Archiv

Eine starke Halbzeit reicht eben nicht

uk; 17. Feb 2019, 20:07 Uhr
Archivbild: Michael Kleinjung --- Wie im Hinspiel war für den vfL Gummersbach gegen die Füchse Berlin nichts zu holen.
ARCHIV

Eine starke Halbzeit reicht eben nicht

uk; 17. Feb 2019, 20:07 Uhr
Gummersbach - VfL auch bei den Füchsen vor dem Wechsel kalt erwischt - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
von Uli Klein

Füchse Berlin - VfL Gummersbach 25:19 (13:7).

Vor Anwurf der Partie in der Max-Schmeling-Halle gab es nicht gerade viele Indizien, die dafür sprachen, dass die Oberbergischen etwas Zählbares von ihrem Sonntagsbesuch in der Hauptstadt mitbringen würden: Vielleicht die Tatsache, dass die Berliner noch am Donnerstagabend in Balatonfürid (Ungarn) im EHF-Cup am Ball waren und deshalb einigen Reisestress zu verdauen hatten. Vielleicht der Umstand, dass die Füchse in diesen Wochen einige Verletzungssorgen zu verkraften haben. Oder vielleicht auch der Fakt, dass die Gummersbacher ihr Premierenbundesligaspiel 2019 gegen die Eulen Ludwigshafen vor zehn Tagen nach desaströser erster Halbzeit wenigstens noch zu einem Remis hingebogen hatten. Ein echter Kraftakt beziehungsweise eine Willensleistung, die verstohlene Hoffnungen beim oberbergischen Bundesliga-Dino für die Berlinreise keimen ließen. In Summe aber gingen die Oberbergischen als krasse Außenseiter in das Kräftemessen beim Tabellenfünften. Und dies sollte sich denn auch bestätigen.


Als die  60 Minuten im Fuchsbau beendet waren, hatte sich der Favorit nämlich recht sicher und verdient durchgesetzt. 25:19 hieß es am Ende, nachdem die Gastgeber schon zum Seitenwechsel mit 13:7 in der Vorhand waren. Das Ergebnis hätte aus VfL-Sicht freilich auch freundlicher ausfallen können, wenn man sich in der ersten Spielhälfte an die taktischen Vorgaben gehalten hätte: "Versucht es nicht so oft, über den Füchse-Innenblock zum Erfolg zu kommen", lautete die Marschroute von Gummersbachs Coach Denis Bahtijarevic an seine Offensive. Eine Weisung, die allerdings nicht auf allzu viel Gehör bei den Jungs in Blau zu stoßen schien. Zumindest in den ersten 30 Minuten.




Man scheiterte jedenfalls nicht nur einmal  an der Berliner Mauer, gegen die man mit bemerkenswerter, aber zweifelhafter Sturheit immer wieder vergeblich anrannte. Und wenn mal ein Loch im Füchsewall gefunden worden war, stand auch noch eine letzte Instanz: Silvio Heinevetter im Hausherrenkasten spielte jedenfalls gerade im ersten Spielabschnitt mehrfach den humorlosen Spielverderber aus VfL-Perspektive. Hinzu kam die recht Füchse-freundliche Regelauslegung der Referees zu Beginn. Während die Gäste bereits in den ersten zwölf Minuten vier Zeitstrafen - inklusive einer korrekten roten Karte für Eirik Koepp, der Heinevetter beim Strafwurf am Kopf traf - kassierten, wurde die durchaus kernige Defensivarbeit der Hausherren bis kurz vor der  Pausensirene nie sanktioniert.

Marvin Sommer war hinterher dennoch ehrlich genug, die Angriffsdefizite der mäßigen ersten Halbzeit vor allen Dingen bei sich und den Seinen und weniger bei den Unparteiischen zu suchen: "Wir haben uns entgegen der Absprache vor dem Wechsel viel zu viele 50:50-Chancen genommen. Hinzu kam, dass ,Heine' unsere Bälle mit allen nur möglichen Körperteilen pariert hat." Angesichts der fehlenden Feuerkraft  im VfL-Angriff konnte es kaum verwundern, dass die Jungs von Trainer Velimir Petkocvic zur Freude der meisten der 7.390 Handball-Liebhaber mit einem satten Sechs-Tore-Bonus (13:7) auf der Habenseite zum Pausentee gingen. Nach Wiederbeginn gelang es den Gästen dann endlich, offensive Akzente zu setzen. Auch wenn Rückraumshooter Stanislav Zhukov genau wie vor dem Wechsel kein einziger Treffer gelang. Erfreulich aber die fehlerfreie Vorstellung eines Jungtalents: Yonatan Dayan zeigte auf der Spielmacherposition jedenfalls beachtliche Qualitäten. 
  



Dafür aber schwang sich nun VfL-Keeper Carsten Lichtlein zu einer formidablen Leistungssteigerung auf und agierte auf Heinevetter-Niveau. Beim 16:21 (52.) aus VfL-Perspektive  hatte man sogar verschämten Sichtkontakt zu den Füchsen, die sich inzwischen auf das Verwalten ihres Vorsprungs beschränkt hatten. Als der ansonsten bei seinem Bundesligadebüt überzeugende Jonas Stüber (drüber) und Pouya Norouzi (scheiterte an Heinevetter) aber kurz darauf zwei Premium-Chancen liegen ließen, waren die Weichen zugunsten des Favoriten endgültig gestellt. Die Füchse zogen mit drei Toren in Folge auf 24:16 davon, sodass die in den zweiten 30 Minuten über weite Strecken gar nicht ungeschickt agierenden Gäste letztlich chancenlos blieben.

Fazit von Trainer Denis Bahtijarevic: "Wir haben das Spiel erneut in der ersten Halbzeit abgegeben. Dass wir es besser können, haben wir in der zweiten Halbzeit gezeigt. Allerdings müssen wir künftig wieder deutlich mehr Torgefahr aus der zweiten Reihe entwickeln."

Berlin: Heinevetter (16 Paraden), Malte Semisch (n.e.); Paul Drux (5), Fabian Wiede (4), Frederik Simak (4/2), Bjarki Elisson, Jacob Holm (je 3), Hans Lindbergh (3/1), Tim Matthes (2), Johan Koch (1)

Gummersbach: Carsten Lichtlein (12 Paraden), Matthias Puhle (n.e.); Pouya Norouzi (4), Ivan Martinovic (4/2), Florian Baumgärtner, Marvin Sommer (je 3), Tobias Schröter, Jonas Stüber (je 2), Moritz Preuss (1)

Schiedsrichter: Marcus Hurst/Marco Krag (Frankfurt/Oberursel)

Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Koch, Reissky – Martinovic, Zhukov, Preuss, plus rot Köpp).

Siebenmeter: 5/4 – 3/2 (Lindberg vorbei - Koepp scheitert an Heinevetter).

Zuschauer: 7.390

Weitere Ergebnisse und Tabelle
WERBUNG