Archiv

Merkurkomplex als Chance für die Zukunft

us; 26. Mar 2019, 13:45 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Vertreter aller Generationen beteiligten sich am Bürgergespräch zur Neugestaltung des Merkurkomplexes.
ARCHIV

Merkurkomplex als Chance für die Zukunft

us; 26. Mar 2019, 13:45 Uhr
Waldbröl - Mit vielen konstruktiven Anregungen und kreativen Ideen endete ein erster Bürgerdialog zur künftigen Gestaltung des innerstädtischen Merkurkomplexes, zu dem die Stadt Waldbröl ins Bürgerdorf am Alsberg geladen hatte.
Von Ute Sommer

„Merkur ist das Schreckgespenst aller Waldbröler, steht als Synonym für jahrelangen Ärger und Verdruss, gilt als Fanal einer städtebaulichen Sünde und wird im Herbst des Jahres endlich abgerissen", skizzierte Waldbröls Bürgermeister Peter Koester knapp die Sachlage. Wie kann das frei werdende Areal danach zweckmäßig revitalisiert und einer attraktiven Nutzung auch für kommende Generationen zugeführt werden? Mehr als 150 Waldbröler aller Generationen beteiligten sich an einer ersten Ideenbörse, deren Ergebnisse in die konzeptionellen Entwicklungslösungen der Stadt Waldbröl und des beauftragten Planungsbüros „ArchitekturStadtplanungStadtentwicklung“ (ASS) aus Düsseldorf einfließen sollen. Vorweg informierte ASS-Stadtplaner Hans Joachim Hamerla über zugesagte NRW-Landesmittel in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro für die Umsetzung des Intergierten Entwicklungs-und Handlungskonzeptes 2025 für die Waldbröler Innenstadt.


[Bürgermeister Peter Koester betonte die hohe Relevanz der Bürgerbeteiligung am Umgestaltungsprozess der Waldbröler Innenstadt.]

Um die große Bandbreite der künftigen Nutzungsmöglichkeiten des 10.000 Quadratmeter umfassenden Areals zu verdeutlichen, präsentierte der Geograf drei erste planerische Entwürfe, mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung von Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, Wohnraumbebauung, öffentlichen Freiräumen sowie Grünzug und Parkflächen unter der Überschrift „Innenstadtquartier Merkur“. Daran entzündete sich der direkte Einwand des Waldbrölers Heinz Otto Janzen, der zu bedenken gab, dass „Merkur“ mittlerweile zu viele negative Konnotationen beinhalte, um zielführende Zukunftsnutzung zu beflügeln. Nach reger, kontroverser Diskussion räumte Hamerla ein, dass man sich erst am Anfang eines umfassenden Beteiligungsprozesses befinde und es sich bisher um einen reinen Arbeitstitel handle, der nicht in Stein gemeißelt sei.



Aus der beruflichen Zusammenarbeit in der Vergangenheit heraus bestens mit der Situation vor Ort vertraut, moderierte Architektin Prof. Christl Drey das Bürgergespräch und unterstrich die Chancen der städtebaulichen Neuordnung. Durch den Lauf des Waldbröl-Bachs ergebe sich eine natürliche Ost-West Sinnfälligkeit, die es im Zuge der Innenstadtaufwertung zu kultivieren gelte. Auf ihre Frage, welchen Charakter die öffentlichen Freiräume haben sollten, wurde die Offenlegung des Brölbachs in Verbindung mit der Anlage eines Teichs angeregt. Als grüne Lunge könne das neue Quartier gleichzeitig die Luft verbessern und die Aufenthaltsqualität in der Stadt attraktiveren. Als wünschenswert kam auch eine bachbegleitende "Direttissima" von der Droste-Hülshoff Straße Richtung Post zur Sprache sowie eine fußläufige Verbindung von Bahnhof- zu Kaiser-und Hochstraße. Vorschläge wie ein überdachter „Marktplatz“, der multifunktionale Nutzung erlaube, Skatebahn, Spielplatz und Ruhebänke komplettierten die Wunschliste der Waldbröler Bürger.


[Der Plan zeigt die Lage des Merkur-Geländes und eine der drei von ASS vorgestellten  Entwicklungsszenarien.]

Im Rahmen der geplanten drei- bis dreieinhalb geschossigen Neubebauung regten jugendliche Gesprächsteilnehmer moderne Formen des Zusammenlebens in Mehrgenerationenhäusern oder Wohngemeinschaften an und thematisierten das Fehlen von Hotelbetrieben am Ort. Angesichts der multikulturellen Waldbröler Bürgerschaft müssten im Zentrum Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden, um der Entstehung von Parallelgesellschaften entgegen zu wirken. Zusammen mit Moderatorin Drey freute sich Bürgermeister Peter Koester über ein ausgesprochen ergiebiges Bürgergespräch zur Umnutzung des Merkurkomplexes und stellte weitere Veranstaltungen in Aussicht.
WERBUNG