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Kein Leckerbissen, aber zwei souveräne Punkte

pn; 31. Aug 2014, 22:00 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- 'Zwei Punkte' zeigt Alexander Becker den VfL-Fans
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Kein Leckerbissen, aber zwei souveräne Punkte

pn; 31. Aug 2014, 22:00 Uhr
Gummersbach - Die Mannschaft von Emir Kurtagic leistet sich viele kleine Fehler, der Sieg ist dank eines Zwischenspurts aber nie gefährdet - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' präsentiert die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm

„Wann hat es das zuletzt gegeben? Der VfL steht auf einem Champions League Platz“, stand VfL-Manager Frank Flatten die Euphorie nach Schlusspfiff geradezu ins Gesicht geschrieben. Doch auch die Gummersbacher Verantwortlichen wissen natürlich, dass es sich nach dem dritten Spieltag nur um eine Momentaufnahme handelt, wenn auch eine durchaus ansehnliche. Denn nach dem Unentschieden zum Auftakt gegen Hamburg und den beiden Siegen in Melsungen und über Friesenheim bekleidet die Mannschaft von Emir Kurtagic den dritten Platz hinter dem kommenden Gegner aus Mannheim und Göppingen.



VfL Gummersbach – TSG Ludwigshafen-Friesenheim 30:24 (14:12).

[Julius Kühn brachte frischen Wind in den bis dahin wurfschwachen VfL-Rückraum.]

Blenden lassen sollte man sich von diesem Sieg allerdings wirklich nicht. Der Erfolg über einen bieder auftretenden Aufsteiger war zwar hochverdient, Glanzpunkte wusste aber auch der VfL nur phasenweise zu setzen. Vor allem im ersten Durchgang schlichen sich zahlreiche Konzentrationsfehler ins Spiel der Gastgeber ein. Bis zum 1:2 legten noch die Gäste vor, ehe die Hausherren die Zügel in die Hand nahmen und durch drei Santos-Treffer in Folge sich eine 4:2-Führung erspielten. Die weiter punktlosen Gäste glichen zwar noch einmal zum 4:4 (11.) durch den in der Anfangsphase wurfstarken Gunnar Dietrich aus, bissen sich in der Folge aber immer wieder die Zähne an der VfL-Defensive aus.

Aus den hieraus resultierenden Ballgewinnen wussten die Oberberger aber nur wenig anzufangen. Santos zeigte sich zwar äußerst treffsicher. Florian von Gruchalla auf der rechten Seite ließ es an der Präzession dagegen zunächst vermissen und mehrere lange Pässe fanden nicht einmal einen Abnehmer, sondern landeten umgehend wieder beim Gegner. Friesenheim blieb so stets in Schlagdistanz, obwohl der VfL bereits hier gefühlte fünf Tore besser war. Torgefahr ging dabei eigentlich nur über Dietrich oder das Kreisläuferspiel mit Erik Schmidt bei den Gästen aus. Doch das reichte um beim 9:9 (21.) abermals auszugleichen. Treffer durch Santos und von Gruchalla brachten die Gastgeber zwar wieder in Front, doch die TSG ließ sich keineswegs abschütteln, ehe Julius Kühn mit einem fulminanten Wurf den Schlusspunkt unter eine maue erste Hälfte setzte.

[Matthias Puhle zeigte im zweiten Durchgang starke Paraden und entnervte vor allem die Friesenheimer Außen.]

Derselbe Kühn war es auch, der nach dem Seitenwechsel die beste Phase des Spiels einläutete.  Zwei Treffer des Halben sowie zwei starke Paraden des eingewechselten Matthias Puhle mit anschließenden Gegenstoßtreffern durch von Gruchalla sorgten schnell für eine komfortable 18:12-Führung (33.). Zwar zog Friesenheims Trainer Thomas König sofort die grüne Karte, wirklich stoppen konnte er den plötzlich warm gelaufenen VfL-Motor damit aber nicht. Das 21:14 (38.) durch Raul Santos war quasi bereits die Vorentscheidung. Gummersbach schaltete nun allerdings auch wieder zwei Gänge herunter und ließ lediglich bei einem sepktakulären Kempa-Trick zwischen von Gruchalla und Santos zum 24:17 noch einmal kurz echten Spielwitz aufblitzen. In der Folge plätscherte die Partie nur noch dahin. Friesenheim kämpfte zwar, war in seinen Mitteln aber zu limitiert, während der VfL Kräfte sparte und das Ergebnis nur noch verwaltete.


[Raul Santos netzte vor dem Seitenwechsel nach Belieben ein.]

Für späte Höhepunkte sorgten nur noch die Nachwuchstalente Simon Ernst, der mit seinem Tor zum 28:23 (57.) den Deckel auf den Sieg setzte und Srdjan Predragovic der bei seinem Kurzeinsatz ebenfalls traf. Den Schlusspunkt unter die Partie setzte Matthias Puhle mit einem gehaltenen Siebenmeter nach dem Schlusspfiff. Zwei wichtige Punkte, mehr aber auch nicht. Das Tabellenbild dürfen die VfL-Profis definitiv genießen, denn so schnell wird es sich wohl nicht wiederholen.

Wichtigste Erkenntnis dürfte für Trainer Emir Kurtagic aber sein, dass er sich auch auf seine zweite Garde verlassen kann. Denn während die beiden Halben Andreas Schröder und Magnus Persson blass blieben und aus dem Spiel keinen Treffer erzielten, sorgten Mark Bult und vor allem Julius Kühn schnell für frische Akzente. Arbeiten muss der VfL allerdings dringend an gerade dieser Torgefahr aus der zweiten Reihe, denn bis zur Einwechslung Kühns ging hier lediglich von den Unterarmwürfen Christoph Schindlers echte Gefahr aus. Gegen einen Gegner wie Friesenheim reichte dieser Run and Gun Handball, gegen die kommenden Kaliber bedarf es aber einer Steigerung.

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Stimmen

Thomas König (Trainer TSG): Meinen Glückwunsch an den Sieger. Wir hatten uns eigentlich viel vorgenommen und wollten zeigen, dass wir nicht nur mitspielen können, sondern auch gewinnen. Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Daran müssen wir arbeiten. So haben wir den Gegner mit unseren Fehlern eingeladen. Nach der Pause kam Knacks. Ich muss meiner Mannschaft aber ein Lob ausstellen, dass sie bis zum Ende nie aufgegeben hat.

Werner Fischer (Manager TSG): Wir hatten gehofft aus den beiden Wochenendspielen Punkte mitzunehmen. Das ist leider nicht aufgegangen. Gerade die Phase nach der Pause war schwer für uns. Letztlich sind wir an einem starken VfL-Keeper und unserer Chancenverwertung gescheitert.


[Florian von Gruchalla ließ zwar einige Chancen liegen, zeigte aber ebenfalls eine ordentliche Partie.]

Emir Kurtagic (Trainer VfL):  Ich muss meiner Mannschaft zu zwei wichtigen Punkten gratulieren. Wir haben einen sehr guten Saisonstart erwischt, was auf die gute Vorbereitung zurückzuführen ist. Alle Spieler sind sehr gut integriert worden und wir haben gegen zwei starke Gegner und einen starken Aufsteiger gepunktet. Mal sehen, was jetzt als nächstes kommt. Es werden noch schwere Phasen in der Saison kommen. Aber jetzt dürfen wir erst einmal diese fünf Punkte genießen, uns darauf aber auch nicht ausruhen. Diese Serie wollen wir nun natürlich fortsetzen.

Frank Flatten (Manager VfL):  Wann hat es das zuletzt gegeben, der VfL Gummersbach steht auf einem Champions League Platz. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Vor zwei Jahren haben wir hier begonnen etwas umzustellen. Wir haben ein Konzept vorgegeben. Mich begeistert dabei vor allem, wie die Droge VfL wieder in Gummersbach einzieht. Wir haben eine klare Linie, die wir weitergehen wollen. Es ist toll mit anzusehen, wie unsere jungen Spieler bereits vorangehen. Die finanzielle Schieflage ist überwunden, nun wollen wir uns auch sportlich zeigen. Die Mannschaft hat es sich verdient, wenn Oberberg sich hinter sie stellt und die Halle füllt.

VfL Gummersbach

Carsten Lichlein (1.-30. Minute, 6 Paraden, darunter ein Siebenmeter)
Matthias Puhle (30.-60 Minute, 8 Paraden, darunter ein Siebenmeter)
Simon Ernst (2)
Julius Kühn (5)
Christoph Schindler (4)
Magnus Persson (1/1)
 Joakim Larsson
Gunnar Stein Jonsson
Srdjan Predragovic (1)
Florian von Gruchalla (5)
Mark Bult (1)
Alexander Becker (1)
Andreas Schröder
Raul Santos (10/2)

TSG Lu-Friesenheim

Kevin Klier (1.-43. Minute, 6 Paraden)
Maximilian Bender (43.-60. Minute, 5 Paraden, darunter ein Siebenmeter)
Philipp Grimm (3/1)
Andrej Kogut (1)
Gunnar Dietrich (6)
Stefan Lex (1)
Stephan Just (4)
Oliver Tesch
Marco Hauk (1)
Jan Claussen
Philipp Bauer
Erik Schmidt (6)
Felix Kossler
Bogdan Criciotoiu (2)

Zuschauer:
2684.

Schiedsrichter:
Sebastian Grobe / Adrian Kinzel.

Siebenmeter
4:3 -3:1 (Santos scheitert an Bender – Grimm scheitert je ein Mal an Lichtlein und Puhle).

Strafen
10:8 Minuten (Schindler, Kühn, Persson, Larsson, Santos – Kogut, Dietrich, Tesch, Hauk).

Beste Spieler
Santos, Puhle, Kühn – Dietrich (1 Hz), Schmidt
 
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