Archiv

Unfall: Neunjährige hatte wohl Glück in Unglück

nh; 23. Mar 2018, 13:15 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen.
ARCHIV

Unfall: Neunjährige hatte wohl Glück in Unglück

nh; 23. Mar 2018, 13:15 Uhr
Nümbrecht - Nach dem Zwischenfall im Nümbrechter Hallenbad „Element“ wird die schwerverletzte Viertklässlerin wahrscheinlich keine bleibenden Schäden zurückbehalten - „Lehrerin verdient eine Medaille“.
Von Nils Hühn

Zu einem tragischen Zwischenfall kam es gestern Vormittag im Schwimmbad „Element“ (OA berichtete). Während des Schwimmunterrichts der vierten Klasse der Grundschule Grötzenberg fand ein Kind einen Messbecher mit einer Flüssigkeit am Beckenrand. Im Spiel schüttete das Schulkind den Inhalt über den Kopf einer neunjährigen Mitschülerin. Da die Flüssigkeit hochkonzentrierte Natronlauge war, erlitt das Mädchen Verätzungen an Kopf und Oberkörper und wurde zur Weiterbehandlung in eine Spezialklinik für Verbrennungen nach Köln gebracht.

„Lebensgefahr hat zu keinem Zeitpunkt bestanden“, erklärte Dr. Ralf Mühlenhaus, Leiter des Amts für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz. Genau wie Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius hielt er engen Kontakt zu den Eltern des verunglückten Kindes. So wie es derzeit aussieht, wird das Mädchen keine bleibenden Schäden davontragen. „Es hätte richtig schlimm werden können. Bei einem Kontakt der Lauge mit den Augen hätte das Kind erblinden können.“ Auch wenn die Natronlauge in die Atemwege gelangt wäre, hätte dies fatale Folgen haben können, schilderte Dr. Mühlenhaus mögliche Schreckensszenarien.

Doch offensichtlich hatte die Neunjährige Glück im Unglück. Die Nacht verbrachte sie vorsorglich auf der Intensivstation, konnte diese aber mittlerweile wieder verlassen. Die Verätzungen müssen nun abheilen. „Das kann man sich wie einen schweren Sonnenbrand vorstellen“, erläuterte Dr. Ralf Mühlenhaus (Bild). Narben oder Hautverfärbungen wird das Mädchen höchstwahrscheinlich nicht davontragen. „Ich kann nur hoffen, dass kein Kind einen bleibenden Schaden zurückbehält“, würde Redenius das Geschehene am liebsten rückgängig machen. Die acht Schüler, die gestern Nachmittag noch zur Kontrolle im Krankenhaus Gummersbach geblieben waren, konnten am Abend von ihren Eltern abgeholt werden.

Im Rückblick auf den Einsatz wüsste Dr. Mühlenhaus nicht, was man hätte besser machen können. Ein Rädchen griff ins andere. „Nachher war das ein Routineeinsatz für uns, wobei die große Anzahl an betroffenen Kindern eine besondere Herausforderung darstellte.“ Ein Sonderlob sprach Mühlenhaus dabei der Lehrerin aus, die zusammen mit einer jungen Frau, die ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Grundschule Grötzenberg absolviert, die Aufsicht über die 26 Schüler hatte. „Sie war sehr ruhig und besonnen, hat den Notruf so detailliert abgesetzt, dass wir genau wussten, was zu tun ist. Für ihr junges Alter war das sehr cool.“ Auch Bürgermeister Redenius war von der Pädagogin begeistert: „Ihr muss eine Medaille verliehen werden“, fand er es beeindruckend, dass sie instinktiv richtig gehandelt und die Kinder unverzüglich unter die Dusche geschickt hatte.

Die Kriminalpolizei sicherte bereits gestern sämtliche Spuren im Schwimmbad. „Weitere Erkenntnisse gibt es derzeit noch nicht. Als Nächstes müssen die Zeugen vernommen werden“, rechnet Polizeisprecherin Monika Treutler nicht mit schnellen Ergebnissen zu den Untersuchungen wegen fahrlässiger Körperverletzung. Der Schwimmmeister ist laut Redenius am Boden zerstört und nicht dienstfähig. „Ich musste ein internes Ermittlungsverfahren einleiten." Dazu sei die Gemeindeverwaltung verpflichtet, da auch die Unfallkasse einen genauen Bericht erwartet. Die notwendigen Sicherheitslehrgänge hatte der Bademeister erst kürzlich absolviert und war bestens geschult, so der Bürgermeister.

„Es war ein Unglück, das aber nicht passieren darf“, erklärte Redenius. Täglich werden Wasserproben genommen und mit der Natronlauge der pH-Wert reguliert. „Dies passiert natürlich vor dem Badebetrieb.“ Warum der Messbecher mit der ätzenden Flüssigkeit noch am Beckenrand des Kleinkinderbeckens stand, als die Grundschule Schwimmunterricht hatte, müsse geklärt werden - sowohl von der Polizei als auch der Gemeinde. Bei der Natronlauge handele es sich um dieselbe Chemikalie, die Privatpersonen nutzen, um in ihrem Pool den pH-Wert zu regulieren. Nach einer intensiven Reinigung des kompletten Bades und einer Überprüfung beider Schwimmbecken war das Hallenbad bereits heute Morgen wieder für den Schulbetrieb geöffnet. Heute Nachmittag bleibt es aus „personellen Gründen“ geschlossen. Ab morgen läuft der Badebetrieb wieder normal.

Zu dieser Meldung werden keine Leserkommentare freigeschaltet.
WERBUNG