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'Viel Vertrauen verloren gegangen'

Leserbrief; 20. Sep 2016, 12:45 Uhr
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'Viel Vertrauen verloren gegangen'

Leserbrief; 20. Sep 2016, 12:45 Uhr
Marienheide - Sebastian Schäfer vermisst in Marienheide eine demokratische Bürgerbeteiligung sowie fehlende Sensibilität der Entscheidungsträger bei der Ansiedlung eines Gewerbebetriebes.
Komödienstadel wäre was zum Lachen, in Marienheide vergeht es vielen. Auch ohne jede Verschwörungstheorie ist in den letzten Monaten sehr deutlich geworden, dass innerhalb der Bürgerschaft und auch des Rates viel Vertrauen in die Redlichkeit der kommunalen Verantwortungsträger verloren gegangen ist. Dafür tragen die Fraktionsspitzen und auch die Strategie der Verwaltung den größten Teil der Schuld.

Ich halte es für völlig legitim, wenn der Bürgermeister in vertraulichen Gesprächen die Möglichkeiten einer Gewerbeansiedlung prüft, und es ist auch seine Aufgabe, die Spitzen der Ratsparteien darüber zu informieren. Es ist allerdings nicht in Ordnung, wenn in solchen vertraulichen Gesprächen Entscheidungen vorweggenommen werden sollen, und schon gar nicht entspricht es meinen Vorstellungen von demokratischer Bürgerbeteiligung, wenn die Bürger in einer Art Schauveranstaltung ein vorab erwünschtes Ergebnis „begleiten dürfen“. Dieser Eindruck drängt sich auf, wenn man den bisherigen Verlauf des Integrierten Handlungskonzeptes in Marienheide betrachtet.

Zu beklagen ist der Mangel an Sensibilität bei den Verantwortlichen. In Zeiten eines ohnehin schon stark ramponierten Vertrauens in die Politik muss doch jedem klar sein, dass auch schon der Anschein einer Absprache zu Misstrauen und Verdächtigungen führt. Als wäre in Marienheide in den letzten Jahren nicht schon genug Porzellan zerschlagen worden, vergibt man jetzt die Chance, die Bürger in einen wirklich ehrlich gemeinten Dialog zur Verbesserung des Ortskerns einzubeziehen. Denn dass solche Verbesserungen nötig sind, darüber besteht innerhalb der Bevölkerung große Einigkeit. Das Integrierte Handlungskonzept wäre das geeignete Werkzeug für diesen Dialog. So aber erscheint es nur als Mittel zur Beschaffung von Landesmitteln  und (in der Sprache des Dieselskandals) als die „Akustikfunktion“ einer sehr frühen Festlegung auf einen genehmen Investor. Die Fraktionsvorsitzenden und der Bürgermeister haben leider Vertrauen mit Vertraulichkeit verwechselt, die Fraktionen gespalten und die Bürger enttäuscht.

Sebastian Schäfer, Marienheide-Scharde

Artikel: Alles "Komödienstadel" oder was?


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