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Die Welt ist verrückt - oder doch nicht?

bv; 22. Aug 2017, 11:57 Uhr
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Die Welt ist verrückt - oder doch nicht?

bv; 22. Aug 2017, 11:57 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um das Thema 'Verrückte Welt'.
Haben Sie manchmal auch den Eindruck, dass diese Welt immer verrückter wird? Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Verrückt war manches schon immer, aber hat sich dies alles nicht potenziert? Männer wie der amerikanische Präsident oder der Diktator aus Nordkorea, deren Explosivität sich – das ist zu befürchten – nicht nur auf das Verbale beschränkt, sitzen an roten Knöpfen. Ein türkischer Despot, der in seinem Verfolgungswahn längst sämtliche Menschenrechte außer Acht lässt und sein Land zu einem Unrechtsstaat macht. Staaten, deren innere Ordnung längst kollabiert ist, in denen Menschen bitteren Hunger leiden, täglich tausende Kinder sterben – und die Weltgemeinschaft teilnahmslos zuschaut.


Verrückt - dafür muss man aber gar nicht so weit schauen. Millionen manipulierte Fahrzeuge, ohne dass empfindliche Strafen dem Betrug folgen. Wer schon minimale Vergehen bestraft, bei den großen Straftaten jedoch aus sogenannten übergeordneten Gründen wegschaut, untergräbt das Vertrauen in den Rechtsstaat. Kaum ein Jahr ohne Lebensmittelskandal (was die logische Folge einer Massentierhaltung ist) und kaum ein Jahr ohne Wahl. Wieder dieselben Plattitüden, die arabesken Wortungetüme, die jetzt wieder verheißungsvoll geflochten werden. Allerdings nur bis zum Wahltag; danach gilt dann wieder die Realität des Ungefähren, Undeutlichen, manchmal auch Unverantwortlichen, wenn Gesetze verabschiedet werden, deren Nachhaltigkeit gering ist und deren finanzielle Folgen die Jungen in einigen Jahren bezahlen müssen.

Viele Menschen sind auf der Suche nach dem Echten und Unverfälschten, und entwickeln aus der Not heraus eine Art Tunnelblick. Um nicht an dieser Welt vollends zu verzweifeln konzentrieren sie sich auf Einfachheit und Schlichtheit. Sie versuchen dem Stress der Hochleistungsgesellschaft zu entfliehen. Raus aus der Hektik des Alltags, hinaus aufs Land, zurück zur Natur. Urwüchsigkeit, Freiheit, Stille und Weite, das einfache Leben abseits der großen Straßen. Aussteigen, und wenn es nur für ein paar Stunden ist. Zeitschriften mit „Land“ im Titel erreichen Millionen-Auflagen. Probleme wie Klimaerwärmung und Umweltzerstörung, Kriege oder der Hunger in der Welt werden plötzlich ganz klein, wenn es um die schönen Dinge des Lebens geht. Um Duftveilchen und Rosenschnitt, Rezepte  für Quarkspeisen oder Wander-Tipps im Taunus. Das hat nichts mit Ignoranz zu tun, sondern vielmehr mit dem Versuch, die Verrücktheiten dieser Welt für kurze Zeit auszublenden.

Ach, übrigens, ich kenne tatsächlich jemanden, der hat sich in all den Jahren überhaupt nicht verändert. Er war schon immer ein bisschen herrlich verrückt in seiner offenen, lebensbejahenden Art. Mein Hund. Ihn bringt nur zweierlei aus der Ruhe: Das nächste Gewitter und der Knochen, der unerreichbar für ihn unters Sofa gerutscht ist.
  

Bleiben Sie fröhlich

Herzlichst

Ihr Drickes

Bernd Vorländer   
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