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Es regiert das Prinzip Hoffnung

pn; 10. Feb 2019, 03:00 Uhr
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Es regiert das Prinzip Hoffnung

pn; 10. Feb 2019, 03:00 Uhr
Oberberg - Im Spitzenspiel entscheiden Nuancen gegen Derschlag - CVJM mit herbem Rückschlag im Abstiegskampf - HCGS zittert Sieg nach Hause - SSV-Krise weitet sich aus - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von 'Sportsbar Lutter'
HC Weiden – TuS Derschlag 28:26 (10:12).


Eine Mischung aus Enttäuschung und Trotz, aber auch Stolz prägten die Gefühlslage von Ralph Weinheimer nach der knappen Niederlage im Spitzenspiel in Weiden. Seine Mannschaft habe die richtige Reaktion auf den dürftigen Derbyauftritt gegen Gelpe/Strombach gezeigt, meinte der TuS-Coach nach dem Schlusspfiff vor rund 500 Zuschauern: „Wir sind wieder als Team aufgetreten und haben in einem Duell auf Augenhöhe nur wegen kleinen Nuancen verloren.“ Die Gäste waren bemüht den Auftritt der Vorwoche schnell aus den Kleidern zu schütteln und lieferten eine starke erste Hälfte ab. In der Anfangsphase übernahm Carsten Lange Verantwortung und sorgte für einen frühen 4:7-Zwischenstand (10.) im Duell der beiden Liga-Giganten. Weiden ließ sich über 8:9 (20.) aber keineswegs abschütteln, auch weil Derschlag zu viele Chancen liegen ließ. "Gefühlt waren wir mehr als nur zwei Tore besser", ärgerte sich Weinheimer. Umso bitterer, dass sich dies nach dem Seitenwechsel rächen sollte.



Der TuS konnte defensiv nicht mehr an den guten ersten Durchgang anknüpfen und haderte zudem mit dem eigenen Überzahlspiel, das zwei Mal gänzlich ungenutzt blieb. Weiden agierte dagegen abgeklärt, kippte die Partie zum 15:13 (37.) und verteidigten den knappen Vorsprung eisern bis zum 24:23 (57.). Als moralischen Knackpunkt machte Weinheimer eine nun nicht gegebene Zeitstrafe gegen den HCW aus, nachdem Tim Hilger am Kopf getroffen worden war. „Aber das gehört dazu. Das leicht glücklichere Team hat am Ende ein enges Duell gewonnen“, will er in den kommenden Wochen erst einmal den Fokus von der Tabelle nehmen. „Wichtig wird jetzt, bis zum Saisonende immer so aufzutreten. Diesen Einsatz wünsche ich mir jede Woche. Am Ende können wir dann gucken, was die Konkurrenz gemacht hat. Die Meisterschaft wird jedenfalls nicht am dritten Spieltag der Rückrunde entschieden“, hat er trotz drei Punkten Rückstand noch längst nicht aufgegeben.


Derschlag: Carsten Lange (9/2), Tim Hilger (8/1), Thorben Schneider (3), Paul Borrisch (2), Nils Welke, Matias Cabrales, Norman Krause, Timo Bay (je 1).




CVJM Oberwiehl – SC Fortuna Köln 22:23 (13:11).


„Wir haben eine Schlacht verloren, den Krieg aber noch nicht“, wählte Oberwiehls Trainer Nils Hühn martialische Worte für die bittere Niederlage im Abstiegskrimi gegen Fortuna Köln. Viel hatte sich das CVJM-Lager im Vorfeld vorgenommen, wollte mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten unbedingt die Abstiegsränge verlassen. Mit dem Rückenwind des Derbysieges in Nümbrecht spielten die Oberberger auch durchaus mutig auf, verpassten es aber die entscheidenden Nadelstiche zu setzen. „Gefühlt waren wir zur Pause fünf Tore besser und hätten uns einfach absetzen müssen“, meinte Hühn. Doch die nackten Zahlen sprachen eine andere Sprache. Die Hausherren ließen zu viele Chancen ungenutzt und waren auch defensiv anfangs wenig sortiert. Über 6:5 (13.) und 11:9 (25.) blieben die Domstädter stets in Schlagdistanz.


[Für Marc Weschenbach war es das vorerst letzte Spiel im CVJM-Trikot. Der Shooter zieht zum Studium nach Süddeutschland.]


„Es war kein echter Schlendrian, aber uns fehlte einfach der letzte Tick“, bilanzierte der CVJM-Coach weiter. Sein Team legte zwar auch nach dem Seitenwechsel zunächst weiter vor, rannte beim 17:18 (45.) aber auch erstmals einem Rückstand hinterher. Die Defensive gab sich bis in die Schlussminuten zwar fast unerschütterlich, hatte mit Jannis Schoger zudem einen starken Rückhalt im Tor, doch offensiv blieb zu vieles Stückwerk. Als der frühere Strombacher Dustin van Impel 30 Sekunden vor dem Ende das 21:23 erzielte, schien die Niederlage besiegelt. Einem schnellen Siebenmetertor durch Artur Gartung folgte aber ein letzter Ballgewinn. Kölns dritter Keeper verhinderte mit einer Parade gegen Jan Sonka allerdings ein CVJM-Happyend. „Dieses Spiel haben wir als Mannschaft verloren. 22 Tore sind einfach zu wenig“, will Hühn im Abstiegskampf aber keineswegs die Flinte ins Korn werfen: „Wir haben immer noch zehn Spiele vor uns, auch wenn der Druck natürlich gestiegen ist.“


Oberwiehl: Artur Gartung (5/4), Marc Weschenbach, Jan Sonka (je 4), Simon Schanz (3), Sebastian Deilmann (2), Julian Marenbach, Andreas Glüer, Jan Jäckel, Mirco Gröbner (je 1).




HC Gelpe/Strombach – HSV Bocklemünd 25:24 (10:9).


Der erwartete Kraftakt wurde der HCGS-Auftritt gegen den HSV Bocklemünd. „Wir mussten mit unseren Energien haushalten, haben uns am Ende aber auch unnötig selbst in Bedrängnis gebracht“, war Michiel Lochtenbergh aufgrund der vielen Ausfälle zum Improvisieren genötigt. Die Hausherren starteten zwar furios zum 3:0 (3.), der HC-Coach empfand aber während der gesamten ersten Hälfte eine „seltsame Testspielatmosphäre“ auf dem Feld. Über 7:4 (17.) und 8:7 (23.) spürte man zwar den Unterschied zwischen Tabellenspitze und Tabellenkeller, die Hausherren brachten aber nie die letzten Pferdestärken ihres Motors in Wallung.


Auch nach dem Seitenwechsel sorgte die schnelle 14:10-Führung (36.) nur bedingt für beruhigte Gesichter im oberbergischen Lager. Bocklemünd konterte nochmals zum 16:15 (42.), ehe Gelpe/Strombach endlich das Gaspedal fand. Doch nach dem 21:17 (48.) schalteten die Hausherren auch zu schnell wieder zwei Gänge zurück. „Wir haben in der Schlussphase so agiert, als ob das Spiel bereits gewonnen sei“, meinte Lochtenbergh. Überhastete Aktionen sorgten letztlich aber dafür, dass die Domstädter beim 25:24 (59.) wieder in Schlagdistanz waren. Zum umjubelten Helden wurde Torhüter Richard Meinicke, der 40 Sekunden vor Abpfiff nicht nur einen Siebenmeter parierte, sondern sich auch dem letzten HSV-Wurf erfolgreich entgegenstellte. „Wenn man ehrlich ist, sollte jeder Zuschauer, der für dieses Spiel Eintritt bezahlt hat, sein Geld zurückbekommen“, freute sich Lochtenbergh lediglich über die guten Debüts von Joonas Klama und Christian Böhm.


Gelpe/Strombach: Nico Blech (8), Julian Mayer (5/2), Harry Roth (3), Lukas Bader, Sebastian Panske, Julian Kolken (je 2), Fynn Schürmann, Marco Köster, Lukas Altjohann (je 1).




SSV Nümbrecht – TSV Bayer Dormagen II 20:28 (12:13).


Die sportliche Krise des SSV Nümbrecht nimmt weiter ihren Lauf. Gegen die Zweitligareserve aus Dormagen kassierte die Mannschaft von Dirk Heppe die sechste Niederlage in Folge. Der Nümbrechter Coach sah zwar Fortschritte im Vergleich zum blutleeren Auftritt im Südkreisderby in der Vorwoche, „aber 20 gute Minuten reichen in der Oberliga einfach nicht aus.“ Besonders die Anfangsviertelstunde gehörte klar den Gastgebern, die sichtbar bemüht waren, sich des Rucksacks der letzten Wochen zu entledigen. „Eine Viertelstunde lang sah es so aus, als ob der Knoten endlich platzen könnte“, meinte auch Heppe. Doch die letzten Auftritte haben ihre Spuren hinterlassen. Beim ersten Anflug von Gegenwind zerfiel das fragile SSV-Nervenkostüm in seine Einzelteile. Während sich Nümbrechts technische Fehler nun häuften, spielte Dormagen einen technisch sauberen Ball und konterte die Hausherren gnadenlos in eigener Halle aus.


„Wir haben uns um unseren Lohn gebracht“, kommentierte Heppe den knappen Pausenrückstand, der nach dem Seitenwechsel weiter anwachsen sollte. Zwar parierte Philip Winkler weiter formidabel, offensiv agierte Nümbrecht aber immer vorsichtiger und mit zu viel Respekt. Die Gäste agierten dagegen konsequent und ließen über 13:17 wenig anbrennen, so dass selbst das sonst so enthusiastische Nümbrechter Publikum während der zweite Hälfte weitestgehend verstummte. Auch die häufigen Unterzahlsituationen des SSV trugen letztlich ihren Teil zur etwas zu hoch ausgefallenen Niederlage bei. „Unsere einzigen echten Konstanten sind momentan unsere Torhüter“, so Heppe, der mit Jannik Lang und Marcel Miebach nur zwei weitere kleine Lichtblicke sah. „Dormagen hat das aber auch einfach gut gemacht und verdient gewonnen“, so der Coach abschließend.

Nümbrecht: Jannik Lang (5), Marcel Miebach (3), Marcel Samel, Johannes Urbach (je 3/2), Mario Weissner (2), Dag Dissmann, Dominik Donath, Tobias Mlynczak, Jens Frey (je 1).

Ergebnisse und Tabelle
  
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