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Drickes erklärt die Welt: Schadenfreude ist so schön

Red; 28. Jun 2010, 12:28 Uhr
Oberberg Aktuell
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Drickes erklärt die Welt: Schadenfreude ist so schön

Red; 28. Jun 2010, 12:28 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um die Erlebnisse auf einer Zugfahrt.
Nutzen Sie regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel? Beispielsweise Regionalzüge? Dann werden Sie sich bestimmt schon einmal als Zeuge oder vielleicht auch als Leidtragender in einer ähnlichen Situation befunden haben wie die, von der jetzt erzählen will. Wenn man ein umweltbewusster und nachhaltig handelnder Bürger ist, dann käme man unter normalen Umständen gerne auf den Schienenverkehr als alternatives Fortbewegungsmittel zurück. Allerdings braucht man Geduld, viel Geduld. Und Nerven wie Drahtseile.  

Als  ich vor kurzem die rollende Weißglut auf Schienen zu Transportzwecken nutzte, durfte auch ich Bekanntschaft mit der Kundenfreundlichkeit des ÖPNV machen. Ich hatte gerade eine funktionsfähige Tür ausfindig gemacht, war eingestiegen, schon geriet ich ins Visier der Bahn-Controllettis. Eine Mitarbeiterin  hatte offenbar nur auf den Moment gewartet, mir das „Ihre Fahrkarte bitte“ entgegen zu schleudern. Ihre Augen blitzten, weil ich mein NRW-Ticket nicht sofort fand. Letzteres hielt ihr dann aber unter die Nase. 1:0 für mich, und endlich konnte ich mir  ein hübsches Plätzchen am Fenster suchen, während sich Madame Kontrolleurin wieder auf die Pirsch machte und auf ihr nächstes „Opfer“ lauerte.


„Nächster Halt Hoffnungsthal“, ertönte die Frauenstimme aus den Lautsprechern im Zugabteil. Ein älterer Herr stieg außer Atem zu. Er zückte ein Stofftaschentuch und tupfte sich die Schweißperlchen von der Stirn. Und schon stand SIE da und forderte energisch nach der Fahrkarte. Doch zunächst keine Reaktion. Sie fuchtelte mit den Armen, und aus ihrem Mund quollen die Worte „Schwarzfahren, das macht jetzt 40 €“. Endlich kam auch in den älteren Mitfahrer Bewegung und er starrte sein Gegenüber durch seine dicke, klobige Hornbrille mit großen Kulleraugen ungläubig an. „Hallo? Ich spreche mit Ihnen. Muss ich die Polizei kommen lassen?“ brauste die Kontrolleurin auf.

Der Senior wuselte in seiner Jackentasche und fummelte nervös am Ohr herum. Nach kurzer Zeit zückte er  freudig seinen Fahrschein und  fragte an die Kontrolleurin gewandt: „ Gnädige Frau könnten Sie bitte nochmals alles wiederholen, ich hatte mein Hörgerät nicht eingeschaltet?“. Ja, ich gebe es zu:  Ich habe gelacht und mich richtig gefreut.

Ihre Drickina

Katharina Stahl    
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