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Schleichender Abstieg

bv; 9. Apr 2019, 13:41 Uhr
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Schleichender Abstieg

bv; 9. Apr 2019, 13:41 Uhr
Oberberg – Qualität und Quantität des oberbergischen Handballs sinken, ohne dass es Ideen gibt, den Abwärtstrend zu stoppen.
Der oberbergische Handball bürgte über Jahrzehnte hinweg für Qualität. Es waren viele Vereine der Region, die neben dem Aushängeschild VfL Gummersbach im gesamten Handball am Mittelrhein und darüber hinaus für Furore sorgten. Doch der hiesige Handball-Stern befindet sich im Sinkflug. Der VfL kämpft seit Jahren um die Klassenzugehörigkeit zur Beletage des deutschen Handballs. Im Männerbereich herrscht unterhalb der Bundesliga bis zur Oberliga gähnende Leere. Im Handballverband Mittelrhein dürfte es ab der kommenden Saison nur noch sechs oberbergische Vereine geben. Noch drastischer sieht es im Frauenbereich aus. Hinter Nordrheinligist Gelpe/Strombach spielen nur noch zwei weitere oberbergische Vereine auf HVM-Ebene. Auch im Jugendbereich ist Oberberg von Dominanz weit entfernt. Der VfL Gummersbach ist hier das Maß der Dinge, aber auch das hilft manchmal nicht. Beispiel ist die weibliche B-Jugend, die gerade um die Deutsche Meisterschaft spielt, sich jedoch nach der Saison auflöst.


Noch drastischer ist der Aderlass bei der Anzahl der Mannschaften im Oberbergischen. Im Männerbereich sind es gerade 20 Teams, die im Kreis um Punkte kämpfen - im Kreis Bonn/Sieg sind es 36, im Kreis Köln/Rhein-Berg 61. Bei den Frauen sind nur noch sechs Teams in der Kreisliga vertreten. Lediglich in den jüngeren Altersbereichen der Jugend kommt man in Oberberg auf eine ansehnliche Zahl von Mannschaftsnennungen.

Der Handballkreis hat ein veritables Problem, das sich in den kommenden Jahren noch verschärfen dürfte. Zum einen wird die demografische Entwicklung drastische Auswirkungen haben, die Bildung von Mannschaften vielerorts erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht. Auch wenn es zarte Pflänzchen der Wiederbelebung von Jugendabteilungen gibt, ist der Trend jedoch rückläufig. Am Ende werden es nur noch fünf, sechs Vereine sein, die sich langfristig eine Perspektive sichern können. Auch die Möglichkeiten zu leistungsorientiertem Handball unterhalb der Bundesliga werden immer geringer. Denn dafür benötigte man Spieler und Spielerinnen aus den Metropolen an Rhein und Ruhr. Letztere haben aber kaum Interesse, den Aufwand zu betreiben, in Oberberg spielen zu wollen.



Es fehlen im Übrigen Konzepte, wie man der Situation begegnen will. Aber ist das überhaupt möglich? Aus eigener Kraft wird sich der Handballkreis Oberberg aus der misslichen Lage kaum befreien können. Während sich die übrigen Kreise im Handballverband Mittelrhein bereits vor Jahren Kooperationspartner gesucht haben, blieb Oberberg – damals noch in einer Position der Stärke – alleine. Das wird sich in den kommenden Jahren rächen. Zu den umliegenden westfälischen und niederrheinischen Gebieten gibt es kaum Bezugspunkte. Und ob man im Mittelrhein bereit ist, einen erweiterten Kreis Oberberg zu schaffen, ist sehr fraglich. Die Wahrheit ist: Oberberg ist ein handballerischer Absteiger, Jahr für Jahr bricht das Fundament ein bisschen mehr weg. Bleibt abzuwarten, wie lange sich das die übrigen Kreise im HVM noch mitanschauen. Ein feststehender oberbergischer Kreisliga-Aufsteiger ist jedenfalls nicht mehr in Stein gemeißelt, wenn die Vergleichbarkeit der Kreise nicht mehr gewährleistet ist.
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