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Fußballspaß für Flüchtlinge

bk; 12. Oct 2015, 15:36 Uhr
Bilder: Birgit Kowalski.
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Fußballspaß für Flüchtlinge

bk; 12. Oct 2015, 15:36 Uhr
Gummersbach - Die Fußballer der TuRa Dieringhausen haben jugendliche Flüchtlinge zum Fußballspielen eingeladen - 20 Jungen und junge Männer waren am Hammerhaus zu Gast.
Sich beim Fußballspielen auszupowern – das kann Mahmut (15) gar nicht abwarten. Deshalb zieht er sich am Rand des Stadions in Dieringhausen um, statt in die Umkleidekabinen zu gehen, und läuft auf den Kunstrasenplatz, wo seine Kumpels kicken. Die TuRa Dieringhausen hat minderjährige Flüchtlinge ins Stadion eingeladen. 20 Jugendliche sind gekommen.

Ohne seine Familie sei er aus Afghanistan geflüchtet, sagt Mahmut. Wie andere minderjährige Flüchtlinge wurde er in Köln dem sozialen Projekt Rheinflanke zugewiesen. Rheinflanke ist auf verschiedenen Sektoren als Hilfsorganisation tätig und betreut auch minderjährige Flüchtlinge, die ohne Begleitung gekommen sind. Aus Platzgründen seien einige davon in einer Außenstelle in Gummersbach untergebracht, erklärt Dominique Mona Güttes von Rheinflanke. Sie betreut mit einem Team von vier Fachkräften derzeit 30 Jugendliche in einem Hotel in Dieringhausen. „Denen fällt die Decke auf den Kopf. Die Einladung zum Fußballspielen ist genau das Richtige“, sagt Gütte und bedankt sich herzlich bei der TuRa.


[Niaz hat Schmerzen im Unterschenkel - Betreuer Norman von der Initiative Rheinflanke kümmert sich darum.] 

Der stellvertretende Jugendleiter Jan Karrasch erklärt: „Wir wollten etwas für minderjährige Flüchtlinge tun.“ Er organisierte das Treffen am Wochenende. 20 Jugendliche folgten der Einladung. Dominique Mona Güttes weiß: „Wir haben zwar nur junge Männer in der Gruppe, aber Fußball ist halt nicht für jeden was.“ Mahmut rennt begeistert hinter dem Ball her. Den sollen sich eigentlich vier Leute zuspielen, während zwei in der Mitte versuchen, ihn wegzukicken. Mahmut bringt die Trainingseinheit durcheinander.



In einem Sprachgemisch mit englischen und deutschen Brocken machen ihm die Kumpels das klar. Jakup (17), der allein aus Gambia flüchtete und Fußballer aus Leidenschaft ist, dauert das zu lang: „Ihr Typen quatscht zu viel!“, sagt er auf Englisch. Niaz (17) hat in seiner Heimat im Irak offenbar in einem Verein trainiert. Er zwinkert Jakup zu, bittet Karrasch um einen weiteren Ball und übt mit Jakup lange Pässe. Der versemmelt sie oft, weil er immer nur auf kleinen Plätzen gebolzt hat. Nach und nach wird es besser, Niaz muss nicht mehr so oft verschossenen Bällen nachjagen.

Obwohl nur einer seiner Spielern gekommen ist, um mit den Flüchtlingen Fußball zu spielen, freut sich Thomas Wegner (48), Trainer der A-Jugend: „Ich habe hier ein paar echte Talente gesehen. Wenn wir das hier wiederholen, werden die Spieler hier sein.“ Im Anschluss ans Training lässt Wegener die Jugendlichen eine Partie spielen. Die Dimensionen des Platzes am Hammerhaus bringen sie an ihre Grenzen. Jakup und Niaz feuern die Mitspieler an, bis Niaz plötzlich aussetzt: Er hat Schmerzen im linken Unterschenkel. Die Krämpfe könnten eine Folge der langen Fußmärschen auf der Flucht sein, meint Niaz, der aber unbedingt weiterspielen möchte.



Während die anderen Betreuer Niaz’ Bein versorgen, bespricht Thomas Wegner mit Dominique Mona Gütte, ob und wie eine Integration der minderjährigen Flüchtlinge  möglich ist. Sie erklären, warum die Euphorie verhalten ist: „Es kann jederzeit sein, dass die Jugendlichen anderswo hin verwiesen werden“, sagt Gütte. Das habe die TuRa schon schmerzlich erfahren, sagt Wegener: „Wir hatten einen wirklich talentierten, sehr guten Spieler, Mustafa. Als wir alles organisiert hatten, um ihn in den Verein zu holen, wurde er ins Siegerland geschickt.“ Gütte versichert, Rheinflanke werde prüfen, ob solche Einzelfälle künftig berücksichtigt werden können.
  
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