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Wiehler Wahnsinn in der Nachspielzeit

lo; 14. Oct 2018, 20:40 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Markus Wagner (li.) wurde vor dem Elfmeter zum Ausgleich gefoult.
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Wiehler Wahnsinn in der Nachspielzeit

lo; 14. Oct 2018, 20:40 Uhr
Oberberg - FV sichert sich gegen Viktoria Köln II auf spektakuläre Weise einen Punkt - SSV fehlt die Gier vor dem Tor - Die Fußball-Landesliga wird präsentiert von der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden (AKTUALISIERT).
FV Wiehl – Viktoria Köln II 3:3 (0:2).

Selbst die kühnsten Optimisten hätten kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit wohl keinen Cent mehr auf die Heimelf gesetzt. Die Domstädter lagen mit 3:1 in Front und spielten in Überzahl. Doch dann rafften sich die Wiehler noch einmal auf: Alexander Tomm führte seine Equipe nach einer Freistoßflanke von Kerem Kargin heran und in der letzten Minute der Nachspielzeit bekam man einen Elfmeter zugesprochen. Markus Wagner war im Gewühl gefoult worden. Michael Möller zeigte sich erneut als eiskalter Vollstrecker und netzte zum Ausgleich ein. „Das war alles in allem ein gewonnener Punkt für uns“, atmete Coach Jan Kordt nach der Aufholjagd durch. „Die Mannschaft hat eine tolle Moral bewiesen.“

Die Gäste begannen abwartend, Wiehl war in der Anfangsphase feldüberlegen. Jordi Scherbaum zielte ans Außennetz (5.), Jan Peters wurde abgeblockt. Den anschließenden Eckstoß köpfte Jonathan Noß deutlich vorbei (7.). Was folgte, war ein unansehnliches Gekicke. Beide Teams offenbarten große spielerische Defizite, was auch die hohe Anzahl von Befreiungsschlägen und langen Pässen, die allesamt wirkungslos verpufften, dokumentierte.

Nach einer halben Stunde startete der Anderson Ezuke auf der rechten Seite einen Sololauf und ließ zwei FV-Akteure ins Leere grätschten. David Jäckel konnte den präzisen Abschluss nicht abwehren – 0:1. Vor dem zweiten Gegentreffer waren die Gastgeber bei einem weiten Einwurf nicht im Bilde. Jäckel räumte Viktoria-Kapitän Mouhaymen Rachdi ab, der den fälligen Strafstoß sicher verwandelte. Die Reaktion der Kordt-Truppe fiel nicht gerade furchteinflößend aus. Keeper Ron Meyer war bei einem harmlosen Versuch von Markus Wagner nicht ernsthaft gefordert (44.). Zudem entschärfte der Schlussmann einen Freistoß, den Kerem Kargin aufs kurze Eck gezogen hatte (45.+2).


[Alexander Tomm (li.) war einer der besten Spieler und erzielte das wichtige 2:3.] 

In der Kabine brach ein Kordtsches Donnerwetter los. „Wir haben zehn Minuten gut gespielt. Danach waren wir überhaupt nicht mehr auf dem Platz“, ärgerte sich der Trainer, dessen laute Ansprache Wirkung zeigte. Seine Schützlinge nahmen nach dem Seitenwechsel das Heft des Handelns in die Hand, „wobei wir uns keine großen Chancen erarbeitet haben“, so Kordt. Das Anschlusstor durch Scherbaum beantworteten die Viktorianer relativ zügig. Zu diesem Zeitpunkt war der FV bereits dezimiert. Christopher Lieblang hatte wegen einer angeblichen Tätlichkeit Rot gesehen.

„Ein absoluter Witz“, kommentierte Kordt die Hinausstellung. Lieblang habe einen auf dem Boden liegenden Gegenspieler mit dem Fuß unabsichtlich im Gesicht getroffen. Der Kölner trug eine Platzwunde davon. Der Schiedsrichter hatte in der Situation anscheinend die Übersicht verloren und hielt zunächst Tomm den roten Karton unter die Nase. Erst nach einer längeren Diskussion korrigierte der Unparteiische die Entscheidung und schickte Lieblang unter die Dusche. „Für die erste Halbzeit muss ich die Jungs in den Arsch treten. Für das, was sie in der zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger gezeigt haben, kann ich sie nur loben“, sagte Kordt. Großen Anteil am Remis hatte auch Jäckel, der vor dem 3:3 bei einem Konter der Kölner den Knockout verhinderte (90.+3).

Tore
0:1 Anderson Ezuke (30.), 0:2 Mouhaymen Rachdi (37. Foulelfmeter), 1:2 Jordi Scherbaum (69. Luca Dwertmann), 1:3 Kennedy Loritz (76.), 2:3 Alexander Tomm (90.+1 Kerem Kargin), 3:3 Michael Möller (90.+4 Foulelfmeter).

Besonderes Vorkommnis
Rot gegen den Wiehler Christopher Lieblang (66. Tätlichkeit).

FV Wiehl
David Jäckel; Ozan Taskiran, Alexander Tomm, Jonathan Noß, Simon Weber, Vinzent Stoffel, Kerem Kargin, Markus Wagner, Jordi Scherbaum, Jan Peters (46. Christopher Lieblang), Luca Dwertmann (73. Michael Möller).


FV Bonn-Endenich - SSV Homburg-Nümbrecht 3:1 (1:0).

„Wir können jedes Mal die gleiche Schallplatte auflegen. Es ist echt frustrierend“, erklärte SSV-Trainer Torsten Reisewitz nach der Niederlage in Bonn-Endenich. Nümbrecht war keinesfalls die schlechtere Mannschaft, stand aber einmal mehr mit der Chancenverwertung auf Kriegsfuß. „Uns fehlt die Galligkeit, das Tor unbedingt schießen zu wollen“, so der Coach weiter. Als Beispiel nannte er zwei Szenen aus der ersten Halbzeit, in deren Verlauf die Blau-Gelben Oberwasser hatten. Einmal titschte das Leder im Endenicher Strafraum hin und her, „und wir schaffen es mit drei Leuten nicht, das Ding reinzuprügeln.“ Kurz darauf war Kilian Seinsche nach einem Zuspiel von Tom Barth alleine durch – und scheiterte am Schlussmann.


[Lange Zeit hatte Jan Kordt allen Grund dazu, skeptisch dreinzublicken.]

„Es war bezeichnend, dass der Gegner seine allererste Aktion mit dem 1:0 abschließt“, klagte Reisewitz. Ein Freistoß in der eigenen Hälfte geriet zur Vorlage für Bonn, Dennis Herschbach war nach dem abgefangenen Ball zur Stelle. „Wir haben in der ersten Halbzeit hochgradig diszipliniert agiert. Das Einzige, was nicht stimmte, war das Ergebnis“, schilderte der Übungsleiter, dessen Miene sich aufhellte, als Christian Rüttgers unmittelbar nach Wiederbeginn einen Freistoß ins Netz schlenzte. Die Wende? Nein! Ausgerechnet Rüttgers, zusammen mit Tom Barth der beste Gästeakteur, fälschte einen Pass so unglücklich ab, dass  die Kugel direkt vor die Füße von Alexander Dohr  fiel - 2:1.

In der Endphase kramten die Nümbrechter die Brechstange raus, auf klare Gelegenheiten wartete Reisewitz allerdings vergebens. Nachdem er auf eine Dreierkette umgestellt hatte, fuhren die Hausherren den entscheidenden Konter. „Endenich knallt den Ball in die Mitte und einer hält die Knochen hin. So etwas schaffen wir leider nicht“, hätte Reisewitz die unbedingte "Torgier" auch gerne bei seinen Kickern gesehen. „Nur fürs gute Spielen bekommt man keine Punkte.“                        

Tore
1:0 Dennis Herschbach (44.), 1:1 Christian Rüttgers (47. Freistoß), 2:1 Alexander Dohr (60.), 3:1 Leonardo dos Santos (86.).  

SSV Homburg-Nümbrecht
Florian Schneider; Dennis Kania (78. Felix Jäger), Julian Opitz, Jan Luca Krämer, Philipp Wirsing, Ricardo Bauerfeind, Christian Rüttgers, Tom Barth (65. Maximilian Sackner), Kilian Seinsche, Daniel Kelm, Robin Brummenbaum (63. Eduard Kelm jr.).

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