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Wir Inkonsequenten

bv; 7. Aug 2017, 11:22 Uhr
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Wir Inkonsequenten

bv; 7. Aug 2017, 11:22 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um das Thema 'Konsequenz'.
Keine Woche ohne Katastrophenmeldung. Vor zwei Wochen der dreckige Diesel, jetzt Insektenmittel im Frischei. Wir Verbraucher fallen von einer Ohnmacht in die nächste. Oder doch nicht? Wie war das nochmal beim Diesel? Die ganze Nation ist empört – zu Recht. Autohersteller, die lügen und betrügen, uns vorgaukeln, sie spielten technisch in der Luxusklasse, um uns dann Abgas-Schrott zu verkaufen. Und plötzlich kann man dann sehen, wie Marktwirtschaft funktioniert. Diesel-Fahrzeuge stehen von einem Moment zum anderen auf der schwarzen Liste, die Nachfrage bricht ein, der Wiederverkaufswert dürfte in den kommenden Wochen und Monaten in den Keller rauschen. Good bye Selbstzünder, da helfen auch keine PR- und Werbekampagnen. Der Verbraucher ist der Chef, und der senkt gerade konsequent den Daumen. Spätestens nach dem ersten Fahrverbot in einer deutschen Großstadt – und das wird kommen – können die Autokonzerne das Ergebnis ihrer Machenschaften live beobachten.

Auch Lebensmittelskandale pflastern den Weg dieses Landes. Hormone und Antibiotika im Fleisch, Glykol im Wein und Würmer im Fisch – und jetzt auch noch Insektengift im Ei. Uns Verbrauchern bleibt auch nichts erspart. Wir wenden uns mit Grausen, auch wenn wir die skandalösen Zustände der Massentierhaltung beobachten. Tiere, zusammengepfercht in Gitterboxen oder transportiert über hunderte und tausende von Kilometern ohne ausreichende Versorgung. Und wo Bio draufsteht, auch das gilt es zu lernen, ist noch lange nicht Bio drin. Obskure Bio-Siegel gibt es inzwischen inflationär. Wir sagen „Pfui“ – und tun nichts, jedenfalls viel zu wenig. Sich über die Herkunft von Lebensmitteln zu informieren, ist nämlich gar nicht so einfach. Der Aufschrei der Empörung geschieht also höchstens innerlich, und dann werden die Eier doch wieder beim Discounter gekauft, zum Ramschpreis. Von wegen konsequent, nach einigen Wochen ist alles vergessen.


Herzlich lachen durfte man als Politik-.Verbraucher auch bei der bühnenreifen Vorstellung der niedersächsischen Landesregierung. Vor einer Regierungserklärung hatte der Ministerpräsident eine Rede zum Abgleich dem größten Arbeitgeber des Landes übersandt. Man stelle sich vor, dies würde auch in unserer Region geschehen. Der Bürgermeister einer Stadt oder Gemeinde schickt dann vor der Haushaltseinbringung seinen Text zunächst an das größte Unternehmen in der Kommune mit dem lapidaren Mailtext: „Schauen Sie doch bitte einmal drüber und bei Änderungswünschen scheuen Sie sich nicht, mich zu kontaktieren.“  Gehört sich nicht? Stimmt.

Bleiben Sie fröhlich

Herzlichst

Ihr Drickes

Bernd Vorländer       
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