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Drickes erklärt die Welt: Ehemänner haben's schwer

ks; 8. Dec 2009, 14:40 Uhr
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Drickes erklärt die Welt: Ehemänner haben's schwer

ks; 8. Dec 2009, 14:40 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um das Thema 'Ehemänner haben's schwer'.
 Gewöhnlich bin ich ja ein sehr guter Ehemann, um nicht zu sagen einer der besten Ehemänner überhaupt. Ach, was sage ich da, ich will ja ehrlich zu Ihnen sein und nicht untertreiben, eigentlich bin ich der beste, aufopferungsvollste, liebenswürdigste, selbstloseste Göttergatte, den man sich vorstellen kann. Praktisch der „King of Pop“ der Spezies Ehemann. Daher ist es für mich ein Unding, eine Bitte meiner Frau abzuschlagen, vor allem wenn sie so liebevoll mit zuckersüßer Stimme in meine Ohrmuschel säuselt: „ Nie machst du irgendetwas im Haushalt, nicht mal den kleinen Finger machst du für irgendetwas krumm. Mir steht es schon wieder bis zum Hals. Ich habe gestern vergessen, Milch einzukaufen. Das ist jetzt dein Job. Der Einkaufskorb steht im Flur.“ Sehen Sie was ich meine? Wie kann man einen solche Bitte der Ehefrau verneinen? Ein Hoch auf 23 glückliche und harmonische Ehejahre, mögen sie in Frieden ruhen.

Der Haken an der ganzen Sache war allerdings, dass es Samstagabend 17:30 Uhr war. Die Fußballerherzen unter meinen männlichen Lesern werden jetzt wahrscheinlich aufgehört haben zu schlagen. Genau, ganz richtig. Sportschau im Ersten um 18 Uhr. Die heilige Uhrzeit am frühen Samstagabend, wo sich sämtliche Männer von der Außenwelt abkapseln und in die tiefen Sphären der Fußballwelt eintauchen, um den Spielverlauf und die Ergebnisse der Bundesligaspiele als Balsam für die Seele aufzunehmen oder den besserwissenden Choleriker raushängen zu lassen, der sich nicht so recht entscheiden kann, ob er die Schuld am schlechten Ergebnis dem seiner Meinung nach unfähigen Kommentator, dem Trainer, der seine Mannschaft mal in den Allerwertesten treten müsste, oder der Mannschaft selbst, die einfach mal eine ruhige Kugel schiebt, zuschieben soll. Im Endeffekt würde er ja so oder so alles anders und natürlich vieeeeel besser machen.

Widerspruch in meiner verzwickten Lage war zwecklos und der Countdown lief unermüdlich. Somit schnappte ich mir den Einkaufskorb, hüpfte in den Wagen und düste in die Stadt. Parklücken, wo seid ihr? Es ist immer wieder ein ewiges Versteckspiel zwischen den kleinen, süßen, niedlichen, gepflastert oder geteerten, viereckigen Dingern und mir. Erleichterung machte sich in mir breit, als ich in einer lange Reihe rechtsgeparkter Autos eine kleine, für meinen Wagen maßgeschneiderte Lücke entdeckte. Ich stieg fröhlich pfeifend aus, schloss den Wagen ab und wurde, als ich aufblickte von den grellen Farben eines rot-blau leuchtenden, rundlichen Schildes geblendet. Meine Mundwinkel zuckten kurz. Dann wendete ich mich ab. Kennen Sie solch ein Schild? Ich nicht…

Schnurstracks ging ich zwei Schritte über die Straße bis zum Supermarkt. Man(n) ist ja bequem und denkt durchaus immer praktisch. Aufbauend auf dieser hervorragenden Eigenschaft kaufte ich gleich zwanzig Milchpackungen. Somit würde ich in Sachen Milchkauf für die nächsten bevorstehenden Samstagabende fein aus dem Schneider sein (Mein innerer Schweinehund klopfte sich löblich auf die linke Schulter). Nachdem ich an der Kasse gezahlt hatte und aus der Ladentür trat, nahmen meine Lippen eine Form wie die der Kanzlerin an, wenn sie unleidlich ist, und die starke Gravitationskraft raubte mir den Einkaufskorb, voll bepackt mit zehn Milchtüten sowie auch die restlichen Packungen, die ich mir akrobatisch unter die Arme, unter das Kinn und zwischen die Knie geklemmt hatte. Der Fahrschein für die nächsten fünf freien Samstagabende zerschellte sang-und-klanglos auf der grauen, steinigen und kalten Fahrbahn.

Auf der gegenüberliegenden Seite sah ich gerade noch, wie die Verbündete der Parklückenmafia eine kleines Zettelchen ( Irgendetwas in meinem Unterbewusstsein sagte mir, dass sie mir nicht ihre Telefonnummer aufgeschrieben hatte) auf die Frontscheibe meines Wagens legte und den rechten Scheibenwischer zurückfloppen ließ. Rasch schlich sie mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht zwischen den parkenden Autos weiter, wie eine Raubkatze auf der Pirsch.

Von unten bis oben mit Milch bespritzt, wie ein begossener Pudel, griff ich zu der einzigen noch unversehrten und nicht zerplatzten Milchtüte nahm das mich anlächelnde Knöllchen und setzte mich am Boden zerstört in mein Auto. Als ich zu Hause eintraf war meine Frau überglücklich über die eine Milchpackung und als ich mich in den Sessel setzte, den Fernseher anknipste und auf das Erste schaltete, traf mich plötzlich der Schlag. Lottozahlen? Was soll das denn jetzt? Mein Blick schweifte zur Uhr. 19:57 Uhr… Meine Augen füllten sich mit einigen Tränen. Was opfert man nicht alles, um ein guter Ehemann zu sein…

Eine schöne Woche wünscht

Ihre Drickina

Katharina Stahl 
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