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Drickes erklärt die Welt: Wenn Homo Testosteronos krank wird

ks; 20. Mar 2010, 00:10 Uhr
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Drickes erklärt die Welt: Wenn Homo Testosteronos krank wird

ks; 20. Mar 2010, 00:10 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um "kranke Könige".
Sie kennen das: Mann und Frau erreichen ihr kleines idyllisches Heim nach einem anstrengenden Arbeitstag. Natürlich war dieser Tag für Frau ebenso ermüdend wie für den Partner, aber wehe sie erwähnt das nur mit einer Silbe oder gibt gar einen minimalkleinen,  unauffälligen, ganz belanglosen  Seufzer von sich. Dann hängt der Haussegen aber sowas von schief, so schief  wie der schiefe Turm von Pisa. 

Der immer wieder aufkommende Konflikt zwischen den Geschlechtern kann jedoch  durch ernst genommene Frühwarnsignale, die der Mann an seine Umwelt aussendet, teilweise unterbunden werden. Frau sollte, sofern sie  auch nur das kleinste Hüsteln oder Nase hochziehen bei dem König der Schöpfung vernimmt, ins Schlafzimmer hechten, den bereits für den Notfall gepackten Koffer unter dem Bett hervorziehen den nächsten Flieger in den Urlaub nehmen. Dann hilft nur noch die Flucht. Falls Sie noch nicht zu den Fortgeschrittenen zählen und diese Warnsignale nicht erkennen, dann wünsche ich Ihnen mein herzliches Beileid und gaaaanz viel Durchhaltevermögen. Kaufen Sie Rettungsring und Schwimmweste, denn nachdem das erste Stadium der unheilbaren Krankheit (hochgradig ansteckender und nicht zu unterschätzender Schnupfen) überwunden ist und die Krankheit sich in ihrer ganzen Pracht vollkommen entfaltet hat, droht der Homo Testosteronos im Selbstmitleid zu ertrinken.

Die Lage spitzt sich zu, wenn er sich einen Schal um den Hals wickelt und ausschließlich Halsschmerztabletten und Aspirin füttert. Zu diesem Zeitpunkt kann Frau dem Konflikt noch aus dem Weg gehen, indem sie Homo Testosteronos keinerlei Beachtung schenkt und auf sein klägliches Gewinsel nicht reagiert. Allerdings verfügt diese Gattung  über ein „Ich brauche Aufmerksamkeit-Gen“, somit ist es nur eine Frage der Zeit, wann das todkranke Wrack ins Bett schlüpft und den sterbenden Schwan simuliert. Simuliert…? Oh,  ich sollte mich hüten so etwas zu behaupten. Aber die Luft brennt richtig, wenn die Frau - obwohl er im Bett liegt, seinen mitleidvollsten Blick aufgesetzt hat und tausend Tode stirbt (wenn ich tausend sage, dann meine ich das auch) - nicht angemessen mitfühlend reagiert.

Falls sie nicht vorhaben sollten, mit ihm zusammen der Welt "Lebe wohl" zu sagen, dann sollten sie seinen  heldengleichen Mut und seinen titanenhaften Kampf gegen die tücksiche Krankheit loben. Erst dann ist das „Ich-brauche -Aufmerksamkeit-Defizit“ ruhig gestellt und zufrieden. Dann haben sie für einen kurzen Moment Ruhe und Luft zum Atmen. Sehr gut!

Frau sollte zudem nie den fatalen Fehler begehen, beim Rund-um-die-Uhr-Betüddeln und Essen ans Bett bringen die Zeitung mitzuliefern. Und wenn sie doch mal den Palmenwedel bei Seite gelegt und sich die Zeitung in die Nähe des Leidenden verirrt haben sollte, dann fragt sich das Häufchen Elend, das sich bis dahin in die hinterste Bettritze gekauert hatte und dort sein Leid ausharrte, wieso er mit seinem Schicksal nicht auf der Titelseite zu sehen ist. Und jetzt dürfen Sie mal raten wer dafür zur Verantwortung gezogen wird. Ja genau, die unfähige Ehefrau, die ihn eiskalt vor sich hin vegetieren lässt und ihm keinerlei Beachtung entgegen bringt.

Auch sollten Sie den Testosteronos nie reizen oder herausfordern, indem Sie ihm den Vorschlag unterbreiten, zum Arzt zu gehen. Sein von Natur aus ruhiges Gemüt (ähhhhh) würde sich in einen Sturm, ach was sage ich, in einen Orkan verwandeln. Den Vorschlag, sich nie einen Testosteronos zuzulegen, der eigentlich folgerichtig wäre, kann man allerdings auch vergessen.  Ein gesundes Exemplar dieser Gattung besitzt schließlich das gewisse Etwas, das auf Frau so ungemein anziehend wirkt, meint

Ihr Drickina

Katharina Stahl  
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