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Legt die Sonnenfinsternis das Stromnetz lahm?

js; 5. Mar 2015, 16:44 Uhr
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Legt die Sonnenfinsternis das Stromnetz lahm?

js; 5. Mar 2015, 16:44 Uhr
Oberberg – Deutschland kann am 20. März beobachten, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt und den Himmel verdunkelt - Die partielle Sonnenfinsternis könnte für Schwankungen im Solarstromnetz sorgen.
Am 20. März kann in Europa ein seltenes Himmelsphänomen beobachtet werden. Zwischen 9:30 Uhr und 12 Uhr schiebt sich der Mond vor die Sonne und verdeckt sie bis zu 80 Prozent. Eine solche partielle Sonnenfinsternis konnte in Deutschland zuletzt im Jahr 2003 beobachtet werden. Was bei vielen Menschen für Begeisterung und einen staunenden Blick gen Himmel sorgen wird, führt bei anderen zu Befürchtungen. Von einem Blackout – also einem großflächigen Stromausfall – war in Internetforen und Zeitungen zu lesen. Im vergangenen Jahr geisterte vor allem eine Frage durch die Medien: Gefährdet die Sonnenfinsternis den Betrieb von Solaranlagen und die Stabilität des Stromnetzes?


Die Energieversorger 50Hertz Transmission, Amprion, TenneT TSO und TransnetBW sprechen in einer Presseerklärung von einer großen Herausforderung. Bei sehr sonnigem Wetter gehe die Sonnenenergie-Einspeisung erst um rund 12 Gigawatt zurück und steige anschließend um etwa 19 Gigawatt an, was der Leistung von 19 Großkraftwerken entspreche. Diese Schwankungen will man nun durch den koordinierten Einsatz flexibler Erzeugungsanlagen vollständig ausgleichen. Dabei stützt man sich auf Erkenntnisse der Wissenschaft. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin hat im Oktober 2014 eine entsprechende Studie vorgelegt.





Bei wolkenlosem Himmel könne es im Zeitraum der Sonnenfinsternis zu starken Schwankungen kommen, die die übliche Leistungsänderung einer Photovoltaik-Anlage um das Dreieinhalbfache übersteige, heißt es in der Studie. Grund zur Sorge sieht man allerdings nicht und verweist auf Pumpspeicherwerke, die die Schwankungen der Solarstromerzeugung auch bei wolkenlosem Himmel vollständig ausgleichen könnten. Der kommunale Energie-Dienstleister in der Oberbergischen Region schätzt, dass es am Tag der Sonnenfinsternis so keine Probleme geben wird. Die AggerEnergie betreibt 1.848 Photovoltaik-Anlagen, muss am 20. März aber nicht selbst für den Leistungsausgleich sorgen. Zuständig seien in diesem Fall überregionale Übertragungsnetzbetreiber, die Reservekraftwerke bereithalten.


Entwarnung gibt auch Klaus-Peter Woggon, Geschäftsführer von Alternative Energiesysteme Oberberg (aeo): „Anfang des vergangenen Jahres wäre die Sonnenfinsternis in der Tat ein Problem gewesen. Es hätte die Gefahr bestanden, dass die Überfrequenz-Abschaltung alle Anlagen vom Netz genommen hätte. Dann wäre es zu einem Blackout gekommen. Das ist heute aber nicht mehr der Fall“. Um die Stabilität des Versorgungsnetzes sicherzustellen, wurde Ende 2014 eine gesetzliche Umrüstung von Solaranlagen mit mehr als zehn Kilowatt Spitzenleistung vorgeschrieben. Die Überfrequenz-Abschaltung wurde gegen eine neue Technik ausgewechselt. Wenn eine Netzfrequenz von 50,2 Hertz überschritten wird, gehen nicht mehr alle Anlagen sofort und zeitgleich vom Netz. „Sie sollen das vielmehr sozusagen "mit Gefühl" machen, damit kein unbeherrschbarer Stromerzeugungseinbruch erfolgt“, heißt es auf der Internetseite des Solarenergie-Fördervereins Deutschland.


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