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Eine Rettung des Bürgervereins scheint möglich

ls; 29. Oct 2018, 21:00 Uhr
Archivbild: Jessica Schöler --- Bürgervereinsmitglieder mit dem Vorsitzenden Klaus Birth (re.) bei der Vorstellung einer Infotafel.
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Eine Rettung des Bürgervereins scheint möglich

ls; 29. Oct 2018, 21:00 Uhr
Gummersbach – Wenn sich bei der Versammlung am 8. November kein neuer Vorstand findet, wird der Gummersbacher Verein Anfang 2019 aufgelöst - Nachfolge-Kandidaten sind aber möglicherweise in Sicht.
Von Leif Schmittgen

Der Gummersbacher Bürgerverein blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1962 hatte man sich gegründet und prägte seitdem das gesellschaftliche Leben in der Kreisstadt mit - sei es durch das Anbringen von Informations-Tafeln an historischen Gebäuden, dem groß angelegten Protest zum Abriss des Haus König 1974, das dem Neubau des Bergischen Hofs weichen sollte, oder bei der Erläuterung von Straßennamen. Der Bürgerverein war sehr präsent in den Köpfen der Menschen. Doch sei in vergangenen Jahren das „bürgerliche Engagement“ zurückgegangen, so der 2. Vorsitzende Dietmar Brensing.

Letzterer und sein Vorstandskollege Klaus Birth machen sich nicht erst seit Kurzem Sorgen um den Fortbestand des Vereins. Rund 200 Mitglieder zählt man derzeit, finanziell steht man laut Brensing auf gesunden Füßen. „Das Problem ist die fehlende Manpower“, bemängelt der Vize die Bereitschaft der Mitglieder, aktiv in Vereinsleben einzugreifen. „Wir können nicht alles allein machen, sondern brauchen aktive Unterstützer, die mit anpacken“, berichtet Brensing. Bemühungen des 56-Järigen, über soziale Netzwerke Mitglieder zu finden scheiterten genauso, wie spontane Treffen, an denen kaum jemand teilnahm.

Der Vorsitzende Klaus Birth macht den Mitgliedern aber keinen Vorwurf: „Mit über 70 kann man keine Stühle mehr schleppen oder stundenlang in der Kälte stehen, um Würstchen zu verkaufen“, sieht Birth die Hauptproblematik darin, dass es dem Verein an Nachwuchs fehle. Der Vorstand wollte die Arbeit bereits bei der Mitgliederversammlung vor zwei Jahren in jüngere Hände geben, was jedoch misslang. Unmissverständlich hatte man laut dem Vorsitzenden schon damals deutlich gemacht, dass es für die aktuelle Vorstandmannschaft definitiv die letzte Amtsperiode sei.  „Wir machen das nicht bis zur Rente“, sagt auch Dietmar Brensing.


Sollte sich beim Mitgliedertreffen am Donnerstag, 8. November (ab 19 Uhr) im Gummersbacher Brauhaus keine Mannschaft finden, welche die Geschicke des Vereins fortführt, wird dieser Anfang 2019 in einer außerordentlichen Versammlung liquidiert. „Das Vermögen würde dann an die Stadt Gummersbach übergehen“, sagt Birth. Doch vielleicht gibt es Licht am Ende des Tunnels, denn bei Dietmar Brensing meldete sich Thomas Ufer, derzeit Vorsitzender des Schützenvereins in Gummersbach-Windhagen. Er könnte sich vorstellen, die Vereinsführung zu übernehmen, vorausgesetzt er finde eine passende Mannschaft, die ihn bei seiner Arbeit unterstütze.

Von der Idee, dem Vereinsleben frischen Wind einzuhauchen, ist Ufer sehr angetan: „Ich habe viele Ideen, die ich versuchen werde, in die Tat umzusetzen“, sagt der mögliche künftige Vorsitzende, der seit dem mit Brensing stattgefundenen Gespräch in der vergangenen Woche damit beschäftigt ist, eine „Mannschaft“ an seiner Seite zusammenzustellen. Als Ideen nennt Ufer unter anderem die flächendeckende Einführung eines kostenlosen W-Lan-Netzes in Gummersbach. Und Dietmar Brensing will die Hände keinesfalls in den Schoß legen, sollte sich ein neues Vorstandsteam finden. „Ich stehe auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite“, verspricht Brensing, der wie Birth auf über 20 Jahre Vorstandsarbeit zurückschaut.

Er bringt auch gleich weitere Ideen ins Spiel, die in der jüngeren Vergangenheit aus den genannten Gründen nicht umgesetzt werden konnten. Die Installation von QR-Codes an den Hinweisschildern der Gebäude oder Straßennamen könnte dem Verein den Weg ins digitale Zeitalter ebnen. Ebenso fehlt es an einem modernen Internetauftritt, den es zwar seinerzeit gab, der aber wegen des überraschenden Todes eines Vereinsmitgliedes nicht fortgeführt wurde. Professionell die Erstellung einer Homepage in Auftrag zu geben, legte man wegen der ungewissen Zukunft ad acta. Bei aller Euphorie warnt der Vereinschef aber auch gleichzeitig vor Schnellschüssen: „Gespräche mit möglichen Nachfolgern sind im Sommer im Sande verlaufen, weil sie gemerkt haben, wie viel Arbeit dahintersteckt“.

Man arbeite für die Allgemeinheit und habe aus seinem ehrenamtlichen Schaffen eben keinen direkten Nutzen, bzw. bekomme nur wenig Applaus dafür, ist sich Birth sicher. Von einer möglichen Nachfolgemannschaft wünscht er sich, dass diese neuen Ideen zur Verjüngung des Vereins entwickele und so  viele tatkräftige Hände für Veranstaltungen finde. Das alte Vorstandsteam hat für heute Abend ein Treffen mit Ufer und weiteren Interessenten arrangiert, um gemeinsam Möglichkeiten zur Zukunft des Vereins zu erörtern. Das letzte Wort haben dann schließlich die Mitglieder während des Treffens im Brauhaus.
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