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Na, sind Sie etwa auch ein „Exhi-Typ“?

ks; 10. May 2011, 08:09 Uhr
Oberberg Aktuell
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Na, sind Sie etwa auch ein „Exhi-Typ“?

ks; 10. May 2011, 08:09 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um unsere Spuren im Netz.
Mir ist vor einigen Tagen etwas Verrücktes passiert. Ich kannte Ihn wirklich nicht, den Mann, der neben mir am Tresen lehnte und mir urplötzlich nicht seine, sondern meine Lebensgeschichte vortrug. Er wusste erschreckend viel über mich: Wann ich mit wem in einer Kneipe gewesen bin, meine Vorlieben und Abneigungen, meine Urlaubsziele, mit wem ich zusammen unterwegs war usw. Mir wurde angst und bange. Das gibts doch gar nicht, woher wusste der so viel über mich?

Plötzlich griff sich mein unheimlicher Nebenmann in die Tasche und zog etwas heraus. Ich erzitterte – wollte der etwa? Nein, nochmal Glück gehabt, es war nur ein i-Phone. Von wegen „nur“. Es ist nicht nur ein stinknormales Telefon, es ersetzt einfach alles und jeden. Der Allwissende verriet mir, dass das i-Phone über ein ganz besonderes Feature verfügt, mit dem man enormes Wissen über seine Mitmenschen erlangen kann. Es zeichnet dein Bewegungsprofil auf, egal wo du dich rumtreibst, alles wird protokolliert. Mir wurde einiges klar. Quasi Stasi als „App“, ganz kostenlos.

Doch das ist nicht alles. Es gibt auch noch die vielfältigen Möglichkeiten der sozialen Netzwerke. Bereitwillig breiten wir dort unser Leben aus. Irgendwie schon verrückt, dieser elektronische Exhibitionismus. Müssen wir uns da noch wundern, wenn andere uns bald in- und auswendig kennen? Wenn das so weiter geht wissen wir schon bald, ob unser Gegenüber gepunktet oder gestreift drunter trägt. Und das muss noch längst nicht alles sein. Je intimer umso „hipper“ bei der Netz-Community. Und das Schönste: Während wir noch über die Dummbatzen-Exhi-Shows im flüchtigen Medium Fernsehen ablachen, sind unsere persönlichen Daten und Infos 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr im Netz abrufbar. Na prima, mein Tresennachbar lächelte, ich wollte nur noch weg. In diesem Sinne frohes „twittern“ und fleißiges „i-phonen“.


Herzliche Grüße

Ihre Drickina

Katharina Stahl
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