Archiv

Der Versuch, die Wogen zu glätten

nh; 21. Feb 2018, 12:55 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Vor fünf Wochen wurde Holger Wirtz (links) als Waldbröls neuer Bezirksbeamter vorgestellt. Die Heiterkeit der Vorstellung ist mittlerweile aus den Gesichtern der Beteiligten verflogen. Landrat Jochen Hagt und Polizeidirektor Ralf Schmidt (rechts) äußerten sich heute im Rahmen eines Pressegesprächs zur Versetzung des Bezirksbeamten.
ARCHIV

Der Versuch, die Wogen zu glätten

nh; 21. Feb 2018, 12:55 Uhr
Oberberg - Landrat Jochen Hagt und Polizeidirektor Ralf Schmidt verteidigen Dienstversetzung des Waldbröler Bezirksbeamten Holger Wirtz - Seine Kritik sei unbegründet - Wirtz habe Kollegen „Bärendienst“ erwiesen.
Von Nils Hühn

Weiterhin schlägt die Versetzung des Waldbröler Bezirksbeamten Holger Wirtz zurück in den Wach- und Wechseldienst hohe Wellen. Heute Morgen hatte Landrat Jochen Hagt in seiner Funktion als Leiter der hiesigen Polizeibehörde zu einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch eingeladen, um gemeinsam mit Polizeidirektor Ralf Schmidt den Mutmaßungen der vergangenen Tage entgegenzutreten. In die öffentliche Diskussion sei nach Ansicht von Jochen Hagt ein „falscher Zungenschlag“ gekommen. 

Wirtz hatte bei seiner Vorstellung im Januar Kritik an der Ausstattung der Bezirksbeamten in Waldbröl geäußert. Unter anderem beklagte er, dass ihm und seinem Kollegen kein eigenes Fahrzeug zur Verfügung stehe und man sich zu dritt einen Computer teilen müsste. „Die Kritik bei der Vorstellung war sicherlich der Anlass, aber nicht der Grund für die Versetzung“, erklärte Hagt heute.

Ansonsten hüllten sich der Landrat und Schmidt zu den Hintergründen des Schritts, den vor wenigen Wochen noch als „Ideallösung“ bezeichneten Wirtz von der Stelle abzuziehen, in Schweigen. „Das sind Interna, die wir nicht öffentlich machen. Auch zum Schutz von Herrn Wirtz“, sagte Hagt. „Zu meinen Aufgaben gehört es auch, unpopuläre Entscheidungen zu treffen.“

Hagt und Schmidt erklärten, dass der Bezirksdienst im Oberbergischen sehr gut aufgestellt sei. „Die Ausstattung ist in diesem Bereich völlig ausreichend“, so der Polizeidirektor. Alle Bezirksbeamten an den Wachstandorten würden wie die Waldbröler Kollegen auf den Dienstfahrzeug-Pool der dortigen Wache zurückgreifen. Dass sich mehrere Polizisten einen Rechner teilen, sei üblich. Das Land Nordrhein-Westfalen sehe sogar einen Schlüssel von vier Beamten pro Computer vor. „Die Situation mit einem Rechner für zwei Kollegen ist also gut“, so Schmidt. „Einen Missstand gibt es nicht“, betonte Hagt in Bezug auf die Ausstattung.

Derweil monierte Schmidt abermals das Vorgehen Wirtz‘: „Er hat seinen Kollegen einen Bärendienst erwiesen.“ Das Unverständnis über die Anmerkungen sei groß. Die Polizeibehörde unterliege auch gewissen Sachzwängen, wodurch ihr in mancherlei Hinsicht die Hände gebunden seien. „Konstruktive Kritik gehört für mich seit 30 Jahren zum Tagesgeschäft“, erklärte Hagt. Offenbar war Holger Wirtz mit seinen Bemerkungen über das Ziel hinausgeschossen. Warum er nun versetzt wurde, bleibt allerdings weiterhin offen. Ob es mangelndes Vertrauen in die Fähigkeiten des Polizeibeamten ist oder ihm eine gewisse Art der Unbelehrbarkeit vorgeworfen werden kann? Reine Spekulation.

Am kommenden Montag wird die frei gewordene Bezirksbeamtenstelle durch zwei andere Polizisten besetzt. Ein Nachteil für die Waldbröler Bevölkerung habe es nicht gegeben, betonten Schmidt und Hagt. Auch wenn nach Meinung der oberbergischen Polizeiführung die Ausstattung bei den Bezirksbeamten ausreichend sei, erneuerte Landrat Jochen Hagt seine Forderung nach „mehr Polizeikräften für den ländlichen Raum“. Dies und der Fall Wirtz seien jedoch zwei verschiedene Paar Schuhe. Er werde den direkten Weg zum Innenministerium wählen. Gespräche mit Innenminister Herbert Reul habe es schon gegeben.

Weitere Artikel zum Thema
Zwischenruf: Wenn Maß und Mitte fehlen
Rolle rückwärts: Wirtz kein Bezirksbeamter
„Wer mich nicht kennt…“
WERBUNG