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Uhren, Honig, Obst und Musik

us; 22. Apr 2019, 20:00 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Selbst das 'Kaffeemahlen' war eine mühselige und kraftraubende Tätigkeit: Martina Braun (links) gab den kleinen Besuchern die Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren.
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Uhren, Honig, Obst und Musik

us; 22. Apr 2019, 20:00 Uhr
Marienheide - Der Einladung zum österlichen Start in die Museums-Saison der fünf Kultur-Zeit-Sonntage 2019 von Museum und Forum Schloss Homburg waren zahlreiche Familien und Interessierte ins historische Bauernhausnach Dahl gefolgt.
Von Ute Sommer

"Der Ostermontag ist erfahrungsgemäß ein optimaler Termin um die Reihe unserer thematischen Kultursonntage hier in Dahl zu eröffnen", unterstrich die stellvertretende wissenschaftliche Leiterin vom Museum Schloss Homburg, Silke Engel, und die ansehnliche Gruppe der großen und kleinen Besucher unterstrich eindrücklich ihre Aussage. So eng wurde es beim informativen Rundgang durch das älteste Bauernhaus des Oberbergischen Kreises, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, dass einige der Besucher die Zeit nutzen um den dazugehörigen Bauerngarten, die umliegende Obstwiese und das benachbarte Backes in Eigenregie in Augenschein zu nehmen.

Im Bauernhaus nahm die freie Museumspädagogin Martina Braun die Gäste mit auf eine Zeitreise durch das niederdeutsche Hallenhaus und bot authentische Einblicke in den mühseligen Alltag der Landleute im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Wie früher durchaus üblich, lebten Nutztiere wie Kuh, Schwein, Ziege oder auch Hühner mit den Menschen unter einem Dach, lieferten Arbeitskraft, Lebensmittel und Wärme für die Hausgemeinschaft. Das Leben der Bauern war durch Armut und existenziellem Überlebenskampf geprägt, war also alles andere als die "gute alte Zeit", wie Führerin Martina Braun betonte.

Harte Arbeit bestimmte den Tagesablauf, Ernährungsgrundlage waren die Erträge aus dem eigenen Garten und Feldern, Wasser aus dem Bach wurde mit Kräutern aus Feld und Flur zu Tee verkocht, geröstete Eicheln als Kaffee-Ersatz getrunken. Der Gewölbekeller diente als Kühlschrank und Vorratskammer für den Winter. Warum war das Wandbett so kurz? Wozu dienten Haken an der Kellerdecke? Wie lief die Körperpflege ab? Warum war der Boden mit Steinriemchen in Lehmfugen gepflastert? Antworten auf all diese "modernen" Fragen lieferte die Gästeführerin mit profundem Wissen um die Lebensumstände vergangener Tage.



[Als "Backes-Chef" holt Museumsbäcker Peter Wiese die duftenden Holzofenbrote frisch aus dem Ofen.]

Im benachbarten Backhaus hatte Museumsbäcker Peter Wiese um sieben Uhr in der Früh schon Buchenholz gehackt, um den Ofen rund vier Stunden lang auf 310 Grad Celsius Backtemperatur vorzuheizen. Wie zu Zeiten der Anna Schenk, die als Bäuerin bis Ende der 1950er das historische Bauernhaus in Dahl bewohnte, wurde der Backraum anschließend mit der Backfahne ausgefegt und die Roggenmischbrote in den Ofen geschoben. "Das Holzofenbrot hat eine feinere Krume, eine knackige Kruste und ein aromatisches Raucharoma", schwärmte Peter Wiese von den Vorteilen der traditionellen Herstellungsart der 60 Sauerteigbrote, die viele Käufer fanden.

Im Anschluss daran hatten Lotta und Allegra, die weiß- und dunkelhaarigen Lamas von Bernd und Sandra Ost, ihren großen Auftritt. Die für die oberbergische Klimazone eher ungewöhnlichen Vierbeiner vom Engelskirchener Balsamhof erwiesen sich als ausgesprochen sanftmütige und kuschlige Streicheltiere, die sich als Begleiter bei Wanderungen und Lastenträger im Gelände bereits bewährt haben. Familie Ost informierte über ihre nützlichen Eigenschaften und schrulligen Eigenarten als Haustiere, darüber dass das legendäre "Spucken" den Dominanzanspruch in der Herde geltend macht oder Angst und Unbehagen zum Ausdruck bringt. Mit einer Palette von Naturgarnen, Seifen, Hausschuhen und Strickwaren präsentierten sie die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten der Lamawolle. Als probates Reinigungsmittel für jede Art von Sehhilfen empfahlen sie in Fläschchen abgefüllte Lamaspucke, als Must-have für jeden Brillenträger.

Weitere Kultur-Zeit-Sonntage, jeweils von 15 bis 18 Uhr, am Sonntag, 2. Juni, "Uhren ticken-Handwerk und Restaurierung", 7. Juli, "Imker im Dialog-Wildbienen und Honigfahrrad", 18. August, "Sommerfest-Bergische Obstsorten und Musik", 6. Oktober, um 15 Uhr, "Erntedank Andacht der ev. Kirchengemeinde Müllenbach". Weitere Informationen zu Haus Dahl unter www.schloss-homburg.de.
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