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Kommando Frohsinn in Garde-Uniform

bv; 14. Nov 2017, 15:09 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- Der 1. Vorsitzende der Torwache, Michael Krause (li.) und Kommandant Hans-Georg Meinerzhagen freuen sich auf die Jubiläumssession.
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Kommando Frohsinn in Garde-Uniform

bv; 14. Nov 2017, 15:09 Uhr
Engelskirchen – Die Ründerother Torwache feiert in dieser Session mit 33 Jahren ein närrisches Jubiläum – Aufnahmebedingungen im Gründungsjahr waren hart: Wer Lokalverbot hatte, blieb draußen.
Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren die Gepflogenheiten im Aggertal noch anders. Dabei war die Gründung der Ründerother Torwache eigentlich folgerichtig. Der Schnellenbacher Robert Büth hatte die Idee, dem jeweiligen Dreigestirn oder Prinzenpaar des Ründerother Karnevalsvereins eine Garde als Begleitung zur Seite zu stellen. Schnell scharte der Ideengeber 15 Begeisterte um sich, die im Jahr 1985 die Torwache gründeten. Dabei hatte es der Ehrenkodex, den man sich gegeben hatte, durchaus in sich. Neumitglieder sollten zumindest über ein Mindestmaß an tänzerischer Begabung verfügen, natürlich das Herz am rechten Fleck haben und über einen einwandfreien Leumund verfügen. Und schließlich – das war den Vereinsgründern wichtig und offenbar in Ründeroth damals ein kleines Problem – durfte kein Neumitglied im Ort Lokalverbot haben, weil er etwa seine Zeche nicht bezahlt hatte oder sonst aggressiv in Erscheinung getreten war.

Für Hans-Georg Meinerzhagen, den alle nur „Schorsch“ rufen, war das kein Problem. Der damals 25-Jährige trat noch im Verlauf des Gründungsjahres der Torwache bei und ist heute schon seit vielen Jahren Kommandant der Garde. Ein Unikum, den nahezu alle Karnevalisten in der Region kennen, und der von sich selbst sagt: „Ich mag einfach den Kontakt zum Publikum.“ Den kann Meinerzhagen bei 25 bis 30 Auftritten der Torwache in einer Session ausleben. Und er freut sich auf die gerade gestartete 33. Jubiläumssession ganz besonders. „Da lassen wir es so richtig krachen.“ Über 100 Mitglieder hat der Verein, 26 Aktive tanzen in unterschiedlichen Formationen. Und natürlich gibt es ein Tanzpaar, das aber bei der Torwache aus zwei gestandenen Männern besteht. „Streusel“ (Fabian Ecker) und „Fritzchen“ (Jürgen Graw) harmonieren dabei prächtig und zeigen artistische Einlagen bei den Tänzen, die den beiden bei mehreren Auftritten am Abend alles abverlangen.


Ab dem Sommer jeden Jahres hören dabei alle Gardisten auf das Kommando einer Frau. Anna Ecker versucht die tänzerische Schaffenskraft der Aktiven in geordnete Bahnen zu lenken. „Dabei geht es uns gar nicht um Perfektion, wir wollen vor allem eines sein: lustig“, sagt Meinerzhagen. Seit dem 22-jährigen Jubiläum verfügt man über ein eigenes, von dem Looper Komponisten Robert Longerich komponiertes Lied. „Mir sin die Torwach in Rut-Wieߓ, wird bei jedem Auftritt als Einmarsch gespielt. Michael Krause hält den gesamten Laden als 1. Vorsitzender zusammen und ist seit 24 Jahren dabei. Unzählige Geschichten fallen ihm und Meinerzhagen beim Rückblick ein. Etwa, als man mit einem kleinen Bus zu nächtlicher Stunde heim nach Ründeroth fuhr und in eine Polizeikontrolle geriet. Im Bus hatten sich etliche Promille in den hinteren Reihen angesammelt – nur eben beim Fahrer Krause nicht, was die Ordnungshüter gar nicht glauben mochten, bei der Stimmung, die bei den rot gewandeten Gardisten herrschte. Während also Krause „blasen“ musste, tanzten seine Torwachen-Freunde auf der Straße und stiegen auch zum Spaß im Polizei-Bus ein.

Die wichtigste Veranstaltung in der Session ist für das Korps der Korpsappell. Dort werden neue Gardisten der Öffentlichkeit vorgestellt, erhalten ihren Spitznamen und werden publikumswirksam entlaust. Unvergessen auch hier ein Korpsappell, als man den neuen Tanz zur Musik des „Haifischzahns“ eingeübt hatte und Kommandant „Schorsch“ zu nächtlicher Stunde beim Auftritt der Band „Hanak“ auf die Idee kam, diesen Tanz doch noch einmal zur Livemusik zu wiederholen. Der Gerstensaft hatte unter den Gardisten Spuren hinterlassen, sodass Hebefiguren ausfallen mussten und mancher  gar das Ende des Liedes herbeisehnte.

Der Spaß ist auch im Jubiläumsjahr das größte Pfund, mit dem Torwache wuchern kann. „Kameradschaft ist bei uns nicht nur ein Wort“, sagt Michael Krause. Wer Mitglied im Verein wird, bleibt in der Regel ein Leben lang. Doch auch bei der Torwache will man jünger werden. „Wir brauchen Nachwuchs, der dann auch Verantwortung übernehmen soll“, so Hans-Georg Meinerzhagen. Am 25. November ist es in diesem Jahr soweit. Dann feiert man den traditionellen Korpsappell, bei dem traditionell die neuen Ründerother Tollitäten proklamiert werden. Ein attraktives Programm, etwa mit den „Domstürmern“ und dem Tanzcorps „Dürscheider Mellsäck“, wird wieder die über 400 Besucher in der Sporthalle der Gemeinschaftsgrundschule Engelskirchen begeistern, gefeiert wird bis tief in die Nacht. Aber auch für die kleinen Jecken hat die Ründerother Torwache  ein Herz. Bereits seit vielen Jahren veranstaltet man im Dorfhaus Dörrenberg eine Kindersitzung, die in dieser Session am 4. Februar ab 13 Uhr stattfindet. Höhepunkt ist dann natürlich die Teilnahme am Ründerother Rosensonntagszug
  
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