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„Dann gehen in Waldbröl wirklich die Lichter aus“

Leserbrief; 5. Jul 2016, 16:10 Uhr
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„Dann gehen in Waldbröl wirklich die Lichter aus“

Leserbrief; 5. Jul 2016, 16:10 Uhr
Waldbröl - Für Jürgen Seinsche nimmt die Diskussion rund um den Erhalt des Hallenbades in Waldbröl nimmt immer kuriosere Formen an.
Die Diskussion rund um den Erhalt des Hallenbades in Waldbröl nimmt immer kuriosere Formen an und zeigt auch deutliche Ungereimtheiten in den Verfahrensweisen. Während die Stadtverwaltung um Bürgermeister Peter Koester offen mit Grundsteuererhöhungen droht (den mittlerweile berüchtigten „Bergneustädter Verhältnissen“), wenn das Schwimmbad geöffnet bleibt, zeigt das Betreiberkonzept Wege auf, wie der städtische Haushalt entlastet werden kann – und zuletzt präsentiert die Gemeindeprüfungsanstalt Zahlen, die nicht mit den individuellen Waldbröler Verhältnissen konform sind und mit Daten aus Durchschnittswerten von Schwimmbädern aus der gesamten Republik aufwarten. Bäder, die in der Vielzahl alt und ebenfalls sanierungsbedürftig sind.

Hier häufen sich nun die Fragen:
- Warum wird ein Betreiberkonzept Mitte Januar dieses Jahres im Bürgerhaus den Ratsmitgliedern und der Verwaltung vorgestellt und auch an diese weitergegeben, ohne dass direkt im Anschluss beispielsweise die Verwaltung die Zahlen bei den Mitgliedern des Planungszirkels um Herrn Rothstein hinterfragt?
- Warum stellt stattdessen die Kämmerin die Zahlen in Frage, ohne sie mit den Urhebern zu besprechen?
- Warum wird die Gemeindeprüfungsanstalt erst Monate später involviert?  
- Aus welchem Grund ist der Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt erst kurz vor der Ratssitzung an die Ratsmitglieder weitergegeben worden? Wollte man die Ratsmitglieder verunsichern? Wollte man ein positives Votum zum Erhalt des Hallenbades verhindern?
- Noch spannender ist aber die Frage, warum in der Ratssitzung durch den Bürgermeister Peter Koester versucht worden ist, besonders die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen dazu zu bewegen, ihre Anträge für das Schwimmbad zurück zu ziehen – verbunden mit dem Angebot, das Gutachten der Gemeindeprüfungsanstalt dann nicht vorstellen zu lassen. Wird hier unverhohlen der Versuch unternommen, etwas zu vertuschen?

Das Bild, welches die CDU und die UWG vor und auch während der Ratssitzung abgegeben haben, kann schlechter nicht sein. Erst traut sich die CDU keine eigene Entscheidung zu und möchte, dass die Bürger dies entscheiden. Dann nehmen sie den Protest der Bürger vor der Ratssitzung nicht ernst und wollen sich trotzdem nicht grundsätzlich für den Erhalt des Hallenbades aussprechen. Auch im Verlauf der Ratssitzung schaffen es dann beide Fraktionen nicht, sich für den Erhalt des Schwimmbades auszusprechen. Stattdessen versuchen sie mehrfach, die Oppositionsparteien dazu zu bewegen, ihre Anträge zum grundsätzlichen Erhalt des Hallenbades zurück zu ziehen. Wird so unser Waldbröl gestaltet?

Besonders die CDU spricht immer wieder von „zwei Herzen, die in ihrer Brust schlagen“! Diese zwei Herzen sind, wenn man die Aussagen in der Ratssitzung hört, ein Wirtschaftliches und ein Soziales. Liebe Vertreter der CDU – seit wann kann ein kommunales Hallenbad betriebswirtschaftlich geführt werden? Zuschüsse zum laufenden Betrieb werden immer notwendig sein – und sind auch im Betreiberkonzept vorgesehen! Sind denn die Stadtverwaltung und unsere Schulen nicht auch Zuschussbetriebe, die wir dennoch brauchen?

Schauen wir uns die Umgebung des Hallenbades an. In direkter Nachbarschaft befindet sich noch die Heidberghalle – welche (folgt man dem Haushaltssicherungskonzept) ebenfalls auf der Abschussliste der Stadt steht und 2019 geschlossen werden soll. Der TuS mit seinen Tennisplätzen und der Rasenplatz können dem geplanten Beispiel des Hallenbades folgen und schon hat man ein sehr gut angeschlossenes, riesiges Bauareal, direkt an der Promenade gelegen. Leider hat sich Waldbröl dann so sehr in seiner Attraktivität beschnitten, dass es wohl schwierig sein wird, Menschen dazu zu bewegen, sich hier nieder zu lassen. Damit geht einher, dass es für unsere Unternehmen immer weniger Mitarbeiter geben wird, was dazu führen kann, dass sich diese dann auch von Waldbröl abwenden. Immerhin, bis dahin dürften die Straßen und Wege fertiggestellt sein, damit jeder schnell und ohne Umwege aus Waldbröl fliehen kann. Dann gehen in Waldbröl wirklich die Lichter aus, wie unsere Kämmerin in ihrem Vortrag angedeutet hat.

Jürgen Seinsche, Waldbröl
  
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