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Die wirtschaftliche Lage in Oberberg und der Region

Externer Beitrag; 25. Jun 2018, 08:25 Uhr
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Die wirtschaftliche Lage in Oberberg und der Region

Externer Beitrag; 25. Jun 2018, 08:25 Uhr
Oberberg - 2017 war die Prognose noch positiv, mittlerweile ist die Stimmung bei den Unternehmen geteilt.
Im Raum Oberberg bleiben den Einwohnern eigentlich keine Wünsche offen. Die heimische Landschaft ist aufgrund großer Wald- und Wiesenflächen der ideale Rückzugsort, um in der Natur vom Alltagsstress zu entspannen. Und durch die räumliche Nähe zu Köln und Wuppertal ist Großstadtfeeling kein Fremdwort. Besonders am Wochenende laden die Metropolen zahlreiche Oberberger zum Ausgehen, Shoppen, Bummeln ein. Doch zahlt sich die einmalige Lage wirtschaftlich auch für die Unternehmen in der Region aus? Das aktuelle Geschäftsklima zeigt: nur bedingt.

2017 war die Prognose noch positiv

Wirtschaftlich ist die Stimmung eher geteilt. Noch im vergangenen Jahr schätzte Michael Sallmann, zuständig für die Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln, die Atmosphäre bei den Unternehmen in der Region noch als durchweg positiv ein. Bei der damaligen Konjunkturumfrage waren gut 50 Prozent der befragten Unternehmen mit der wirtschaftlichen Lage zufrieden, 44 Prozent schätzen die Gesamtsituation als „befriedigend“ ein und lediglich 5,8 Prozent waren unzufrieden.

Zu dieser Zeit zeichnete sich jedoch schon ein Trend ab: Die Unternehmer investierten zunehmend in die eigenen Betriebe. Damals war es fast jede dritte Firma. Doch schon in diesem Zeitraum kam bei rund 15 Prozent der Befragten die Meinung auf, dass sich ihre wirtschaftliche Entwicklung in Zukunft verschlechtern würde. Die IHK ging davon aus, dass weltpolitische Entwicklungen wie der Brexit, die angespannte Beziehung zwischen Deutschland und der Türkei sowie Donald Trumps kompromisslose Politik für das Stimmungstief und die abwartende Haltung in einigen Betrieben verantwortlich war. Zudem stand die Angst vor Handelssanktionen seitens der USA im Raum – und die sind mittlerweile Realität geworden.

Die Unternehmenslage ist durchwachsen

Das bekommen nun die Oberberger Unternehmen zu spüren. Bestes Beispiel: Das Traditionsunternehmen Schmidt+Clemens (S+C) aus Lindlar. Der Weltmarktführer für Rohrsysteme hat Anfang Juni seine Geschäftszahlen für 2017 vorgelegt. Das Fazit: durchwachsen. Zwar ist der Umsatz des Unternehmens im vergangenen Jahr von 230,5 Millionen (2016) auf 248,4 Millionen Euro angestiegen. Dafür ist die globale Mitarbeiterzahl auf 995 geschrumpft. Zudem beklagen die Geschäftsführer eine insgesamt eher schwache Nachfrage nach ihren Produkten.

Die Gründe für diese Entwicklung liegen für S+C klar auf der Hand. Zum einen ist da die angespannte, weltpolitische Lage, auf die Kunden und Investoren sehr scheu reagieren. Zum anderen bereiten die wirtschaftlichen Entwicklungen auf dem deutschen Absatzmarkt den Unternehmern Bauchschmerzen: Hohe Steuerabgaben, steigende Löhne und obendrauf Umlagen im Zuge der Energiewende. All das würde die Produktionsbedingungen speziell auf dem heimischen Markt erschweren. Aus diesen Gründen habe das Unternehmen bereits in den vergangenen Jahren viele seiner Kapazitäten im Ausland vergrößert. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen deutsche Betriebe intern zahlreiche Parameter im Blick haben, um so nachhaltige und zukunftsweisende Entscheidungen treffen zu können.

Mit neuen Handelspartnern in die Zukunft starten

Doch trotz dieser auf den ersten Blick unsicheren Zeiten, sollten die Oberberger Unternehmen nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn die Zukunft kann trotz drohender Strafzölle und globaler Spannungen neue und produktive Chancen bieten – zum Beispiel auf bisher eher nebensächlichen Wirtschaftsschauplätzen wie China, Neuseeland oder Australien. Die unternehmerische Angst vor roten Zahlen im Zuge der digitalen Buchhaltungs- oder Lohnabrechnung ist damit unbegründet. Somit kann Donald Trumps Motto „America first“ den europäischen Freihandel im Bestfall sogar stärken. Jedoch nur, wenn sich die regionalen Unternehmen und Produzenten auf neue Handelspartner einlassen.
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