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Weihnachtsbesuch im Flüchtlingsheim

Red; 21. Dec 2014, 14:00 Uhr
Bilder: privat --- Zwölf Schüler der Waldbröler Gesamtschule besuchten die Flüchtlingsunterkunft in Hermesdorf und waren von den Berichten der Asylsuchenden ergriffen.
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Weihnachtsbesuch im Flüchtlingsheim

Red; 21. Dec 2014, 14:00 Uhr
Waldbröl - Gesamtschüler suchten den Kontakt zu Flüchtlingsfamilien in Waldbröl und organisierten eine weihnachtliche Bescherung.
Was kann eine Schulklasse tun, um vor Weihnachten nicht nur an sich, die eigene Familie oder Freunde zu denken, sondern auch anderen, hilfsbedürftigen Menschen eine Freude zu machen? Linda aus der 10b der Gesamtschule Waldbröl kam auf die Idee, Flüchtlingsfamilien in Waldbröl zu besuchen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Klassenlehrer Christine Bindels und Jakobus Bönisch freuten sich über die Initiative sowie die Zustimmung der Klasse und fanden schnell den Draht zu Margit und Dieter Brüser vom „Freundeskreis Asyl“. Zusammen planten sie einen Besuch in den Flüchtlingsunterkünften in Waldbröl-Hermesdorf.

Vier Familien aus Bosnien, Syrien, dem Kosovo und der Mongolei wurden mit der zuständigen Stadtsozialarbeiterin Christina Grümbel für den Besuch ausgewählt. Eltern, Schüler und Lehrer spendeten Spielzeug, Süßigkeiten, Obst und andere Lebensmittel. Gemeinsam mit Schulleiterin Maria Neunkirchen fuhren schließlich zwölf Schüler und die Klassenlehrer am Freitag mit durchaus gemischten Gefühlen nach Hermesdorf. Zwei Mitarbeiterinnen des Freundeskreises, der sich ehrenamtlich um die Flüchtlinge in der Stadt kümmert, waren vor Ort und machten die Abordnung der Schule mit den Asylsuchenden bekannt. Als Versammlungsort diente eines der dort bewohnten Wohnzimmer. Vor insgesamt über 20 gespannten Zuhörern stellten Margit Brüser und Helen Ortega-Martinez die Flüchtlingssituation in Waldbröl dar.


Zurzeit leben 86 Personen aus 22 Nationen in den Unterkünften der Stadt - Tendenz steigend. Bei Verständigungsproblemen und Konflikten, bei der Vermittlung von Anwälten, bei Behördengängen und vielem mehr sind die Mitglieder des Freundeskreises gefragt. Weitere Paten für Familien oder Einzelpersonen werden gesucht.

Erschütternd für die Schüler war der Bericht eines Bewohners, dessen Frau die Flucht aus Syrien nicht überlebt hat und dessen Sohn viele Monate lang verschollen war. Erst kürzlich hat er ein Lebenszeichen des Sohnes aus dem Libanon erhalten. Umso herzerfrischender war der Kontakt mit den Kindern, die offensichtlich Spaß an dem ungewohnten Besuch hatten. Die Augen erstrahlten nicht nur bei der Übergabe der Geschenke. Der Besuch schien mehr als eine willkommene Abwechslung für alle Beteiligten zu sein. Jacqueline sagte schon bei der Rückfahrt zur Schule: „Ich hatte gar nicht gedacht, dass die so nett sind. Ich glaube, ich gehe demnächst mal donnerstags zur Spielstunde, um mit den Kleinen zu spielen.“ Eine andere Schülerin meinte: „Solche Besuche sollten wir nicht nur zu Weihnachten machen. Wir müssen da bald wieder hin.“

Tatsächlich wird dieser erste Kontakt weiterreichende Folgen für die Gesamtschule haben: im Rahmen eines Erasmus-Plus-Projektes mit drei anderen europäischen Schulen zum Thema Migration wurde bereits von Seiten des Freundeskreises Asyl und der Stadtsozialarbeiter Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert.
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