalts zwischen beiden Völkern", wusste Hartmann-Lück aus ihrer Erfahrung zu berichten. Das Wirken ihrer Nachfolgerinnen Daniela Müller, Lena Hachenberg und Gisela Mengelberg bezieht sich heute eher darauf, Freundschaften zwischen den Teilnehmern zu finden und auch gegen die teils nationalistisch ausgelegte Politik in beiden Ländern entgegenzuwirken. Die Organisation, Gastfamilien zu finden und auch sozial benachteiligten Schülern den Austausch durch Zuschüsse zu ermöglichen, teilen sich dagegen beide Lehrergenerationen.   
 
[Interkulturelle Spiele wurden angeboten.]

Nicht nur Frankreich wurde heute beim Fest integriert, sondern auch die unteren Jahrgänge des Lindengymnasiums. Hatte man das fest sonst eher mit den Oberstufenschülern gefeiert, beteiligten sich in diesem Jahr zum Beispiel die Fünftklässler mit einem eigens entwickelten Spiel, weitere Jahrgangsstufen führten Theaterstücke und Rollenspiele zum Thema auf und auf dem nahen Sportplatz wurde das „Nationalspiel“ Boule angeboten.  

Die Tanzaufführungen sollten zum Mitmachen anregen und eine Lesung vom Deutsch-Französischen Autor Jan-Phillipp Devise, der Kurzgeschichten vortrug, sollte zur Völkerverständigung beitragen. Externe Unterstützung gab es außerdem durch Ilona Onnenberg und Bernd Schneider, die am Stand ihres Vereins „a.m.i.k.o“ Werbung für die außerschulische Partnerschaft der beiden Städte machten.   
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