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Heißes Herz und kühler Kopf

uk; 13. Dec 2018, 22:38 Uhr
Archivbild: Michael Kleinjung --- Endlich wieder einmal Grund zum jubeln - der VfL siegte bei den Eulen.
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Heißes Herz und kühler Kopf

uk; 13. Dec 2018, 22:38 Uhr
Gummersbach - Ein Lebenszeichen im Kampf um den Klassenerhalt in der Handballbundesliga sendet der VfL Gummersbach mit dem Auswärtssieg in Ludwigshafen - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

von Uli Klein

Eulen Ludwigshafen - VfL Gummersbach 26:27 (12:14).

Als die Hallenregie vier Minuten vor Ladenschluss "Highway to hell" durch die Lausprecherboxen jagte, deutete vieles darauf hin, dass die Gäste aus Gummersbach auf der "Autobahn Richtung Hölle" unterwegs waren. Denn die Gastgeber hatten kurz zuvor in Person des Toptorschützen Azat Valiullin den 24:24-Ausgleich erzielt. Und nicht nur das: Pouya Nourouzi scheiterte im Gegenzug an Keeper Hannemann - Bank und Halle der Ludwigshafener tobten.


In den Minuten des drohenden Absturzes zeigte der VfL aber erstaunliche  Nehmerqualitäten und bemerkenswerten Kampfgeist: Norouzi und Tobias Schröter nutzten eine Zeitstrafe des Heimteams und warfen - zum wiederholten Male im heiß umkämpften Herzinfarktkrimi - eine erneute Zwei-Tore-Führung (24:26) für ihre Mannschaft heraus. Einen Bonus, den die Gäste über die Zeit brachten. Verdientermaßen, hatte man doch fast über das gesamte Match hinweg in Front gelegen. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat dem Druck in einem ganz schwierigen Spiel Stand gehalten und unser Konzept komplett durchgezogen", konnte sich VfL-Coach Denis Bahtijarevic nach dem Abpfiff  freuen und nach langer Zeit mal wieder tief durchatmen.

Trotz des hitzigen Ambientes in der Eberthalle hielten sich die Gäste von Beginn an exakt an die Vorgabe ihres Trainers: "Wir müssen mit heißem Herzen, aber mit kühlem Kopf spielen", hatte Bahtijarevic seinen Jungs mit auf den Weg gegeben. Und tatsächlich erwischten die Oberbergischen einen Start nach Maß. Zwar kassierte man schnell das 1:0 der Eulen durch einen Strafwurf von Scholz, doch dann übernahm man die Regie - die Deckung agierte ebenso konzentriert wie beweglich und vorne nutzte man die Chancen. So war Blau-Weiß nach zehn Minuten mit 5:2 in der Vorhand. Und das, obwohl Matthias Puhle in der Anfangsphase keine Hand an den Ball bekam. Das aber war letztlich nicht weiter tragisch, weil die starke VfL-Deckung die Hausherren immer wieder zu einer halbgaren Wurfauswahl und diversen Fahrkarten provozierte. Auch im weiteren Verlauf des ersten Abschnitts hatten die Gäste alles im Griff und zogen bis auf 12:7 aus VfL-Sicht (25.) davon.



Dann aber die Minute, die die Statik der Partie erheblich veränderte. Binnen 69 Sekunden erhielten gleich drei Gummersbacher aus unterschiedlichen Gründen Zeitstrafen. Tobias Schröters Fußabwehr wurde genauso sanktioniert wie der Wechselfehler von Ivan Martinovic und nur Wimpernschläge später eine Grobheit von Stanislav Zhukov. Die bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon stark eingeschüchterten Eulen nutzten dieses unverhofft-üppige Überzahlangebot,  kamen heran und verkürzten den Rückstand bis zur Halbzeitsirene auf 12:14. Und auch die ersten Minuten nach Wiederanwurf verhießen wenig Gutes für die Bahtijarevic-Schützlinge: Angefeuert vom fanatisch mitgehenden Heimpublikum hatte man beim 16:17 (39.) plötzlich engsten Kontakt zu den Gummersbachern. Und als Stanislav Zhukov beim beim Anschlusstor der Gastgeber auch noch die dritte Zeitstrafe kassierte und als Folge die rote Karte sah (40.), schienen sich die Dinge gegen den VfL zu wenden.



Doch passend zum unruhigen Spielverlauf fand nun plötzlich Matthias Puhle, der zuvor wenig bis gar kein Glück bei seinen Aktionen hatte, endlich ins Spiel - der Keeper parierte nicht nur einen Tempogegenstoß von Valiuillin, sondern zeigte auch anschließend einige bemerkenswerte Paraden und wurde so zum Stabilisator im VfL-Spiel. Entscheidende Aktien am blau-weißen Happyend  in der "Vierpunkte-Partie" hatte indes wieder einmal Pouya Nourouzi, der als Spielmacher und Torschütze in Personalunion in einer kampfstarken Mannschaft performte; die Flügel Marvin Sommer und Tobias Schröter überzeugten auf Links- beziehungsweise Rechtsaußen und auch Eirik Köpp wusste zu gefallen: Als Backup für Zhukov markierte er in den Minuten seines Einsatzes nicht nur zwei wertvolle Treffer, sondern zog auch noch zwei Zeitstrafen gegen die Ludwigshafener.      

Eulen: Hannemann (1. bis 22. und 30. bis 60/7 Paraden, Lenz (22. bis 30./1 Parade); Valiullin (10), Müller (5), Stüber, Dietrich (je 3), Salger, Hideg, Falk, Dippe (je 1), Scholz (1/1)

VfL: Carsten Lichtlein (15. bis 30./2 Paraden: Matthias Puhle (1. bis 15. und 30.bis 60./8 Paraden); Pouya  Nourouzi (6), Tobias Schröter (5), Marvin Sommer (5/2), Ivan Martinovic (4/1), Stanislav Zhukov (3), Eirik Köpp (2), Moritz Preuß, Florian Baumgärtner (je 1)

Schiedsrichter: Martin Thöne/Marijo Zupanovic (Berlin)

Zuschauer: 2.352

Siebenmeter:  1/1 - 3/3

Zeitstrafen: 10:12 (Müller, Stüber, Dietrich, Scholz, Valiullin - 3x Zhukov, Pouya, Martinovic, Schröter)

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