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Kleine Sporthalle in Scheel wird Flüchtlingsunterkunft

nh; 26. Aug 2015, 14:45 Uhr
Bilder: Michael Gauger --- Die alte Turnhalle an der Eibachstraße wird zur Flüchtlingsunterkunft.
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Kleine Sporthalle in Scheel wird Flüchtlingsunterkunft

nh; 26. Aug 2015, 14:45 Uhr
Lindlar - Bis Sonntag muss der SV Frielingingsdorf die Sporthalle räumen, damit bereits ab Mitte kommender Woche die ersten Asylbewerber einziehen können - „Wurden von Nachricht überrascht“, so Lindlars Bürgermeister (AKTUALISIERT).
Von Nils Hühn

Montagnachmittag teilte die Bezirksregierung Arnsberg der Lindlarer Gemeindeverwaltung mit, dass kurzfristig 15 Asylbewerber aufgenommen werden müssen. „Wir wurden von dieser Nachricht überrascht. Normalerweise sind es bei uns vier oder fünf Menschen pro Woche“, teilte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig mit. Derzeit leben 180 Flüchtlinge im Gemeindegebiet. Dass nun auf einen Schlag ein 15 weitere Asylbewerber nach Lindlar kommen, nötigte die Verwaltung zu einer schnellen Entscheidung.


Bereits im Vorfeld wurde vorsorglich geprüft, welche Gebäude sich für eine Asylbewerber-Unterkunft eignen. Unter anderem die alte Turnhalle an der Eibachstraße, die nicht mehr für den Schulsport, aber vom SV Frielingsdorf genutzt wird. „Gestern wurde ich vom Bürgermeister darüber in Kenntnis gesetzt, dass die alte Sporthalle bis Sonntag geräumt werden muss“, berichtete SVF-Geschäftsführer Christoph Linhart. Derzeit sind Linhart und seine Mitstreiter damit beschäftigt, den Sportbetrieb von derzeit täglich sechs Stunden in anderen Hallen unterzubringen.

Unterstützung erhält der SVF dabei von den Nachbarvereinen TuS Lindlar, SSV Süng, SV Linde und Eintracht Hohkeppel. 90 Prozent der Meisterschaftsspiele können wohl in der Lennefetalhalle durchgeführt werden. Ausfälle von Trainingseinheiten können aber nicht ausgeschlossen werden. Ursprünglich war dem SVF zugesagt worden, die alte Halle bis zur Fertigstellung der neuen ONI-Sportbox bis zum 6. November nutzen zu können.

Doch die neue Flüchtlingssituation ließ der Gemeindeverwaltung keine andere Wahl, da die Zahl der Flüchtlinge auf 195 steigt und die Unterbringungskapazitäten somit erschöpft sind. Innerhalb weniger Tage soll nun die Sporthalle umgebaut werden. Zunächst werden nur ein paar Asylbewerber dort untergebracht werden. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Notunterkunft wie in Gummersbach-Strombach. „Wir bekommen die Asylbewerber von der Erstaufnahme zugewiesen“, so Dr. Ludwig. Bis zu 58 Flüchtlinge könnten in der Sporthalle Platz finden. „Dies soll aber schrittweise geschehen“, erklärte der Bürgermeister.

Aufgrund der besonderen Eile dient die Sporthalle vor allem als Puffer. „Wir brauchen natürlich auch immer Wohnungen für Sonderfälle, wie Familien oder alleinerziehende Mütter mit Kindern“, erklärte der Rathauschef. Per Brief wurden die Lindlarer Haushalte über die Maßnahme heute in Kenntnis gesetzt. Am 1. September findet um 19 Uhr zudem eine Informations-Veranstaltung im Jugendraum der Scheelbachhalle für die Lindlarer Bürger statt. „Wir wollen offen kommunizieren“, so Dr. Ludwig, der nur zwei Tage später über den aktuellen Sachstand der Lindlarer Jugendherberge informieren wird (OA berichtete), die ab 1. Oktober für vier Monate vom Land Nordrhein-Westfalen als Notunterbringung für 160 Flüchtlinge genutzt wird.



Die Kosten für die Vorbereitung und Unterhaltung der alten Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft trägt die Gemeinde Lindlar. Es handelt sich um Maßnahmen, die trotz der aktuellen Haushaltssperre durchgeführt werden müssen. Die Landesregierung ließ kürzlich durch die Bezirksregierung mitteilen, dass Kommunen wie Lindlar die Kosten für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge auch weiterhin größtenteils selbst tragen müssen; in diesem Zusammenhang beträgt das Kostenverhältnis Kommune-Land in NRW bestenfalls 70:30. Der Gemeindehaushalt muss laut Landesregierung trotz der wachsenden Mehrbelastungen bis zum Jahr 2020 ausgeglichen werden.

Die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe für die Flüchtlingsunterbringung prüft zurzeit intensiv alle weiteren Unterbringungsmöglichkeiten, hierzu gehören notwendigerweise weitere gemeindliche Liegenschaften wie Sporthallen. „Wir werden bei der Inanspruchnahme von Sporthallen aber so verträglich wie möglich vorgehen, also den Schulsport schonen und den Vereins- und Breitensport nur dann beeinträchtigen, wenn es unausweichlich ist“, erklärt Bürgermeister Dr. Georg Ludwig.
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