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Kleiderspenden: So kommt die Kleidung bei Bedürftigen an

Externer Beitrag; 14. Jun 2018, 09:30 Uhr
Bild: Fotolia, © redaktion93 --- Kinderkleidung wird oft und in diversen Größen bei vielen Hilfsorganisationen gesucht.
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Kleiderspenden: So kommt die Kleidung bei Bedürftigen an

Externer Beitrag; 14. Jun 2018, 09:30 Uhr
Oberberg - Die Deutschen sind beim Thema Kleiderspende sehr aktiv. Aber kommt die Kleidung überhaupt bei den Bedürftigen an?
Im Zuge der Flüchtlingskrise (PDF) hat das Thema Kleiderspende wieder an Brisanz gewonnen. Doch auch andere Institutionen wie Hilfsorganisationen oder Kitas bitten immer wieder um Kleiderspenden. Die Skepsis der Verbraucher ist groß: Kommt die Kleidung überhaupt bei den Bedürftigen an?

Rund 100.000 Tonnen Altkleidung spenden die Deutschen jährlich (PDF) alleine an das DRK. Im internationalen Vergleich ist Deutschland damit äußerst spendierfreudig. Jedoch nutzen die meisten Verbraucher für ihre Kleiderspenden die vielerorts installierten Container. Weiterhin sind bis zu 75 Prozent der Altkleider nicht mehr zu gebrauchen und werden anschließend von den sammelnden Organisationen entsorgt. Während einige noch zumindest auf das Recycling der Stoffe achten, um daraus beispielsweise Dämmmaterial herzustellen, landen die unbrauchbaren Altkleider bei vielen Institutionen schlichtweg im Müll. Für die Sammelstellen ist das unnötiger Zeit- sowie Kostenaufwand. Wer Kleidung spenden möchte, sollte daher vorab aussortieren, gezielt Klamotten auswählen und an die richtige Adresse bringen. Altkleidercontainer sind dafür nur in begrenztem Ausmaß geeignet.

Das zweifelhafte Geschäft mit den Altkleidercontainern

Immer wieder befinden sich Kleiderspenden in der öffentlichen Diskussion. Dies liegt in erster Linie an der mangelnden Transparenz, was mit den Altkleidern geschieht. Nur wenige der Textilien aus den Altkleidercontainern kommen nämlich tatsächlich kostenfrei bei Bedürftigen an. Vielmehr wird immer wieder aufgedeckt, dass diese beispielsweise auf speziellen Märkten in Afrika verkauft werden und dadurch die heimischen Textilindustrie zerstören. Mit Spenden im Sinne einer Hilfeleistung oder der oftmals bekundeten „Hilfe zur Selbsthilfe“ hat das nur wenig zu tun. Ein florierender Textilmarkt mit Arbeitsplätzen und Exporteinnahmen würde Entwicklungsländern auf lange Sicht schließlich mehr helfen als die Billigware aus Deutschland. Die dahinterstehenden Interessen liegen auf der Hand: Für die betreffenden Organisationen sind die Kleiderspenden ein gutes Geschäft. Sie generieren mit der kostenlos erhaltenen Kleidung hohe Einnahmen. Um die Spender zu täuschen, sind dafür Vertuschung oder der Verkauf von Firmenzeichen an Drittunternehmen übliche Vorgehensweisen. Dementsprechend groß ist die Verunsicherung auf Seiten der Verbraucher.

Deutschland spendet zu viel

Der Verkauf von Altkleidern in das Ausland sorgt für Empörung. Jedoch übersteigt die Zahl der Spenden den Bedarf in Deutschland – trotz Flüchtlingskrise. Gesucht werden hier eher spezielle Spenden wie Übergangsjacken im Frühjahr, wenn es bereits wärmer wird, es aber eben auch noch oft zu kalt ist, als dass Pullover oder gar ein T-Shirt ausreichen. Besonders begehrt ist hierbei natürlich Markenware, da diese häufig qualitativ besser ist und auch als Second Hand Ware noch einen Wert besitzt. Während also nach einigen Kleidungsstücken händeringend gesucht wird, ist der Bedarf an anderen in Deutschland verschwindend gering. Geschuldet ist das der guten wirtschaftlichen sowie finanziellen Lage des Landes. So entsteht regelmäßig ein Spendenüberschuss. Die nicht benötigten Altkleider in den Müll zu werfen, wäre jedoch auch nicht die richtige Lösung – ebenso wenig wie die zwielichtigen Geschäfte auf Drittlandmärkten. Wie also können Verbraucher sichergehen, dass ihre gespendete Kleidung auch tatsächlich benötigt wird und bei den wahrhaft Bedürftigen ankommt?

Transparenz unterscheidet seriöse von unseriösen Anbietern

Bei den Verbrauchern herrscht in erster Linie der Wunsch nach Transparenz. Sie möchten erfahren, an wen ihre Altkleider schlussendlich gehen, um dadurch einen Missbrauch im gewerblichen Sinne zu verhindern. Während unseriöse Institutionen also bewusst in die Vertuschung gehen, lassen sich seriöse Anbieter an eben dieser Transparenz erkennen. Aufkleber auf den Sammelcontainern, wie sie beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz anbringt, Webseiten mit tiefergehenden Angeboten oder sogar die Möglichkeit zur persönlichen Kontaktaufnahme mit einem Service-Mitarbeiter, welcher sämtliche Fragen rund um die Kleiderspende beantwortet, können für die Verbraucher wichtige Hinweise auf eine seriöse Hilfsorganisation sein. Vorsicht ist hingegen bei privatwirtschaftlichen Anbietern geboten, welche sich unter Umständen hinter Vereinstiteln oder Formulierungen wie der Gemeinnützigkeit, Umwelthilfe & Co verstecken.  Im Regelfall kann bereits eine schnelle Internetrecherche mit einem Aufwand von nur wenigen Minuten dabei helfen, seriöse von unseriösen Altkleidersammelstellen zu unterscheiden. Alles in allem gibt es jedoch bessere Alternativen zur Kleiderspende als den klassischen Altkleidercontainer mit all seinen bereits geschilderten Problematiken und Intransparenzen.

Alternativen zu Altkleidercontainern sind zahlreich – aber unbekannt


[Bild: Fotolia, © redaktion93 --- Ganz gleich, wo die Spenden abgegeben werden: vorheriges Sortieren nimmt den Hilfsorganisationen einen Teil der Arbeit ab.]


Woran es stattdessen mangelt, ist das Wissen der Verbraucher um die Alternativen zum Altkleidercontainer. Dieser stellt für viele Spendenwillige die schnellste Lösung mit dem wenigsten Aufwand dar – leider aber auch mit dem geringsten Nutzen für die Bedürftigen. Damit die Spenden hingegen tatsächlich bei diesen ankommen, sollten Verbraucher folgende Grundregeln beachten: Gespendet werden sollten nur Altkleider und Schuhe, welche tatsächlich noch tragbar und in gutem Zustand sowie gründlich gereinigt sind. Das bedeutet aber nicht, dass kaputte oder verwaschene Kleidung zwingend in den Müll wandern muss. Stattdessen gibt es Sammelstellen, welche gezielt unbrauchbare Altkleider recyceln und dadurch der Umwelt einen großen Gefallen tun. Der beste Ort, um die gut erhaltene Kleidung zu spenden, ist bei gemeinnützigen Hilfsorganisationen, welche für Bedürftige im Inland – vielleicht sogar aus der Region oder Stadt – sammeln. Sie geben in der Regel Gesuche heraus, beispielsweise nach Übergangsjacken oder Winterschuhen, und stellen dadurch sicher, dass die Kinder, Flüchtlinge oder anderen Bedürftigen, für welche gesammelt wird, auch tatsächlich passende Spenden erhalten. Zeitgleich weiß der Verbraucher exakt, ob er gerade für die Kita, das Flüchtlingsheim oder Obdachlose spendet. Regionale Sammelstellen bieten dadurch in vielen Fällen eine höhere Transparenz bezüglich des Verbleibs der Kleiderspenden.

Auch spezielle Sozialkaufhäuser, wo Bedürftige zu geringsten Preisen Kleidung, Möbel & Co erwerben können, liegen derzeit stark im Trend. So bleiben die Kleiderspenden ebenfalls in der Region und werden eben nicht im Ausland gewerblich vertrieben. Bessere Anlaufstellen als Altkleidercontainer sind weiterhin spezielle Kleiderkammern, soziale Einrichtungen, welche direkte Spenden annehmen, die zuständige Arbeiterwohlfahrt, ebenso wie Kirchenverbände, Notunterkünfte oder Bahnhofsmissionen.

Der richtige Umgang mit Altkleidercontainern

Soll es doch der Altkleidercontainer sein, weil es in der Nähe beispielsweise keine Alternativangebote gibt oder eben „schnell“ gehen muss, kommt es auf den richtigen Umgang an. Natürlich wünschen sich vor allem unseriöse Anbieter in erster Linie tragbare und modische Kleidung – bestenfalls Markenware – welche sich zu guten Preisen verkaufen lässt. Dies entspricht aber in der Regel nicht am Ansinnen der Spender. Was viele jedoch nicht wissen: Aufkleber auf den Containern wie „Nur tragbare Kleidung und Schuhe einwerfen“ haben keine Daseinsberechtigung. Denn laut Altkleidersammelverordnung müssen sämtliche Textilien verwertet werden. Dazu zählt auch unbrauchbare Kleidung. Dämmmaterial, Putzlappen, Hundespielzeug: Alte Textilien lassen sich zu vielen verschiedenen Produkten recyceln. Verbraucher können also durchaus auch unbrauchbare Altkleider in Containern entsorgen, sollten aber dennoch auf die Seriosität der Anbieter achten.


[Bild: Fotolia, © animaflora --- Bei der Abgabe von Altkleidern über Container sollte unbedingt auf die Seriosität der entsprechenden Hilfsorganisation geachtet werden.]


Seriöse von unseriösen Anbietern unterscheiden

Immer mehr Verbraucher plädieren sogar dafür, Altkleider gezielt unbrauchbar zu machen, bevor diese in einem Container gespendet werden. Der Griff zur Schere ist aber eine drastische Maßnahme und prinzipiell ist es schade um die eigentlich noch gute Kleidung, welche Bedürftige gewiss gebrauchen könnten. Sinnvoller ist es also, sich vorab eine geeignete Sammelstelle zu suchen. Das gilt vor allem für hochwertige Kleidung. Der Altkleidercontainer stellt also keinen Textilien-Mülleimer dar. Auch hier sollten die Spenden gereinigt, sortiert und verpackt werden. Da häufig gleich mehrere Altkleidercontainer von verschiedenen Anbietern nebeneinander stehen, sollten Verbraucher zumindest ein Minimum an Aufwand betreiben und sich diese genauer ansehen. Generell lassen sich gemeinnützige Altkleidercontainer an ihren Aufklebern erkennen: Hier ist eine vollständige Adresse inklusive Telefonnummer der sammelnden Organisation zu finden. Weiterhin können Siegel wie der des Dachverbandes FairWertung oder des Deutschen Roten Kreuzes wichtige Hinweise sein. Unseriöse Anbieter geben in der Regel keine Kontaktdaten auf den Containern an und wenn doch, sind sie unter diesen nicht (telefonisch) erreichbar. Sie verwenden gezielt Logos und Siegel, welche den gemeinnützigen Containern zwar ähnlich sehen, auf den zweiten Blick aber keine Aussagekraft haben. Zu finden sind diese häufig vor Supermärkten, in Straßeneinmündungen oder an Bushaltestellen. Eine kurze Prüfung der Container kann also bereits ausreichen, damit die Spenden auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommen.
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