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Drickes erklärt die Welt: Dreistigkeit siegt

fn; 25. Dec 2009, 12:42 Uhr
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Drickes erklärt die Welt: Dreistigkeit siegt

fn; 25. Dec 2009, 12:42 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um das Thema 'Dreistigkeit'.
Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Da wirbt ein Unternehmer mit einer flotten, aber auch  schlüpfrigen Werbung für seinen Betrieb, das Ganze mit mäßigem Erfolg, da es außer den Mitbürgern in der Heimat nicht allzu viele Menschen zur Kenntnis nehmen. Doch dann wird die Vertreterin einer offiziellen Stelle aufmerksam, wettert mit aller Kraft gegen die Kampagne und erwirkt sogar eine offizielle Rüge des Werberats gegen die scheinbar frauenverachtende Anzeige. Dass dies alles in einer kleinen Gemeinde schnell die Runde macht, ist nicht verwunderlich.

Das werbende Unternehmen ist auf einmal auch überregional in aller Munde und findet sich auch im Programm eines großen Privatsenders sowie auf den Seiten der großen Zeitung mit den vier Buchstaben wieder. „Besser kann Werbung nicht funktionieren“, wird sich der Unternehmer gedacht haben. Und zum Schluss besaß er sogar die Chuzpe, seiner Widersacherin für deren „Hilfe“ einen Schokoladen-Nikolaus, aber ohne Rute, zu überreichen. Wenn das mal nicht dreist ist.

Aber so funktioniert offenbar die große Welt: „Wer nicht dreist, der nicht gewinnt“ könnte das bekannte Sprichwort lauten, denn es gibt zahlreiche Beispiele, wo Dreistigkeit siegt. Im Alltag stolpert man immer wieder über solche Situationen, wo man denkt: „Mensch, ich bin einfach zu freundlich“. Gerade schnappt ihnen der Kunde neben ihnen das letzte Exemplar des Sonderangebotes weg, zwei Minuten später dann wirft sich derselbe ungebetene Miteinkäufer vor ihren Wagen, um auch ja als erster an der Reihe zu sein und er krönt die Situation noch, wenn er mit seinem frechen Grinsen seinen Sieg feiert. Vermutlich fährt er auch noch vor ihnen vom Parkplatz des Supermarkts, kommt früher zu Hause an, hat seinen Einkauf schneller im Haus untergebracht und sitzt pünktlich zu seiner, und womöglich auch ihrer, Lieblingssendung auf der Couch. Was sie in der Zeit machen, kann ihm getrost egal sein, er hat alles was er will.

Aber sind denn die Dreisten unter uns wirklich immer die Sieger? Haben sie wirklich ständig die Nase vorn? Viele Menschen machen um solche Leute einen großen Bogen. Im Prinzip sind diese Zeitgenossen sehr einsam. Mit ihnen will man nicht unbedingt etwas zu tun haben. Glauben Sie mir, dann bin ich doch lieber zweiter Sieger im Supermarkt und anderswo.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familien und Freunde.

Ihr Drickes Junior 

Fabian Nitschmann
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