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Zu oft wird am Steuer 'gedaddelt'

ls,dza; 21. Sep 2018, 09:40 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Diesen Handysünder klärte die Polizei direkt über die Gefahren der Nutzung während der Fahrt auf. Eine Strafe erwartet den Verkehrsteilnehmer obendrein.
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Zu oft wird am Steuer 'gedaddelt'

ls,dza; 21. Sep 2018, 09:40 Uhr
Oberberg - Fast im gesamten Kreisgebiet führte die Polizei am Donnerstag Kontrollen mit dem Schwerpunkt 'Handynutzung am Steuer' durch - Die Beamten überprüften insgesamt 143 Fahrzeuge und zogen einige Fahrer aus dem Verkehr (AKTUALISIERT).
Von Leif Schmittgen und Dennis Zastawny

+++2. Meldung (Freitag, 9:40 Uhr)+++

Am heutigen Freitag teilte die Polizei in ihrer Bilanz der gestrigen Aktion mit, dass an den neun Kontrollstellen insgesamt 143 Fahrzeuge (118 Autos und 25 Lastwagen) überprüft wurden. Acht Handysünder und eine Fahrerin, die während der Fahrt das Navigationsgerät nutzte, wurden aus dem Verkehr gezogen. Darüber hinaus stellten die Beamten 45 weitere Verstöße (nicht angelegte Gurte, falsches Abbiegen und Fahren ohne Fahrerlaubnis) fest. "Die oberbergische Polizei wird das Thema weiterhin intensiv im Blick halten, regelmäßig über die Gefahren aufklären und Verstöße konsequent ahnden", erklärte eine Sprecherin. In Radevormwald und Hückeswagen konnten wegen des Brandeinsatzes im Rader Gewerbegebiet Mermbach (siehe Bericht) keine Kontrollen durchgeführt werden.    



+++1. Meldung (Donnerstag, 15:20 Uhr)+++

Polizeihauptkommissar Siegmar Pfeifer und sein Kollege Alfred Otto haben sich heute Morgen nahe der Firma Dörrenberg in Ründeroth postiert. Ihr Ziel war, Handyverstöße bei den Autofahrern zu ahnden. Jedem, der von den Beamten erwischt wird, droht ein saftiges Bußgeld in Höhe von 100 € sowie ein Punkt in Flensburg. Hinzu kommt eine Bearbeitungsgebühr von etwa 30 €. „Jeder sollte sich überlegen, ob ihm das Telefonieren beim Autofahren knapp 130 € wert sind“, sagt der Leiter des Verkehrsdienstes, Pfeifer.   


[Alfred Otto hielt die Verkehrsteilnehmer an der L 136 an.]

Er schränkt seine Aussage aber gleich ein. Das Telefonieren am Steuer sei heutzutage gar nicht mehr das Problem: „Besonders die jungen Leute daddeln am Telefon und haben ihr Smartphone dabei meistens auf dem Schoß liegen“, weiß der erfahrene Polizist. WhatsApp-Nachrichten zu tippen, ist in den vergangenen Jahren sehr beliebt geworden. Und damit den Verkehrssündern dieser Verstoß auch nachgewiesen werden kann, hat sich Zivilpolizist Olaf Nahrgang einige Meter weiter mit seinem Providermotorrad auf einer Anhöhe positioniert, von der er das Geschehen auf der L 136 überblicken kann.   
 
[Hier wurde ein "Gurtmuffel" auf frischer Tat ertappt und sofort zur Kasse gebeten: 30 € waren fällig....]

Und das hat seinen Grund: „Wir müssen von oben in die Fahrzeuge hineinschauen können. Sonst sehen wir nicht, dass die Handys auf dem Schoß bedient werden“, erklärt Pfeifer. Und just in diesem Moment geht den Beamten auch schon der erste Fisch ins Netz: Eine Frau hatte während der Fahrt ihr im Auto fest verbautes Navigationssystem bedient. Das ist seit dem vergangenen November, als das „Handygesetz“ auf die Nutzung sämtlicher elektronischer Geräte ausgeweitet wurde, nämlich ebenfalls verboten. „Ein Klick, zum Beispiel zur Routenaktualisierung, ist in Ordnung. Die Dame hat das Gerät über mehrere Sekunden bedient, wahrscheinlich um eine Zieladresse einzugeben“. Und das sei dann zu viel des Guten. Für die Fahrerin des Range Rovers  wird der gleiche Strafenkatalog wie bei einem Handyverstoß angewendet.
 
[...die Anzeige wurde gleich vor Ort geschrieben.]

Ganz nebenbei haben die Polizisten innerhalb weniger Minuten noch zwei „Gurtmuffel“ erwischt. Diese bezahlen direkt vor Ort ein Verwarngeld von 30 €, ehe sie ihre Fahrt - angeschnallt - fortsetzen.  Ein Ford-Fahrer mit Hamburger Kennzeichen ist der erste „richtige“ Handynutzer, der von den Beamten kontrolliert wird. Er hatte sein Smartphone nämlich auf dem Schoß platziert.  Nach einer Stunde gibt der Verkehrsdienstleiter eine erste Rückmeldung nach Düsseldorf: Zwei Anschnall- und zwei Handverstöße meldet er an das Innenministerium. Das scheint relativ wenig zu sein. „Die Leute sind durch die Medien in den vergangenen Tagen für die Aktion sensibilisiert worden“, nennt Pfeifer einen möglichen Grund für die relativ schwache Ausbeute heute Morgen. „So soll es aber sein. Je weniger Verstöße wir ahnden müssen, umso besser."


[Das Handy griffbereit auf das Armaturenbrett zu legen, ist beim Autofahren keine gute Idde. Knapp 130 € müssen berappt werden, wenn man das Gerät unterwegs benutzt.]

Denn laut der Polizisten erhöht die Bedienung eines elektronischen Geräts während der Fahrt die Unfallgefahr um das Vierfache. Und Crashs gilt es bei der bundesweiten Aktion „sicher.mobil.leben - Ablenkung im Blick“, in dessen Rahmen die großangelegte Kontrollaktion in fast allen Kommunen des Oberbergischen Kreises noch bis 18 Uhr stattfindet, zu vermeiden. Nach der Abschaffung der sogenannten Blitzermarathons will man sich nach dem Beschluss der Ministerkonferenz künftig einmal pro Jahr auf bestimmte Schwerpunkte während der Kontrollwochen konzentrieren. In NRW hat es allein im vergangenen Jahr 157.000 Verkehrsunfälle wegen Handynutzung am Steuer gegeben, die Dunkelziffer liege laut Pfeifer weitaus höher.  „Wenn man bei 50 km/h nur eine Sekunde auf das Handy schaut, fährt man 14 Meter im Blindflug“, weiß Pfeifer.

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