Oberberg - Auch wenn es schwerfällt: Die Meinung des anderen auszuhalten, gehört zum Wesen unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung - das gilt auch für einen AfD-Parteitag.

Die Aufregung ist groß, die Beschuldigungen sind es auch. Wie zum Teufel konnte so etwas geschehen, empören sich die vermeintlichen Gralshüter der 'anständigen Demokratie'? Ein Parteitag der AfD im beschaulichen Wiehl. Ja und. Offenbar braucht mancher Nachhilfe in Demokratie. Richtig ist, dass es ein Sammlungsbecken der Verbitterten und Abgehängten in diesem Land gibt, deren Unmut von Rechtspopulisten aufgenommen und kanalisiert wird, man dabei mitunter nicht vor Rassismus, Hetze und einem unappetitlichen Gebräu von Vorurteilen und Unwahrheiten zurückschreckt. Richtig ist aber auch, dass diese wunderbare Erfindung der Demokratie allen Bürgern den Freiraum gibt, jeglichen Nonsens dieser Welt zu besprechen und in die Welt hinauszuposaunen, solange man sich an bestimmte Spielregeln hält. Letztere prüfen Gerichte, und solange sie nicht den Daumen senken, darf hierzulande jeder alles behaupten.


Im Zusammenhang mit dem AfD-Landesparteitag der Wiehler Stadtverwaltung Vorwürfe zu machen, ist hanebüchener Unsinn. Verwaltungsbehörden haben nach Recht und Gesetz zu entscheiden - nicht mehr und nicht weniger. Zu den Errungenschaften unserer Staatsform gehört aber auch, offen, friedlich und mit Nachdruck gegen Auffassungen und Einstellungen demonstrieren zu können, die man ablehnt. Dieses Recht darf jeder nutzen. Niemand hat behauptet, dass Demokratie leicht ist, manches ist nur schwer zu ertragen. Und doch darf dieses Land keine Schönwetter-Demokratie sein, die nur dann ihre Wirkmächtigkeit entfaltet, wenn es uns in den Kram passt. Die Freiheit der Meinungsäußerung endet in einer Demokratie eben nicht am eigenen Tellerrand.   

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