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Zukunftsvertrag soll S+C Planungssicherheit geben

bv; 3. Dec 2018, 15:54 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- Handelten gemeinsam den Zukunftsvertrag bei Schmidt+Clemens aus: (v. li.) Personalleiter Ralf Welters, IG-Bevollmächtigter Werner Kusel, Jan-Schmidt-Krayer, geschäftsführender S+C-Gesellschafter, Betriebsratsvorsitzender Thomas Geilhaupt und S+C-Geschäftsführer Dominic Otte.
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Zukunftsvertrag soll S+C Planungssicherheit geben

bv; 3. Dec 2018, 15:54 Uhr
Lindlar – Edelstahl-Unternehmen in Lindlar-Kaiserau sichert nach Verhandlungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft Beschäftigung, senkt Kosten und bleibt in der Tarifbindung.
Von Bernd Vorländer

Im Frühjahr 2018 gab es wochenlange Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie, ehe ein Tarifvertrag geschlossen wurde, der Lohnsteigerungen von mehr vier Prozent vorsah. Für den Lindlarer Edelstahlspezialist Schmidt + Clemens (S+C) eine Größenordnung, die die Geschäftsführung sorgenvoll in die Zukunft blicken ließ. Einerseits spielte man offenbar mit dem Gedanken, die Tarifbindung zu beenden, zum anderen stand das Bekenntnis zur Arbeitsplatz-Sicherung am Standort Lindlar-Kaiserau auf der Kippe. „Unser klares Bekenntnis zum Standort Deutschland können wir nur halten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Jan Schmidt-Krayer. Sprengkraft-Potential also bei einem Arbeitgeber, der über 550 Menschen am Standort Lindlar beschäftigt. Dass es nicht zur Explosion kam, hatte damit zu tun, dass sich der Betriebsrat, die IG Metall und die Geschäftsführung an einen Tisch setzten, um gemeinsam Wege aus der schwierigen Lage zu finden.


Heute präsentierten die Verhandlungspartner nach einigen Monaten ein neunseitiges Papier, das auch in einer Betriebsversammlung vorgestellt wurde. Etabliert wurde nach Auskunft aller Beteiligten ein modernes Entgeltsystem, bei dem es bei den Leistungszulagen keine Automatik mehr gibt. Die annähernd 100 Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich erhalten statt einer Gehaltserhöhung verbesserte Freizeitregelungen mit bis zu acht Tagen zusätzlich in einem Jahr. Fünf Prozent der Arbeitnehmer bei S+C können ab dem 58. Lebensjahr in Altersteilzeit gehen. Das Unternehmen verpflichtet sich in dem „Zukunftsvertrag“, der Gültigkeit bis 2024 hat, die Zahl der Auszubildenden um 30 Prozent anzuheben. Mindestens 75 Prozent von ihnen soll nach der Ausbildungszeit ein Angebot zur Übernahme erhalten. Im Ergebnis gibt S+C eine Jobgarantie, kann aber in den kommenden Jahren Kosten reduzieren.  

S+C-Geschäftsführer Dominic Otte sprach von einem „auf unsere Situation maßgeschneiderten Vertrag“, Personalleiter Ralf Welters hob hervor, dass „feste Spielregeln“ für Investitionen am Standort vereinbart worden seien. Das war im Übrigen auch dem Ersten Bevollmächtigten der IG Metall, Werner Kusel, wichtig. S+C habe mit Kindergarten, Akademie, Kantine und Gesundheitsmanagement etliche Alleinstellungsmerkmale, für die jetzt durch den Vertrag Bestandsschutz erreicht worden sei. Betriebsratsvorsitzender Thomas Geilhaupt zeigte sich zufrieden darüber, dass man Arbeitsplätze habe sichern und eine Beschränkung von Leiharbeit auf 2,5 Prozent vereinbaren können. „Das Paket passt, wir sind sehr zufrieden.“ Nun müsse alles darangesetzt werden, die Folgen der demografischen Entwicklung abzufedern und möglichst viele junge Beschäftigte einzustellen. In den kommenden fünf Jahren wird laut Geilhaupt zwölf Prozent der Belegschaft aus Altersgründen ausscheiden.
  
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