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Keine Nachsicht bei Gewalt

bv; 7. Mar 2017, 12:41 Uhr
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Keine Nachsicht bei Gewalt

bv; 7. Mar 2017, 12:41 Uhr
Oberberg – Die drastischen Steigerungsraten in der Kriminalstatistik zeigen, dass gesellschaftliche Institutionen und Bürger aufgerufen sind, die Problematik ernst zu nehmen.
Die Erkenntnis ist nicht neu: In Deutschland und auch der Region nehmen Brutalitäten und Rohheitsdelikte zu. Es wird geschlagen und getreten, die Grenzen hin zu der Inkaufnahme von lebensgefährlichen Verletzungen verschieben sich, in Waldbröl waren zwei Todesopfer zu beklagen. Die polizeiliche Kriminalstatistik ist hier ein deutliches Indiz. Wir lesen die Zahlen – und gehen dann wieder zur Tagesordnung über? Es wäre fatal, wenn wir uns achselzuckend wieder unserem Alltag zuwenden würden. Schließlich geht uns diese schlimme Entwicklung alle etwas an, denn schon morgen können wir selbst Opfer sein. Natürlich ist es richtig, dass die Polizei bei entsprechenden Vorkommnissen wie in Lindlar und im Kreissüden Präsenz zeigt und einschreitet, aber das Problem liegt viel tiefer.

Wenn sich eine Gesellschaft gegen Gewalt positioniert, dann muss sie diese Werte auch leben. Dann müssen sich Erwachsene beispielhaft verhalten, müssen Konflikte gewaltlos gelöst werden, braucht es eine selbstbewusste Zivilgesellschaft, die mit aller Härte gegen diejenigen vorgeht, die Werte grob missachten. Deshalb ist bei Gewalttätern auch keine Nachsicht angezeigt, sollten Gerichte das mögliche Strafmaß ausschöpfen, um zu zeigen, dass Grenzüberschreitungen auch Folgen haben. Deshalb müssen auch vermeintlich kleinere Vergehen wie Sachbeschädigungen angezeigt und verfolgt werden. Heute ist es eine Bierflasche, die gegen eine Wand fliegt, morgen brennt ein Papiercontainer und in einigen Tagen finden sich Menschen im Krankenhaus wieder, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Einsicht folgt gerade bei sogenannten kleineren Vergehen nur einer empfindlichen Strafe – alles andere ist Sozialromantik.

Und schließlich braucht es auch die Zivilcourage jedes einzelnen, damit diese Gesellschaft lebenswert bleibt. Wegsehen und weglaufen bei Übergriffen gegen Dritte – das ist keine Lösung, denn bald schon kann es einen selbst erwischen. Niemand muss sich selbst in zu große Gefahr begeben, aber es gibt probate Mittel gegen Gewalttäter – etwa Lärm und Schreien, so banal sich dies auch anhört. Wenn dies mehrere tun wirkt dies einschüchternd auf Schläger.

Was es auch hierzulande braucht, ist ein Bündnis aus Sportvereinen, Institutionen, den Kommunen, dem Kreis und der Polizei gegen Gewalt. Gemeinsam sollte man Wege ausloten, wie Prävention gegen Gewalt gelingen und wie man das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken kann. Nochmal: Zur Tagesordnung darf angesichts der aktuellen Zahlen niemand übergehen.

Artikel: Oberberg brutal: Schlagen, treten, rauben
  
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