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Brexit: Rückwirkungen bis auf Oberberg

bv; 22. Jan 2019, 12:06 Uhr
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Brexit: Rückwirkungen bis auf Oberberg

bv; 22. Jan 2019, 12:06 Uhr
Oberberg - IHK-Geschäftsführer Michael Sallmann beklagt große Unsicherheit und fehlende Möglichkeiten für Unternehmen, sich auf den Tag X vorzubereiten.
Von Bernd Vorländer

Kein Tag ohne Brexit-Diskussion. Die Situation ist verworren und unübersichtlich. Und darunter leiden auch Unternehmen aus der Region. Niemand weiß, was das britische Parlament tatsächlich in den kommenden Wochen beschließen wird. Nichts ist aktuell ausgeschlossen - von einem harten Brexit bis zu einem zweiten Referendum. „Das ist extrem unerfreulich. Das Schlimmste ist die Unsicherheit. Alle Experten raten, sich auf den Brexit vorzubereiten, aber unsere Unternehmen wissen eben nicht, worauf konkret sie sich vorbereiten sollen, sagt Michael Sallmann, IHK-Geschäftsführer im Oberbergischen.


Am schlimmsten träfe auch die oberbergischen Unternehmen ein harter Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der EU ohne einen entsprechenden Vertrag. In diesem Fall bräuchten Firmen  eine Ausfuhrgenehmigung für bestimmte Waren, die in das Vereinigte Königreich geliefert werden sollen. Umgekehrt würden Einfuhrlizenzen, die von britischen Behörden ausgestellt wurden, ihre Gültigkeit beim Import in die Europäische Union verlieren.

Sallmann (Bild) weist darauf hin, dass Unternehmen beim Thema Brexit auch quasi um die Ecke denken müssen. „Wer Kunden hat, die vom Brexit betroffen sind, sitzt indirekt mit im Boot und muss sehen, dass er das möglichst früh in seinen Planungen berücksichtigt“, so der IHK-Geschäftsführer. Groß sind die Fragezeichen im Übrigen bei allen Fragen, die mögliche Zölle betreffen. Für deutsche Unternehmen könnten nämlich Probleme entstehen, wenn sie über ihre Liefer- und Produktionsketten eng mit der britischen Wirtschaft verflochten sind. In Großbritannien hergestellte Produkte, die im heimischen Markt benötigt werden, würden nach einem Brexit ihre Zollvergünstigungen verlieren. Es ergäben sich völlig andere Kalkulationen. Sallmann weist noch auf ein weiteres Problem hin: „In den Unternehmen fehlt auch das nötige Zoll-Know-how.“ Im Rahmen der offenen Handelsgrenzen innerhalb der EU sei niemand auf einen harten Brexit mit neuen Zollschranken vorbereitet.

Wie wichtig Großbritannien für NRW und somit auch für Oberberg ist, zeigt eine Zahl. Nach den Niederlanden und Frankreich ist Großbritannien das drittwichtigste Exportland, der Wert der Ausfuhren beträgt jährlich 13,3 Milliarden Euro.  Vor allem Autos und Autoteile werden exportiert, chemische Erzeugnisse, Metalle und Maschinen sowie Nahrungs- und Futtermittel.
  
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