Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um Handball und Politik.

Tooooooor. Frenetischer Beifall, nachdem Linkshänder Adrian Pfahl Hamburgs Keeper Jogi Bitter einen Ball um die Ohren pfeffert, dass sich das Netz hinter dem Schlussmann beult. Glückseligkeit im blau-weißen Lager, Enthusiasmus auf den Tribünen, die altehrwürdige Eugen-Haas-Halle rockt. Halt, noch nicht, zu früh, das Spiel beginnt doch erst heute Abend, 19 Uhr. Und das Vorspiel – das findet im Ratssaal der Stadt Gummersbach statt. Auch dort gibt es ein Spitzenspiel. Schließlich steht die Verabschiedung des Haushalts auf der Tagesordnung, sozusagen das Highlight der Fraktionen.

Eigentlich hatte man sich von links bis rechts bereits seit Beginn dieses Jahres darauf geeinigt, Rats- und Ausschusssitzungen in der Regel nicht vor 18 Uhr beginnen zu lassen. Berufstätige sollten so die Gelegenheit bekommen, nach ihrer Arbeitszeit ihren ehrenamtlichen politischen Aufgaben nachzukommen.

Dieses Übereinkommen wird heute allerdings mal schnell außer Kraft gesetzt. Die Ratssitzung beginnt bereits um 15:30 Uhr.  Da ist bei den Parlamentariern eine frühe Anreise gefragt. Offizielle Lesart ist, dass man nicht mit dem Handballspiel kollidieren wolle. Inoffiziell weiß man, dass sich einige Politiker und die Verwaltungsspitze den sportlichen Leckerbissen nicht entgehen lassen wollen. Also ist Eile geboten in der Ratssitzung. Unangemeldete Nachfragen sollte man tunlichst unterlassen, um nicht böse Blicke der ballverliebten Entscheidungsträger zu ernten. Und eigentlich können die Politiker noch froh sein, denn wenn das Spiel nicht in Gummersbach, sondern in der Kölner LanxessArena stattgefunden hätte, wäre die politische Partie im Ratssaal sicherlich schon mittags angepfiffen worden.

Vielleicht ein kleiner Tipp am Rande. Der Bundesliga-Spielplan steht schon sehr lange fest. Ein kurzer Blick hätte genügt, um festzustellen, dass es neben dem 1. Dezember auch andere Termine für eine Ratssitzung gegeben hätte. Dann  wären sich Handball und Politik auch nicht in die Quere gekommen.
  
Herzlichst

Ihr Drickes

Bernd Vorländer