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15.000 Tonnen Schotter werden bewegt

ls; 29. Mar 2018, 16:45 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Torsten Nehring (li.) und Stefan Bez führten heute Vormittag über die Baustelle am Dieringhausener Bahnhof.
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15.000 Tonnen Schotter werden bewegt

ls; 29. Mar 2018, 16:45 Uhr
Gummersbach – Es tut sich viel am Bahnhof Dieringhausen, Gleise und Weichen werden erneuert und der Schotter ausgetauscht.
Von Leif Schmittgen

Die Diesellokomotive „V100-212“ aus den 1960er Jahren, die derzeit in Originallackierung der Deutschen Bundesbahn und mit altem DB-Logo ausgestattet über die Gleise des Dieringhausener Bahnhofs rollt, lässt das Herz jedes Bahn-Liebhabers höherschlagen. Doch die Lokomotive ist nicht aus Nostalgiegründen vor Ort, sondern gehört der Firma, die derzeit die Bauarbeiten auf dem weitläufigen Gelände durchführt.

Seit dem 23. März herrscht dort reges Treiben. Die erste Bauphase soll bis zum 9. April abgeschlossen sein. Dann rollen die Züge der RB 25 zunächst wieder. Vom 8. Juni bis 29. August werden dann weitere Schienenerneuerungen (zweigleisiger Ausbau bis Ründeroth) durchgeführt, Versorgungskabel neu verlegt, der 170 Meter lange Bahnsteig in Dieringhausen barrierefrei umgebaut und 22 neue Signalanlagen installiert. 

Die „V100-212“ zieht drei sogenannte Material-Förder- und Siloeinheiten, kurz MFS, über die Gleise. Diese Wagen dienen dazu, den alten Schotter auf Förderbändern zu sieben. Der Vorteil: Die Arbeiten finden während des laufenden Baustellenbetriebs statt, so spart man Zeit. Die Förderbänder trennen sozusagen die Spreu vom Weizen: „Alles, was weniger als 30 Zentimeter Durchmesser hat, fällt durch das Sieb und wird im Straßenbau wiederverwertet“, erklärt Stefan Bez, der bei der beauftragten DB-Netz für den Aufbau der Schienen, Weichen und eben des Gleisuntergrundes ist.


[Mit Baggern werden die alten gegen die neuen Schwellen ausgetauscht.]

Der übrige Schotter wird entweder nach Bochum gefahren und dort gereinigt oder kommt nach einer Qualitätsprüfung zurück ins Gleisbett. Für das Umladen stehen am Bahnsteig, wo sonst die Regionalbahn 25 die Fahrgäste aufnimmt, spezielle Kippwagons bereit, die das Material abtransportieren. Damit immer genug Baustoff für das neue Gleisbett vorhanden ist, lagert unterhalb des alten Güterbahnhofs „nagelneuer“ Schotter: „Wir haben bewusst bergische Grauwacke bestellt, damit wir die Region unterstützen“, sagt Torsten Nehring von der Deutschen Bahn im Rahmen eines Rundgangs auf dem Areal.  


Damit die Arbeiten möglichst zügig verlaufen, ist ein zweiter Bauzug, ebenfalls mit drei MFS, unterwegs, nimmt den „neuen“ Schotter auf und bringt ihn – gezogen von einer Lokomotive der DDR-Reichsbahn - zurück zum Gleisbett. Doch das ist nicht die einzige Baumaßnahme: Es werden Schwellen ausgetauscht und auch neue Weichen verlegt. „Diese Weichen sind individuell angefertigt worden und sind viel länger als die Alten“, berichtet Henrik Frilling, der die aktuelle Maßnahme vonseiten der DB Netz als Projektleiter geplant hat. Die insgesamt drei neuen Weichen ersetzen die alten aus dem Jahr 1990. „Dadurch können die Züge in dem Bereich künftig mit 70 anstatt mit bisher 40 km/h befahren werden, das bringt mehr Fahrkomfort“, sagt Bauleiter Holger Greife. Dafür werden außerdem an einigen Stellen die alten Holz-, gegen Stahlbetonschwellen ausgetauscht, rund 5.200 an der Zahl.


[Auf den sogenannten "MFS" wird der Schotter gesiebt und transportiert.]

Durch die Gesamtbaumaßnahme, bei der rund 3,2 Kilometer neues Gleis verlegt sowie 15.100 Tonnen Schotter und 8.700 Tonnen Erde bewegt werden, steige zwar der Fahrkomfort, jedoch nicht die Taktzeit der RB 25. Nehring: „Die Züge rollen künftig ruhiger und auch schneller, wegen des Begegnungsverkehrs auf der eingeleisigen Strecke müssen die Züge aber in den Bahnhöfen warten.“ Auch an die Natur haben die Bauorganisatoren gedacht: Die bei der Planung für die Erdarbeiten entdeckten Nattern wurden in ein neues Terrain unweit der Gleise „umgesiedelt“.


[Holger Greife freut sich, dass wegen der längeren Weichen künftig höhere Geschwindigkeiten gefahren werden können.]

Das Bahnhofsgebäude erhält im Sommer einen neuen Aufzug, der die Fahrgäste vom Entree zu den Gleisen befördern wird. „Dazu nutzen wir einen alten Schacht, der früher von der Bundespost zum Lastentransport gedient hat“, sagt Nehring. Der seit vielen Jahren außer Betrieb gesetzte, alte Personenaufzug, wird dann abgerissen. Es finden außerdem Brückenerneuerungen in Osberghausen statt, in Engelskirchen wird eine Stützwand modernisiert und parallel wird in Overath gebaut. „Zum Fahrplanwechsel im Dezember sind dann alle Arbeiten abgeschlossen“, verspricht Nehring. Zu den genauen Kosten der Maßnahme wollen sich die Beteiligten nicht äußern, sie lägen aber im achtstelligen Bereich.
  
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