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Sport und Demenz bilden ein sehr gutes Team

Red; 20. Nov 2014, 15:15 Uhr
Bild: privat --- Unter Anleitung von Veronique Wolter von der TU Dortmund (vorne links) probierten die Teilnehmer auch selbst mögliche Sportangebote für Menschen mit Demenz aus.
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Sport und Demenz bilden ein sehr gutes Team

Red; 20. Nov 2014, 15:15 Uhr
Oberberg - „Ich kann mir noch schwer vorstellen, wie und wo genau wir Sportangebote für Menschen mit Demenz schaffen können“ - Großes Interesse am NRW-Modellprojekt „Sport für Menschen mit Demenz“.
Mehr als 1,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Demenz. Bis zum Jahr 2050 wird sich diese Zahl in Folge des demographischen Wandels sowie der steigenden Bekanntheit der Krankheit verdoppeln. Mit dem Satz „Demenz ist die Zukunft“ brachten die Teilnehmer einer Informationsveranstaltung des Kreissportbundes Oberberg (KSB) diese unaufhaltsame, aber mit Sport zu entschleunigende Entwicklung auf den Punkt.

Eigentlich war die Veranstaltung unter dem Titel „Sport für Menschen mit Demenz“, die im Seminarraum des Hohenzollernbads in Gummersbach stattfand, auf 20 Teilnehmer beschränkt. Aufgrund der hohen Nachfrage von ehrenamtlichen Vereinsvertretern und professionellen Pflegekräften, ermöglichte Dr. Kerstin Bastian von der KSB-Initiative „Bewegt ÄLTER werden“ zumindest noch einigen Interessierten mehr einen fachlichen Austausch. Geleitet wurde dieser von Veronique Wolter vom NRW-Modellprojekt „Sport für Menschen mit Demenz“ des Landessportbundes und des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes unter wissenschaftlicher Begleitung der TU Dortmund.

„Ich kann mir noch schwer vorstellen, wie und wo genau wir Sportangebote für Menschen mit Demenz schaffen können, aber natürlich möchten wir den Zug in diese Richtung nicht verpassen“, sagte Johannes Schuster vom ASC Loope, der zugleich auch die Interessen des Gemeindesportverbands Engelskirchen vertrat vor Beginn der Veranstaltung. Während die Anwesenden der Sportvereine oftmals die Demenz als Neuland bezeichneten, fehlte vielen Pflegekräften in ihrer Arbeit noch der Sportbezug. Gemeinsam näherten sie sich unter Anleitung von Veronique Wolter der jeweils anderen Seite an.


Nach allgemeinen Informationen zur Krankheit, erklärte die Referentin die Bedeutung von Bewegung zum Verlangsamen der Demenz. So wirke diese vor allem dem Kraftverlust und Koordinationsstörungen entgegen. Abschließend bekamen die Teilnehmer Praxisbeispiele zu Sportangeboten an die Hand. Besonders gut geeignet seien Dual-Task-Aufgaben, bei denen Menschen mit Demenz durch Mehrfachbewegungen oder Bewegungen mit zum Beispiel Rechenaufgaben gefordert werden. Auch die sogenannte Biografiearbeit eigne sich ausgezeichnet, sagte Wolter. Dabei werden Anhaltspunkte aus der Biografie des Menschen hergeleitet und für Gespräche und Bewegungsaufgaben genutzt. Kontakt und soziale Sicherheit werden darüber aufgebaut. Insgesamt sei es wichtig, als Übungsleiter entspannt und flexibel an die Arbeit mit Dementen heranzugehen, und sich nicht streng an einem gesteckten Trainingsplan entlang hangeln zu wollen, so Wolter weiter.

„Das Leistungsdenken, das man im Sport gelernt hat, muss man ablegen. Es ist sozusagen die Entdeckung der Langsamkeit“, berichtete auch Axel Scharfschwert vom Wiehltaler LC. In Kooperation mit dem AWO Pflegeheim in Wiehl hat der Leichtathletikverein im Rahmen von „Bewegt ÄLTER werden“ bereits ein Sportangebot für ältere Menschen ins Leben gerufen. Weitere Vereine wie beispielsweise der SV Hunsheim, der VfL Berghausen, der TV Kleinwiedenest und Eintracht Hohkeppel haben ihr Vereinsangebot ebenfalls schon dahingehend erweitert oder planen dies in nächster Zukunft.

Die Bewegung hat erwiesenermaßen eine positive Wirkung auf Menschen mit Demenz. Gemeinsam bilden Sport und Demenz ein sehr gutes Team“, sagt Dr. Kerstin Bastian, die sich über das rege Interesse an der Informationsveranstaltung freute und den Teilnehmern bereits breites Fachwissen bescheinigte. „Das möchten wir mit solchen Veranstaltungen des Kreissportbundes weiter vertiefen und gerne auch Vereine und Einrichtungen, die sich bislang erst wenig mit dem Thema befasst haben, ins Boot holen. Wir stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite“, so die promovierte Sportwissenschaftlerin des KSB.
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