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Kippels erwartet einen Ritt auf der Rasierklinge

lo; 29. Jul 2015, 09:00 Uhr
Bilder: Björn Loos.
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Kippels erwartet einen Ritt auf der Rasierklinge

lo; 29. Jul 2015, 09:00 Uhr
Wiehl - Auch im zweiten Landesliga-Jahr steht für den FV Wiehl der Klassenerhalt im Vordergrund - Trainer Ingo Kippels: „Konstanz wird entscheidend sein.“
Nach dem Durchmarsch von der Kreisliga A in die Landesliga erwischte der FV Wiehl einen guten Start und fand sich nach wenigen Spieltagen sogar auf dem zweiten Tabellenplatz wieder. Eine Leistungsdelle in der zweiten Hälfte der Hinrunde sorgte allerdings dafür, dass man sich nach unten orientieren musste. Trainer Ingo Kippels drehte in der Winterpause an den richtigen Stellschrauben, was dazu führte, dass die Wiehler sich kontinuierlich von unten absetzen und das Abstiegsgespenst schnell vertreiben konnten. Als Zehnter hatte man in der Endabrechnung elf Zähler Vorsprung auf den ersten Absteiger Rot-Weiß Merl. Vor dem zweiten Landesliga-Jahr werden beim FV keine Luftschlösser erbaut. Das sportliche Niveau innerhalb der Klasse hat sich spürbar erhöht. Mannschaften, die als Kanonenfutter durchgehen, sind weit und breit nicht zu erkennen. Trainer Ingo Kippels stellt sich auf eine „schwierige Saison“ ein und gibt als primäres Ziel das Erreichen der 40-Punkte-Marke aus.

Kommen und Gehen

Der Verein hatte sich beim Personalcasting auf die Fahne geschrieben, die Offensive zu stärken und gleichzeitig nach Alternativen für den hinteren Bereich zu suchen. Mit Markus Hayer wurde ein Akteur verpflichtet, der Drittliga-Erfahrung vorzuweisen hat. Er übernimmt den Part des spielenden Co-Trainers und ist für die Kommandos auf dem Platz zuständig. „Er soll die Laufwege ansagen und die Pressingsituationen einleiten“, umreißt Kippels eines der Aufgabengebiete des Stürmers, der auch im Mittelfeld agieren kann. Sven Wurm kehrte von der TuS Koblenz zurück. Er ist sowohl in der Defensivzentrale als auch auf den Außenverteidiger-Positionen einsetzbar. „Wenn beide fit sind, führt an ihnen kein Weg vorbei“, betont Kippels.



Önder Betin hat nach einem Seuchenjahr, das von unzähligen Verletzungen geprägt war, noch Nachholbedarf. „Ich hoffe aber, dass er in den nächsten Wochen ein Faktor für uns wird“, befindet sich der bullige Angreifer laut Kippels auf dem Weg der Besserung. Ozan Taskiran und Lukas Engeln rücken aus dem eigenen Nachwuchsstall ins Aufgebot der 1. Mannschaft. „Die Jungs sind in der Lage, viele Positionen zu bekleiden. Sie haben auf jeden Fall das Potenzial, sich durchzubeißen“, hält Kippels große Stücke auf das junge Duo. Björn Jost, der bereits in der Rückrunde der abgelaufenen Saison zum Einsatz kam, hätte der FV gerne gehalten. Das Riesentalent wagte jedoch den Sprung zum Oberligisten Sportfreunde Siegen.

Dass weitere A-Junioren einen anderen Weg eingeschlagen haben, bewertet Kippels emotionslos. „Das gehört zum Fußballgeschäft dazu. Der Verein hat die Rahmenbedingungen vorgegeben. Wer diese annimmt, dem stehen alle Türen offen. Außerdem können wir den Kader schlecht auf 36 Leute aufblähen. Da darf man niemandem Sand in die Augen streuen“, verdeutlicht der Trainer, dass er keine Freifahrtscheine zu verteilen hat. Christoph Roth, Salvatore Ragusa, Philipp Sulzer und Bastian Schwarz, die sich in der Vorsaison nicht durchsetzen konnten und jetzt im Aufgebot der Kreisliga A-Reserve stehen, bleiben im Blickfeld des Trainers. Radion Miller verpasste wegen einer schweren Knieverletzung fast ein komplettes Jahr und entschloss sich zu einem Wechsel.           


[Trainer Ingo Kippels ist mit dem bisherigen Verlauf der Vorbereitung sehr zufrieden.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Zu Beginn der ersten Landesliga-Saison der Klubgeschichte nutzte der FV Wiehl die Aufstiegseuphorie, um ins Vorderfeld der Liga vorzustoßen. Im Herbst ebbte der Rückenwind ab, was ein Abrutschen in die untere Tabellenhälfte zur Folge hatte. Erst nach der Winterpause kam das Team wieder auf die Beine und legte eine positive Serie hin. Ein derartiges Wechselbad will Kippels diesmal tunlichst verhindern. „Die Konstanz wird entscheidend sein“, betont der Übungsleiter. Stabilität in der Defensive ist das A und O. Diesbezüglich hat die Mannschaft in der Rückrunde einen großen Schritt nach vorne gemacht. Dank Sven Wurm steht Kippels nun auch für den Fall, dass die unverwüstliche Innenverteidigung Jonathan Noß und Dominik Knotte gesprengt wird, eine adäquate Alternative zur Verfügung.

Auf den Außenbahnen und im zentralen Mittelfeld ist der Konkurrenzkampf riesengroß. In vorderster Spitze sind ebenfalls viele Szenarien denkbar. Hayer und Michael Krestel haben in den bisherigen Testläufen angedeutet, dass sie bestens miteinander harmonieren und torhungrig sind. Ein Önder Betin im Vollbesitz seiner Kräfte ist mit seiner körperlichen Präsenz ein ständiger Unruheherd. Mangelnde Effektivität vor dem gegnerischen Tor war in der letzten Spielzeit der Hauptgrund für einige unnötige Niederlagen. Kippels: „Aufgrund der Qualität und der Erfahrung, die wir hinzugewonnen haben, hoffe ich, dass unsere Chancenauswertung besser wird.“

Die Vorbereitungsphase verläuft bislang ausgezeichnet. In den Testspielen gelangen überzeugende Siege, dazu verteidigten die Wiehler den Titel beim Homburger Sparkassen-Cup. „Die Jungs ziehen richtig gut mit. Das Niveau im Training ist noch einmal gestiegen“, gibt es am aktuellen Leistungsstand nichts auszusetzen. Zudem hat Kippels zwei Joker in der Hinterhand: Alexander Küsters, wegen zweier Muskelbündelrisse lange Zeit außer Gefecht gesetzt, macht große Fortschritte. Malte Hartwig wird im September zurückerwartet. Einzig der Zeitpunkt des Comebacks von Tristan Schneider (Knieverletzung) steht in den Sternen.

Saisonziel, Einschätzung zur Liga            

Man muss kein Prophet sein, um zu konstatieren, dass die Landesliga in dieser Saison extrem gut besetzt sein wird. Fast allen Klubs ist es gelungen, in personeller Hinsicht aufzurüsten. Die Aufsteiger sind alles andere als Fallobst, dazu kommen Frechen und Buschbell-Munzur aus der Staffel 2, die stark einzuschätzen sind. „Jedes Spiel wird ein Ritt auf der Rasierklinge. Es wird von Kleinigkeiten abhängen, ob man gewinnt oder als Verlierer vom Platz geht“, sagt Kippels, der auf der Eichhardt den Grundstein für den neuerlichen Ligaverbleib legen möchte. „Wir haben uns über die Jahre eine gewisse Heimstärke erarbeitet.“

Obwohl die Wiehler mit den Transfers von Hayer und Wurm für Aufsehen gesorgt haben, schlägt Kippels bescheidene Töne an. „Unsere Aufgabe ist, vier Mannschaften hinter uns zu lassen. Wenn alles optimal läuft und wir von Verletzungspech verschont bleiben, können wir uns vielleicht mit dem Bereich zwischen Platz acht und elf beschäftigen, aber mit dieser Einschätzung muss man vorsichtig sein.“ Zum Kreis der Titelkandidaten zählt er den SSV Merten und den FV Bad Honnef, ohne sich auf einen klaren Favoriten festzulegen. „Ich erwarte eine Zweiklassengesellschaft. Acht Mannschaften werden sich um die vorderen Plätze streiten, die anderen um den Klassenerhalt kämpfen.“ Gelingt es dem FV Wiehl, sich von der Abstiegszone fernzuhalten und frühzeitig sichere Gefilde zu erreichen, wäre das Soll mehr als erfüllt.             



[Ingo Kippels (li.) und Michael Kuhn (re.) mit den Neuzugängen Lukas Engeln, Önder Betin, Ozan Taskiran, Markus Hayer und Sven Wrum (v.li.).]

Zugänge
Markus Hayer (Sportfreunde Siegen), Sven Wurm (TuS Koblenz), Önder Betin (1. FC Kaan-Marienborn), Ozan Taskiran (eigene Jugend), Lukas Engeln (eigene Jugend).

Abgänge
Radion Miller (Kiersper SC)

Der Kader

Tor
Lukas Hoffmann, Arthur Kampka

Abwehr
Jonathan Noß, Dominik Knotte, Sven Wurm, Lukas Engeln, Kevin Derksen, Hermann Schattner

Mittelfeld
Ozan Taskiran, Max Jeschonnek, Tristan Schneider, Fabian Mantsch, Thorben Riske, Christian Prinz, Alexander Küsters, Stavros Kosmidis, Waldemar Kilb, Malte Hartwig

Angriff
Markus Wagner, Luca Dwertmann, Markus Möller, Michael Krestel, Önder Betin, Markus Hayer.  

Trainer
Ingo Kippels (wie bisher)

Co-Trainer
Michael Kuhn, Markus Hayer

Torwarttrainer
Axel Göring

Betreuer
Carsten Brauckmann                                              
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