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Ziehen und Zerren um einen Markt

bv; 27. Jun 2016, 15:59 Uhr
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Ziehen und Zerren um einen Markt

bv; 27. Jun 2016, 15:59 Uhr
Marienheide - In Marienheide haben Giftpfeile derzeit Hochkonjunktur - Diskussionen über Marktansiedlung in der Bahnhofstraße und Vorwürfe über Bevorzugung und Vorfestlegungen morgen im Rat.
Von Bernd Vorländer

Eigentlich ist alles ganz einfach: Spätestens Ende 2017 fehlt im Marienheider Ortskern eine Lebensmittel-Versorgung, denn der REWE-Markt wird in der Bahnhofsstraße seine Option zur Verlängerung nicht ziehen und hat dies auch schriftlich erklärt. Will die Gemeinde ihr Konzept zur Entwicklung, Aufwertung und baulichen Veränderung des Zentrums weiter entwickeln, täte sie gut daran, möglichst rasch einen Alternativvorschlag zu unterbreiten, denn nur ein entsprechendes Einzelhandelsangebot dürfte die Menschen bewegen, weiterhin den Ortskern als Anlaufpunkt zu sehen. Interesse bekundet hat in der Vergangenheit der Engelskirchener Hendrik Pilatzki, der am Ende der Bahnhofsstraße gerne einen Hit-Markt errichten möchte. In den REWE-Markt, der ebenfalls der Familie Pilatzki gehört, soll dann eine Zweigstelle der Drogeriemarktkette Rossmann einziehen.


So weit, so gut. Ab jetzt wird es politisch. Weil es offenbar auch weitere Einzelhandelsinteressen gibt, die eine großflächige Ansiedlung in der Bahnhofsstraße als Konkurrenz betrachtet und selbst investieren möchte, gibt es nun politische Diskussionen über vermeintliche Absprachen. Vorwürfe, man habe dem Investor Pilatzki bereits frühzeitig Zusicherungen gemacht, ohne ein ergebnisoffenes Verfahren abzuwarten, weisen CDU und FDP strikt von sich. Allerdings seien die Pläne, die auch einen Umzug des alten, denkmalgeschützten Bahnhofs um 21 Meter auf die andere Straßenseite beinhalten, für durchaus zukunftsweisend eingeschätzt worden. Dies sehen andere Ratsmitglieder als Verstoß gegen die Vorgabe des Rates, nichts zu präjudizieren, ehe nicht das Integrierte Handlungskonzept für den Ortskern vorliege.

Inzwischen ist auch ein Rechtsanwalt in die Dinge involviert, der der Gemeinde ebenfalls vorwirft, sich frühzeitig auf die Pilatzki-Lösung festgelegt sowie den zur Erarbeitung des Handlungskonzeptes beauftragten Gutachter in dieser Weise beeinflusst zu haben. Es wird nunmehr „dezidierte Aufklärung“ gefordert. Rechtsanwalt Andreas Haupt kommt zu einem vernichtenden Urteil: „Es entsteht zumindest der ‚böse Schein‘, dass das Gutachten lediglich als ‚trojanisches Pferd‘ gebraucht werden soll, um den Plänen des Engelskirchener Investors zum Ziel zu verhelfen.“ Durch das Verhalten der Gemeinde würden Fördergelder in Millionenhöhe gefährdet. Seine Mandaten würden in jedem Fall rechtliche Schritte einleiten, werde die Pilatzki-Lösung weiterverfolgt.

Insofern dürfte die morgige Ratssitzung durchaus spannend werden, für die etwa die UWG eine Katalog von 20 Fragen vorgelegt hat. Rechtsanwalt Haupt hat seinerseits weitere zehn Fragen gestellt. „Es werden im Moment viele Nebelkerzen geworfen. Meine Pläne liegen auf dem Tisch und man kann sie bewerten, aber man sollte sich langsam damit beschäftigen, in eine Planungsphase zu kommen, wenn man einen nahtlosen Übergang Ende 2017 schaffen will“, wird Investor Pilatzki allmählich ungeduldig.  
  
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