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Mikael Appelgren zog dem VfL beim 26:32 den Zahn

bv; 20. Dec 2014, 23:45 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Nach 45 Minuten war das Spiel für VfL-Linksaußen Raul Santos vorbei, nachdem er beim Siebenmeter den Melsunger Torhüter im Gesicht getroffen hatte und dafür 'Rot' sah.
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Mikael Appelgren zog dem VfL beim 26:32 den Zahn

bv; 20. Dec 2014, 23:45 Uhr
Gummersbach - Torhüter der MT Melsungen beim Sieg in Gummersbach eine Klasse für sich - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Die drei besten Meldungen des Abends hatten aus Sicht des VfL Gummersbach sportlich nichts mit den 60 Minuten gegen MT Melsungen zu tun. Zum einen setzte sich die Bekanntgabe guter Nachrichten in den vergangenen Wochen bei Heimspielen in der SCHWALBE arena mit der Vertragsverlängerung von Kapitän Christoph Schindler fort, der einen Vertrag bis 2017 unterschrieb. Damit hat der VfL so früh wie noch nie Klarheit über seine Personalstrukturen in den kommenden Jahren und kann sich der sportlichen Weiterentwicklung widmen.


[Kampfstark wie immer, VfL-Kapitän Christoph Schindler, der seinen Vertrag um zwei Jahre verlängerte, die Niederlage gegen Melsungen jedoch nicht verhindern konnte.]

Die nächste gute Nachricht war ein ausverkauftes Haus gegen die Nordhessen. 4.150 Fans waren nach den jüngsten Erfolgen des VfL erwartungsvoll in den blau-weißen Tempel gepilgert. Und schließlich ergab die Auslosung zum DHB-Pokal im Viertelfinale einen echten "Hammer". Daheim trifft man am 4. März auf den amtierenden Champions-League-Sieger, die SG Flensburg-Handewitt, die gerade in der Liga den deutschen Rekordmeister THW Kiel bezwang.

VfL Gummersbach - MT Melsungen 26:32 (15:21).

Daran war nach 60 gespielten Minuten in der SCHWALBE arena kein  Zweifel: Die Gäste aus Nordhessen hatten am Abend die Partie in Gummersbach völlig zurecht gewonnen, weil sie die besseren Einzelspieler stellten und sich insgesamt weniger Fehler leisteten, als ein diesmal überforderter VfL. Dem steckten ganz offensichtlich die zwei vergangenen siegreichen Spiele in N-Lübbecke und am Mittwoch im Pokal in Burgdorf in den Knochen. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Melsunger Angreifer in der ersten Hälfte nahezu jede Freiheit genossen, was sich in einer Flut von 21 Gegentoren ausdrückte. Während die Gäste ausgeruhter wirkten, kam der VfL zunächst gar nicht auf Touren. Folgerichtig lag Melsungen über 2:6 und 4:10 (14.) schnell deutlich in Front. Vor allem gegen den quirligen und trickreichen Linksaußen der Gäste, Nationalspieler Michael Allendorf, fand die Gummersbacher Deckung kein Mittel.

Und bereits in der Anfangsphase machte ein Mann die sich bietenden blau-weißen Gelegenheiten zunichte: Mikael Appelgren im Tor von MT schien zig Hände und Füße zu haben. Gegen den frei durchgebrochenen Alexander Becker hielt er genauso wie den Gegenstoß von Florian von Gruchalla. Postwendend fing sich der müde VfL-Express im Gegenzug wieder einen Treffer. Appelgren kam am Ende auf 16 Paraden. Während beim VfL gerade im Spielaufbau vieles Stückwerk blieb und lediglich Julius Kühn aus dem Rückraum Gefahr entwickelte, führte beim Gegner Mittelmann Patrik Fahlgren klug Regie. Immer wieder bereitete er Spielzüge vor, ohne entscheidend gestört zu werden. Und immer, wenn es nötig war, traf Fahlgren selbst.


[Licht und Schatten bei VfL-Rechtsaußen Florian von Gruchalla, der sechsmal traf, aber auch einige Gelegenheiten liegen ließ.]

Bestes Beispiel für die Unterschiede der beiden Teams waren die letzten fünf Sekunden vor der Halbzeit. VfL-Linkshänder Mark Bult konnte Appelgren mit einem Schüsschen nicht überraschen. Der Keeper warf den Ball sofort in den Lauf von Allendorf, der mit einem Kunstschuss den zwischenzeitlich eingewechselten Matthias Puhle im VfL-Kasten bezwang.

Nach dem Wechsel erhöhten die Gäste rasch auf 16:24 (36.), die Partie schien vorentschieden, ehe es hektisch wurde. Das Schiedsrichtergespann Hartmann/Schneider sorgte jetzt für Kopfschütteln und Empörung bei den Heimfans. In der Tat legten die Unparteiischen die Regeln sehr eng aus, benachteiligten aber keine der beiden Mannschaften. Gummersbach kam nach dem hohen Rückstand zu einem 5:0-Lauf, plötzlich war es beim 20:24 wieder spannend.


Jetzt aber trat der zweite Melsunger Torhüter Per Sandström in Aktion. In dieser Phase hielt er zwei Siebenmeter, später sogar noch einen Strafwurf von Mark Bult. Zudem kassierte Raul Santos bei seinem zweiten verschossenen Siebenmeter eine berechtigte Rote Karte, als er Sandström im Gesicht traf. Melsungen zog auf 21:28 davon, der Drops war gelutscht. Zwar keimte beim 26:29 (58.) noch einmal Hoffnung auf, doch die Gäste waren clever genug, den Sieg nach Hause zu bekommen. Am Ende setzte Michael Müller mit einem Kempa-Trick den Schlusspunkt.

Beim VfL gab es heute zu viele Schwachpunkte, um von einem oder gar zwei Punkten träumen zu können. Die gesamte rechte Angriffsseite entwickelte wenig Durchschlagskraft, es fehlte grundsätzlich an Beweglichkeit im Spiel nach vorne. Einzig Julius Kühn setzte aus dem Rückraum Akzente. Und die Abwehr konnte erst in den zweiten 30 Minuten Melsungen etwas entgegensetzen. Insofern fand die Partie mit der MT einen verdienten Sieger.



[VfL-Trainer Emir Kurtagic war mit der Leistung der Schiedsrichter nicht immer einverstanden (li.), Carsten Lichtlein hatte heute nicht seinen besten Tag im Tor erwischt.]

Stimmen:

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): „Das war ein verdienter Sieg von MT Melsungen, aber ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen. Sie haben sich nicht hängen lassen und alles versucht, aber leider ist heute vieles falsch gelaufen. In der Abwehr haben wir in der ersten Hälfte kaum einen Zweikampf gewonnen und  zu viele Chancen liegen lassen. Melsungen  hat eine starke erste und zweite Welle gespielt und verfügte über einen starken Torwart."

Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): „Für uns geht es jetzt in Friesenheim darum, die Leistung abzurufen, die wir bringen können. Von dort wollen wir zwei Punkte mitnehmen.“

Michael Roth (Trainer MT Melsungen): Ich bin heute sehr stolz auf meine Mannschaft, denn wir haben bis auf zehn Minuten in der zweiten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht. Der VfL schien mir ein bisschen müde, was verständlich ist. Für uns entschied sich heute, wohin unsere Reise künftig geht. Jetzt freuen wir uns auf das Spiel am Dienstag gegen Flensburg."

Axel Geerken (Manager MT Melsungen): Eine wunderschöne Halle hier in Gummersbach hat uns motiviert. Wir wussten nicht genau, wie wir den VfL nach dessen starken Auftritten einzuschätzen hatten. Umso glücklicher sind wir über die zwei Punkte.

VfL Gummersbach

Carsten Lichtlein (1.-20., 31.-60.))
Matthias Puhle (21.-30.)

Julius Kühn (6)
Florian von Gruchalla (6/2)
Raul Santos (3)
Christoph Schindler (3)
Gunnar Stein Jonsson (2)
Andreas Schröder (2)
Alexander Becker (1)
Joakim Larsson (1)
Tobias Schröter (1)
Mark Bult (1)
Magnus Persson
Simon Ernst

MT Melsungen

Mikael Appelgren
Per Sandström

Michael Allendorf (10/2)
Patrik Fahlgren (4)
Felix Danner (4)
Momir Rnic (4)
Michael Müller (4)
Johannes Sellin (2)
Philipp Müller (2)
Marino Maric (1)
Christian Hildebrand (1)



Zuschauer: 4.150 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Colin Hartmann/Stefan Schneider

Siebenmeter: 6/2 – 2/2 (Santos scheitert an Appelgren, Santos, von Gruchalla und Bult scheitern an Sandström)

Zeitstrafen: 10:8 Minuten (Schindler, Kühn, Larsson, von Gruchalla, Santos (wg. Roter Karte – Philipp Müller (2), Danner, Michael Müller)

Rote Karte: Raul Santos (45.)

Beste Spieler: Julius Kühn - Mikael Appelgren, Patrik Fahlgren, Michael Allendorf

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