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Jugendgästehaus wird zur Notunterkunft

bk; 6. Oct 2015, 16:22 Uhr
Bild: Michael Kleinjung --- Bergneustadts Bürgermeister Wilfried Holberg infvormierte am Abend die Bürger.
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Jugendgästehaus wird zur Notunterkunft

bk; 6. Oct 2015, 16:22 Uhr
Bergneustadt – Bergneustadts Bürgermeister Wilfried Holberg informierte gestern Abend, dass in der kommenden Woche rund 100 Flüchtlinge auf dem Hackenberg erwartet werden (AKTUALISIERT).
Von Birgit Kowalski

Etwa 100 Flüchtlinge sollen ab dem 15. Oktober im Bergneustädter Stadtteil Hackenberg die Notunterkunft beziehen, die im dortigen Jugendgästehaus eingerichtet wird. Bürgermeister Wilfried Holberg teilte dies gestern in einer kurzfristig einberufenen Versammlung in der Begegnungsstätte Hackenberg rund 60 Bürgern mit. Es sei möglich, dass die Notunterkunft auf dem Hackenberg die Stadt hinsichtlich der Unterbringung von Asylbewerbern nach der Regelzuweisung entlaste, sagte Holberg. Die über die sogenannten Drehscheiben, die Flughäfen und Bahnhöfe nach Deutschland einreisenden Flüchtlinge würden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Kommunen verteilt. „Da ist keine Region überproportional betroffen“, so Holberg. In Bergneustadt leben bereits 200 Flüchtlinge. Sie seien meist dezentral untergebracht, auch auf dem Hackenberg, so Holberg.


[Johanniter-Regionalvorstand Steffen Lengsfeld und Bürgermeister Wilfried Holberg informierten.]

„Nach dem aktuellen Stand müssten wir eigentlich noch 28 Asylbewerber aufnehmen“, rechnete Holberg vor. Für diese und weitere, noch zu erwartende Flüchtlinge soll das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma AuBeMa in Bergneustadt als Unterkunft umgebaut werden. „Das ist aber noch nicht fertig. Da stehen ja noch Bau- und Brandschutz-Prüfungen an.“ Die Kosten lägen zum größten Teil bei der Kommune. Die 100 Flüchtlinge, die in der Notunterkunft untergebracht werden sollen, würden im Schlüssel mit den Regelzuweisungen verrechnet, sagte Holberg.


„Das könnte uns sechs bis acht Wochen Luft verschaffen, um das Gebäude für die Flüchtlinge fertigzustellen, die uns nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesen werden.“ Eine Garantie gebe es dafür nicht: „Der Schlüssel richtet sich nicht nach den Zahlen der Flüchtlinge und Asylbewerber, die schon da sind, sondern nach denen, die nach Deutschland kommen“, berichtete der Rathauschef.


[In das Jugendgästehaus ziehen in der kommenden Woche 100 Flüchtlinge ein.]

Von der Entscheidung der Bezirksregierung, das Jugendgästehaus zur Notunterkunft zu machen, sei er am Donnerstag in Kenntnis gesetzt worden, sagte Holberg. Er habe umgehend versucht, den Beschluss aussetzen zu lassen oder rückgängig zu machen: „Ich hatte vor kaum 14 Tagen hier an dieser Stelle noch gesagt, dass ich mich im Interesse der so positiv voranschreitenden Stadtteilentwicklung dafür einsetzen werde, dass hier auf dem Hackenberg keine zentrale Unterkunft entsteht.“ Er habe allerdings erfahren, dass an der Entscheidung nicht zu rütteln sei. „Solch ein Vorgehen, ganz ohne die Kommunen, war mir auch neu.“


[Alle Fragen der Bürger wurden bei der Informations-Veranstaltung beantwortet.]

Es sei eine der Folgen der aktuellen Flüchtlingssituation, die mittlerweile in der Öffentlichkeit immer häufiger als Krise wahrgenommen wird. „Der Krisenstab in Köln hat die Einrichtung beschlossen.“ Die Notunterkunft soll am 15. Oktober 100 Flüchtlinge aufnehmen, die zurzeit in Leverkusen in einer Turnhalle untergekommen sind. Die Johanniter Wiehl wurden als Betreiber der Flüchtlingsunterkunft bestimmt.

Steffen Lengsfeld, Regionalvorstand der Johanniter im Rheinland, sagt: „Für uns als Hilfsorganisation war klar, dass wir uns der Verantwortung nicht entziehen.“ Auch er habe am Donnerstag davon erfahren, dass die Johanniter Wiehl die Trägerschaft der Notunterkunft auf dem Hackenberg übernehmen solle. „Ich habe meinen Urlaub abgesagt und mich gleich mit der Stadt Bergneustadt in Verbindung gesetzt.“

Die Rahmenbedingungen für die Aufnahme von Flüchtlingen seien im Jugendgästehaus gut, sagte Lengsfeld. Mit 97 bis 99 Personen werde die maximale Auslastung der Notunterkunft erreicht. Die Flüchtlinge, die in Leverkusen bereits registriert wurden, würden von Bergneustadt aus zur offiziellen, detaillierten und zentralen Registrierung gebracht. „Aber sie dürfen sich natürlich frei bewegen.“ Für den Gesundheits-Check trügen Ärzte Sorge. Ein geprüfter Sicherheitsdienst werde vom Land bestellt, bezahlt und regelmäßig kontrolliert.
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