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250 Räume und 170 Kilometer Kabel

bv; 20. Mar 2018, 14:02 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Das neue Polizeigebäude auf dem Steinmüllergebäude soll im Herbst bezugsfertig sein.
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250 Räume und 170 Kilometer Kabel

bv; 20. Mar 2018, 14:02 Uhr
Gummersbach - Neubau der Kreispolizeibehörde in Gummersbach kommt gut voran – Umzug im Herbst erwartet – Moderne Klimatechnik über Betonkern-Aktivierung.
Von Bernd Vorländer

Hochsicherheitstrakt - Der Gedanke kommt einem schnell, wenn man an eine neue Polizeidienststelle denkt. Schließlich gibt es immer mehr Übergriffe gegen Beamte. Doch die Kreispolizeibehörde, die Ende des Jahres auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände bezogen werden soll, ist das genaue Gegenteil. Natürlich gilt auch hier das Gebot „safety first“, aber zu sehen davon ist eher wenig. Ein Rundgang zeigt: Das neue Gebäude ist ein sehr heller, zweckmäßiger, aber auch auf dem neuesten Stand der Technik errichteter Bau, der einiges Überraschende zu bieten hat. Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, den 20 Millionen Euro teuren Neubau bis Ende Juli soweit fertigzustellen, dass im Anschluss die umfangreiche Polizeitechnik verbaut werden kann: In den 250 Räumen werden dann nach Abschluss aller Arbeiten 170 Kilometer Kabel verlegt worden sein.


[Lediglich die fünf Zellen im neuen Polizeigebäude werden mit dicken Stahltüren gesichert. Ansonsten dominieren helle Räume.]

Für Michael Schüttler ist der Rohbau beinahe zu seinem zweiten Zuhause geworden. Der 1. Polizei-Hauptkommissar gehört zu einem dreiköpfigen Team der Polizei, das seit 2014 den Entstehungsprozess intensiv verfolgt und begleitet, sich mit Ideen einbringt und Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Natürlich ist Schüttler kein Bau-Fachmann und musste sich erst in einem Lehrgang für diese Sonderaufgabe fit machen. Froh sei man, dass der Auftrag zur Errichtung letztlich an die KPBAG-GmbH (Kreispolizeibehörde Amtsgericht) gegangen sei, die aus der Gemeinnützigen Wohnungsbau Gummersbach, der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt und mehreren hiesigen Unternehmerfamilien besteht. Hätte das Land als Bauherr fungiert, wäre vieles spartanischer ausgefallen, denn bei Behördenbauten ist nahezu alles reglementiert und vorgeschrieben. Beim neuen Polizeigebäude schloss die KPBAG jedoch mit dem Land NRW einen Mietvertrag für 20 Jahre ab – inklusive der Option, diesen zweimal für fünf Jahre verlängern zu können.


So sind jetzt die Fenster größer, das ganze Gebäude lichtdurchflutet. „Das war uns immer wichtig, die Atmosphäre sollte freundlich sein“, betont Schüttler, der auch auf die hervorragende Lage hinweist. Von der Innenstadt ist die Polizei künftig gut erreichbar, zu Einsätzen im Süden oder Norden geht es über die Rospestraße und Westtangente sehr schnell. Im Erdgeschoss des Gebäudes sind Poststelle und Wachbereich untergebracht - natürlich auch die Arrestzellen. Letztere sind als einzige mit schweren Stahltüren gesichert. In den weiteren Etagen finden die insgesamt 260 Mitarbeiter von Schutz- und Kriminalpolizei sowie die Führungsstelle Verkehr aus Wipperfürth ihren Arbeitsplatz. Immer wieder trifft man beim Rundgang auf Polizei-Mitarbeiter, die ihre neue Dienststelle in Augenschein nehmen wollen.


[In den doppelten Böden verschwindet die gesamte Kabeltechnik.]

Natürlich ist der Bau komplett behindertengerecht ausgestattet, ein Aufzug führt in die insgesamt vier Stockwerke. In den einzelnen Zimmern findet man überall doppelte Böden, in denen die gesamte Kabeltechnik verschwinden soll. Die gesamte Ausstattung der Büros wird ergonomisch auf dem neuesten Stand, die Schreibtische etwa per Knopfdruck höhenverstellbar sein. „Wir nehmen keinen Tisch und keinen Stuhl aus unseren alten Dienststellen mit“, sagt Michael Schüttler. Moderne Klimatechnik und ökologisches Bauen werden zudem inzwischen auch bei Behördengebäuden immer wichtiger. So wird die Wärme, die die Computer in den Büros entwickeln, in die Heizungsanlage eingespeist.

Und der Clou ist die sogenannte Betonkernaktivierung zur Temperierung des gesamten Gebäudes. Letztere wird als innovative und kostengünstige Methode zum Kühlen und Erwärmen von Gebäuden immer interessanter. Die Betonkernaktivierung nutzt die Fähigkeit der Decken und Wände im Gebäude, thermische Energie zu speichern und damit Räume zu heizen oder zu kühlen. In die Betonbauteile werden vorgefertigte Rohrsysteme eingebaut. In den Rohren zirkuliert Wasser, das je nach Temperatur Wärme aus der Decke aufnimmt, was  einen Kühleffekt bringt, oder an die Decke abgibt.

Neben dem Hauptgebäude wird auch ein Wartungs- und Servicebereich für die rund 80 Fahrzeuge errichtet. Dort sind fünf Mitarbeiter damit beschäftigt, die Wagen für den nächsten Einsatz fit zu halten. „Derzeit sind wir voll im Zeitplan und freuen uns schon auf den Umzug“, sagt Schüttler, der glaubt, dass die Termintreue auch damit zu tun habe, dass nahezu ausschließlich heimische Unternehmen mit dem Bau beschäftigt sind. „Da will sich niemand eine Blöße geben.“


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