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Homburger Land um 1914 - Kriegsbeginn

vma; 29. Aug 2014, 00:20 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Viel Zuspruch fand die Eröffnung der Ausstellung, bei der (v.l.) Bürgermeister Werner Becker Blonigen, Journalist Dieter Lange und Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus zu den Gästen sprachen.
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Homburger Land um 1914 - Kriegsbeginn

vma; 29. Aug 2014, 00:20 Uhr
Wiehl – Wie es „100 Jahre zuvor“ im Homburger Land aussah und wie die Menschen zu Kriegsbeginn lebten, zeigt die Ausstellung in der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden - Großes Interesse bei der Eröffnung.
Über 300 Anmeldungen erhielt die Sparkasse der Homburgischen Gemeinden für den Startabend der Ausstellung, die auf elf Schautafeln und vielen Fotos und Exponaten zeigt, wie unsere Vorfahren in den Jahren vor und während des 1. Weltkrieges in Wiehl und Nümbrecht lebten. Redaktionell aufbereitet hat die Ausstellung „100 Jahre zuvor“ Dieter Lange, langjähriger Leiter der Redaktion der Oberbergischen Volkszeitung in Gummersbach und Autor der „Chronik Wiehl 1918 – 2010“. Bis zum 26. September kann sie in den Räumlichkeiten der Wiehler Sparkasse während der Öffnungszeiten besucht werden.



Vor 100 Jahren – wie lebten die Menschen damals im Homburger Land? Sowohl die Sangesfreunde in den Vereinen, die ersten Bahnhöfe mit Anschluss in die große weite Welt oder auch die damaligen Ortsansichten von Nümbrecht, Wiehl oder Bielstein zeigt die Ausstellung. Der Wohlstand stieg langsam an, aber gegessen wurde, was auf dem eigenen Acker und im Garten wuchs. Auch die Strom- und Wasserversorgung war noch in den Kinderschuhen.

Doch 1914 änderte sich das zivile Leben im Homburger Land schlagartig. Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus ging darauf ein, was der Krieg damals anrichtete. Dreiviertel der Weltbevölkerung war betroffen, denn 25 Staaten waren involviert. Es gab 17 Millionen Tote. Wie hart das auch die Bevölkerung rund um Wiehl und Nümbrecht traf, zeigten beispielsweise ein vergrößerter Feldpostbrief mit der Aufschrift „zurück – starb den Heldentod“ oder die Kirchbucheintragung zum besonders tragischen Fall der Familie Lang aus Huppichteroth - sie verlor gleich drei ihrer Söhne. Insgesamt 400 junge Männer aus dem Homburger Land mussten ihr Leben lassen.
 
[Brillante musikalische Untermalung der Austellungseröffnung durch Robert Theis mit Stücken von Chopin, Beethoven und Brahms.]

Auch Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen sprach in seinen einleitenden Worten diese Situation an. Die Männer waren damals die wesentlichen Erwerbsträger. In Handel, Handwerk und Landwirtschaft fehlten die Hände, die all das bereitstellten, was für die Versorgung notwendig war. Damals dachte man erst noch, dass die Soldaten Weihnachten 1914 wieder zu Hause wären. „Die Ausstellung soll erinnern“, so Becker-Blonigen, denn auch heute sei die Gefahr groß, „dass unser europäisches Projekt aus den Händen gleitet.“ Interessenkonflikte und unterschiedliche Meinungen sollten nicht mit Gewalt gelöst werden.

Beim Blick auf die Bereitschaft von Krieg als Mittel der Auseinandersetzung heute könne einen nur Betrübnis und Trauer erfassen. Man müsse aus der Geschichte lernen. So zeigt eine Schautafel, dass die Mobilmachung 1914 zunächst große Begeisterungsstürme auslöste – „Für Gott und Vaterland“ wollte man kämpfen -, aber die patriotische Hochstimmung hielt nicht lange an im Homburger Land. Dies und viele weitere Aspekte zeigt die Ausstellung, die Dieter Lange konzipiert hat.
 
[Die Gäste nahmen die Schautafeln, Dokumente und Fotos mit regem Interesse in Augenschein.]

Lange sagte, dass er die Anfrage vor gut zwei Jahren, eine geplante Ausstellung zu Leben im Homburger Land vor 100 Jahren aus lokalhistorischer Sicht zu begleiten, zunächst eher skeptisch begegnete. Einerseits sei die Quellenlage vom Anfang des 20.Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg sehr dünn und andererseits „bin ich Journalist und kein Historiker“, so Lange. Die Bedenken hinsichtlich der Problematik der Materialbeschaffung erübrigte sich, zumal Schüler im „Homburgischen Gymnasium Nümbrecht“ sehr rege an dem Wettbewerb der Sparkasse „Leben vor 100 Jahren im Oberbergischen – eine historische Spurensuche beteiligten“, bei dem sie Fotografien, Bilder, Tagebücher und Gegenstände ihrer (Ur-)Großeltern als aussagekräftige Quellen beschafften. Für Lange schloss sich zudem persönlich ein Kreis, denn nach den Recherchen 2005 für die Zeitungsserie zum Ende des 2. Weltkrieges in Oberberg und für den zweiten Band der Wiehler Chronik hat er nun das Leben im Homburger Land um die Jahrhundertwende recherchiert. Herausgekommen ist dabei eine anschauliche Ausstellung, die die Lebensumstände vor und während des Kriegsbeginns Revue passieren lässt und einen guten Einblick in diese Zeit gibt.
  
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