Reichshof- Mit seinen insgesamt 32 farbenfrohen Mottowagen, den liebevoll gestalteten Bagagewagen, den Musikkapellen und originell verkleideten Fußgruppen bot der Karnevalszug in Denklingen seinen vielen Zuschauern einen regelrechten Augenschmaus.

Von Ute Sommer

Das im Duden unter "Substantiv, Neutrum, salopp" gelistete Wort "Mistwetter" ist im Grundwortschatz eines jeden Vollblutkarnevalisten ganz einfach nicht vorhanden. Nicht anders sind die enormen Zuschauermassen zu erklären, die beim Denklinger Karnevalszug die Straßenzüge, trotz des anfänglichen Bindfadenregens, säumten. Oder es steckten Freundschaftsdienste dahinter, wie bei Tiger Oliver, Zorro Rouben, Minion Angela und Dompteurin Anna, die extra gekommen waren, um ihrem Kumpel auf dem Wagen der "Wilden 13" zuzuwinken: „Ist ja auch traurig, wenn überhaupt keiner da ist".

Alles andere als traurig war die Stimmung entlang der Zugroute, als der närrische Bandwurm pünktlich um 14:11 Uhr den Marschbefehl erhielt und der Wolkenwasserhahn plötzlich abgesperrt wurde. Vorneweg, und erstmals in Denklingen dabei, marschierten die als Clowns verkleideten 30 Musiker des Spielmannszug Werratal und sorgten mit schmissigen Melodien für „good vibrations“. „In unserer calvinistisch geprägten Region gibt es keine Festumzüge, deshalb sind wir zur fünften Jahreszeit gern im Rheinland unterwegs", gab der erste Vorsitzende Ralf Fischbach zu Protokoll.

Die Narren, die in der ersten Reihe des Zuschauerspaliers standen, wurden vom Elferrat des Karnevalsvereins aus Bielstein aus den Kellerbeständen des legendären Zunft-Kölsch-Wagen mit Gerstenkaltschale versorgt. „Dem Rathaus kehren wir heute den Rücken, als gepoppter Mais wollen wir die Reichshofer Narren verzücken", boten die wandelnden Popcorntütchen des Rathausteams einen sensationellen Anblick. Zusammen mit "Orspeler Jung und Alt" aus Odenspiel erreichte die Nachricht "Im Frühjahr hatten die Bauer noch Müh, im Sommer war´s dafür zu drüh" das kostümierte Publikum. Auf Initiative der Sinsperter Tollitäten "Prinz" Antonia, aus dem Hause Hombach, Jungfrau Marisa, aus dem Hause Wolin, und "Bauer" Evelyn, aus dem Hause Dresbach, waren die Hölsterlöher unter dem Motto " Wir fliegen durch die Nacht, nehmt euch in Acht. Auch wir wollen fiere, die Sinsperter Vampire" zu schwarzgewandeten Blutsaugern mutiert.


[Das Denklinger Dreigestirn feierte mit seinen Untertanen.]

Mit blau-grün schillernden, schuppigen Krakenarmen um den Hals und giftgrünen Perücken auf dem Kopf waren die Mitglieder der "Gefangenen Sau" aus Brüchermühle ein richtig toller Blickfang, die "Gruß und Kuss vom Oktopuss" überbrachten. Das Team Pusteblume warnte "Denklingen nehmt euch in Acht, Gallier an die Macht", während Asterix, Obelix, Troubadix und Gutemine den Einzylinder Kramer, Baujahr 1963, von Björn Brandenburger per Pedes flankieren. Ganz in Stil der amerikanischen Kultrestaurants lungerten im Club 66, dem "Fischbach Diner" der Dorfgemeinschaft Groß-und Kleinfischbach, schmantige Elvis Doubles und appetitlich aufgemachte Waitresses rund um die Bedientheke herum.


[Spektakuläre Hebefiguren in den Denklinger Gassen.]

Bei den "Dörper Fründen", einem Freundeskreis aus den Orten Bohlenhagen, Bladersbach, Rossenbach und Waldbröl hatte der Regent der rollenden Burg Tacheles geredet: "Dä Dörper Künning hätt jesat, et wird jefiert und nit jeschwat". Mit Prinzenpaar und Garden war die Tolle Elf KG Wildberg am Start, die Karnevals-Party Gesellschaft Eckenhagen versicherte "Och nach 20 Jahren KPG feiern wir wie eh und je" und die Denklinger Tollitäten 2018, Manni I. und Claudia aus dem Hause Bender, verschenkten "Gute Laune Blümchen" an die Zuschauer.

Absolut neu im krönenden Abschluss-Defilee der gesamten KG Rot-Weiß Denklingen war der Senatswagen, der im Dezember auf eBay ersteigert und mit einer Spezialzugmaschine der Firma EG-Trans aus Trier nach Denklingen geholt wurde. In Eigenleistung rüsteten die Senatsmitglieder den Wagen gemäß TÜV-Richtlinien her und verpassten ihm einen neuen rot-weißen Anstrich. Der Senat brachte vom neuen Gefährt aus 2.000 frische Berliner unter das Karnevalsvolk, bevor Prinz Reini I., Bauer Herbert und Jungfrau Jenna aus dem Prinzenwagen flächendeckende Kamelle-Schauer entlang des Zugweges niedergehen ließen.