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Warum Öl den Strompreis beeinflusst

Externer Beitrag; 17. Feb 2016, 17:00 Uhr
Bild: privat.
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Warum Öl den Strompreis beeinflusst

Externer Beitrag; 17. Feb 2016, 17:00 Uhr
Oberberg - Es ist weitestgehend bekannt, dass Öl die Preisentwicklung von Gas beeinflusst. Eher unbekannt – und weitaus weniger logisch – ist die Tatsache, dass das schwarze Gold Auswirkungen auf den Strompreis hat.
Die Vermutung liegt nahe, dass ein günstiger Preis der Wirtschaft gut tut. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigt die aktuelle Entwicklung des Ölpreises. Am Donnerstag (11.02.2016) fiel der Wert auf ein neues Tief: Laut WTI betrug der Ölpreis je Barrel 26,42 Dollar – so wenig wie zuletzt 2003.

Der Grund für den sinkenden Ölpreis ist bekannt: Saudi-Arabien und der Iran liefern sich eine Rabattschlacht, mit der beide Länder versuchen, sich Marktanteile zu sichern. Bis vor Kurzem waren die Preise der beiden Länder ähnlich ausgelegt. Nun ist iranisches Öl etwa zehn Cent günstiger.

Wer den niedrigen Ölpreis nicht feiert

Sinkende Ölpreise wurden einige Zeit als ein weltweites Konjunkturprogramm angesehen. Verbraucher sollten viel Geld durch billige Energie sparen. Als Gegenzug gingen Experten davon aus, dass Verbraucher sich die Einsparungen in einer hohen Konsumlaune äußern. Die Realität sieht anders aus.

Amerikanische Firmen investierten Milliarden in Bohrlöcher und neues Equipment, angetrieben von hohen Ölpreisen. Durch den sinkenden Ölpreis sind ihre Investitionen – viele auf teuren Krediten – unrentabel.

Firmen, die auf Öl als Kraftstoff angewiesen sind, profitieren aktuell von dem niedrigen Preis. So rechnet die Lufthansa damit (Quelle: boerse.de), dass die Treibstoffkosten in diesem Jahr um 800 Millionen Euro auf 4,9 Milliarden Euro zurückgehen werden.

Theoretisch profitieren Endkunden ebenfalls vom niedrigen Ölpreis, denn sie tanken günstiger an der Zapfsäule. Es gibt jedoch keine Garantie, dass sie den finanziellen Vorteil in die Wirtschaft investieren.

Der Zusammenhang zwischen Öl und Strom

Obwohl für die Verbrennung von Öl keine nennenswerten Mengen Strom benötigt werden, sind alle Energiepreise miteinander verbunden. Der Gaspreis folgt dem Ölpreis mit einer Verspätung von etwa einem Quartal. Diese Entwicklung beeinflusst Gaskraftwerke und ihre Stromerzeugung. Steigende Ölpreise können folglich die Kosten für Strom erhöhen. Versorger sind dafür bekannt, höhere Rohstoffpreise auf ihre Kunden zu übertragen.

Für Verbraucher wäre eine durch den Ölpreis bedingte Strompreiserhöhung eine weitere schlechte Nachricht. Die Strompreise steigen 2016 für insgesamt zehn Millionen Haushalte in ganz Deutschland. Von 900 Grundversorgern erhöhen rund 190 die Preise. Einige Strompreiserhöhungen gab es zum ersten Januar, die anderen Unternehmen erhöhen ihre Preise im März und April.

Durchschnittlich drei Prozent mehr zahlen betroffene Haushalte, was Mehrkosten von 40 Euro für einen Vierpersonenhaushalt entspricht.

Versorger geben nur Kosten an Kunden weiter

Die diesjährigen Strompreiserhöhungen stehen – wie alle davor – unter Kritik. Verbraucherschützer kritisieren Versorger, weil sie lediglich steigende Netzentgelte und Umlagen an ihre Kunden weitergeben. Vorteile durch einen gesunkenen Börsenpreis behalten die Unternehmen für sich.

Verbraucher sollten eine Strompreiserhöhung als ein Zeichen für eine Änderung ansehen. Der Wechsel zu einem neuen Stromanbieter bringt ein großes Sparpotenzial mit sich. Mit dem Stromvergleichsrechner im Internet, wie die des Testsiegers verivox.de, haben Stromkunden die Möglichkeit, alle verfügbaren Angebote und Einsparungen gegenüber dem aktuellen Tarif anzusehen.

Weitergabe von Kosten hat ihre Grenzen

Die Weitergabe von Kosten ist nicht nur Stromkunden ein Dorn im Auge. Der Bundesgerichtshof zeigt in zwei aktuellen Fällen, dass alles eine Grenze hat. Das Urteil für den ersten Fall (Az. VIII ZR 71/10) wird erst im April verkündet. Beim zweiten Fall (VIII ZR 211/10) steht es ebenfalls noch aus. Bereits jetzt ist sicher, dass Versorger Bemühungen anstellen müssen, eine Preissteigerung zu vermeiden.

Der Europäische Gerichtshof kritisierte Ende 2014, dass deutsche Energieversorger Preiserhöhungen nicht transparent genug kommunizieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die beiden Fälle entwickeln und ob sie Auswirkungen auf die Preispolitik von Energieversorgern haben werden.

Verhalten im Alltag anpassen

Unabhängig von der Preispolitik und Weitergabe von Kosten halten Verbraucher mit dem (regelmäßigen) Stromanbieterwechsel die Macht über den Strompreis in ihrer Hand. Versorger sind gezwungen, ihre Preise gerecht und flexibel zu gestalten, um der Konkurrenz voraus zu sein.

Zusätzlich zum Anbieterwechsel lohnt es sich, das persönliche Verhalten in Bezug auf den Stromverbrauch anzupassen. In einem Artikel informiert die Hannoversche Allgemeine Zeitung über die Stromkosten, die das Öffnen der Kühlschranktür verursacht. Demnach sind die Kosten für das Öffnen dieselben, wie der zehnminütige Stromverbrauch einer 60-Watt-Glühlampe (0,01 Kilowattstunden [kWh]). Für einen Strompreis von 27,94 Cent je kWh würde das einmalige Türöffnen 0,2794 Cent kosten. Wer die Kühlschranktür im Schnitt achtmal öffnet, verursacht jedes Jahr Kosten in Höhe von rund acht Euro.

Mehrkosten beim Stromverbrauch entstehen auch, wenn die Eisdecke im Kühlschrank mehr als einen halben Zentimeter groß ist. Ab diesem Wert steigt der Stromverbrauch um rund 30 Prozent an. Für einen Haushalt mit einem Gerät der Effizienzklasse A+++ entstehen zusätzliche Mehrkosten von rund zehn Euro pro Jahr.
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