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Mit dem Motorrad durch die Mongolei

nh; 1. Aug 2018, 10:15 Uhr
Bilder: privat --- 'Immer weiter' lautete das Motto von Eckhard Demmer aus Waldbröl, der binnen 21 Tagen 3.000 Kilometer mit dem Motorrad durch die Mongolei fuhr.
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Mit dem Motorrad durch die Mongolei

nh; 1. Aug 2018, 10:15 Uhr
Waldbröl - Die schier endlosen Weiten der Wüste Gobi wird Eckhard Demmer niemals vergessen - Der 57-jährige Fahrlehrer aus Waldbröl fuhr 3.000 Kilometer durch die Mongolei und bekam 'Pipi in den Augen.'
Von Nils Hühn

Ein waschechtes Abenteuer erlebte Eckhard Demmer in den vergangenen Wochen. Mit einem Freund reifte voriges Jahr die Idee, mit dem Motorrad durch die Mongolei zu fahren. Demmer hat als Fahrlehrer schon viele Kilometer auf diversen Fahrzeugen zurückgelegt und ist 2011 rund 6.000 Kilometer auf dem Motorrad durch Alaska gefahren, aber das jüngste Wagnis übertraf sämtliche Annahmen. „Wir wussten nicht wirklich, was uns erwartet und waren sehr gespannt“, erzählte der 57-Jährige.



Erst am Flughafen lernte das Duo zwei weitere Abenteurer aus Deutschland kennen, die an der gebuchten Reise teilnahmen. Vor Ort angekommen erhielten die vier ihre BMW GS650, mit denen sie die kommenden 21 Tage lang unterwegs sein sollten. Zu ihrem Tross gehörten zwei Begleitfahrzeuge und eine Crew, bestehend aus drei Mongolen und einer Frau, die deutsch sprach und somit Übersetzerin und Köchin war. „Wir dachten, dass wir in Jurten schlafen würden“, berichtete Demmer. Doch bei dem Trip durch das dünn besiedelte Land wurde in einfachen Wurfzelten genächtigt. „Also haben wir uns erst einmal einen Schlafsack gekauft.“

Von der Hauptstadt Ulaanbaatar brach die Reisegruppe gen Süden auf. Nach wenigen Kilometern auf einer Asphaltstraße ging es über unbefestigte Wege weiter in die Wüste Gobi. „Wir waren acht Tage lang alleine und sind keinem Menschen begegnet“, konnte sich Demmer eine solche Abgeschiedenheit im Vorfeld nicht vorstellen. „Wir sind teilweise 50 Kilometer weit gefahren und dachten, dass nach dem nächsten Hügel etwas kommt“, so der leidenschaftliche Motorradfahrer. Was kam, waren weitere 50 Kilometer Wüste. „Da bekommt man Pipi in den Augen“, so Demmer.


Von der Reise gäbe es nichts Schlechtes zu berichten, meinte Demmer, doch sein Freund hätte sich am dritten Tag am liebsten auf den Heimweg begeben. Nach einem mehrstündigen Trip über eine Rüttelpiste meinte er, dass er am nächsten Flughafen in das nächste Flugzeug steigen würde – doch es kam kein Flughafen und sein Freund blieb. Auf einer Fläche, die viermal so groß wie Deutschland ist, leben drei Millionen Menschen, die meisten davon in der Hauptstadt. „Alle, die wir getroffen haben, waren sehr freundlich“, berichtete Demmer, dass man bei solchen Treffen etwas zusammen getrunken habe und auch in die Jurten der Mongolen gehen durfte.


[Die Einwohner der Mongolei interessierten sich sehr für Eckhard Demmer und die anderen Motorradfahrer aus Deutschland.]

Zweimal wurde dem Waldbröler angst und bange. Bei einem Sandsturm, der nicht enden wollte, mussten die Abenteurer Schutz in den Begleitfahrzeugen suchen. Nach einer Weile brachen die Begleiter auf, um eine Jurte für die Nacht zu organisieren. Nach zwei Stunden kehrten die Männer zurück. Als das Zelt stand, hatte der Sturm fast aufgehört. „Am nächsten Tag gab es wieder einen Sturm. Dieses Mal ohne Sand. Man musste alles festhalten, damit es nicht wegflog“, erinnert sich Demmer.

Seiner Frau konnte er erst viel später von den Eindrücken berichten. „Bevor wir in die Wüste gefahren sind, habe ich ihr gesagt, dass ich mich in acht Tagen wieder melde“, so der 57-Jährige, der in den 21 Tagen fast vollständig auf Fernsehen, Internet und Radio verzichtete. „Wir haben erst Tage später erfahren, dass Frankreich Fußball-Weltmeister ist“, gestand Demmer, der als ehemaliger Fußballer sicherlich gerne mehr von der Weltmeisterschaft mitbekommen hätte.



Aber die Erlebnisse in der Mongolei waren all diese Entbehrungen wert. „Diese schier unendlichen Weiten werde ich nie mehr vergessen“, ist sich Demmer sicher. Nach den Touren auf dem Motorrad saßen die Deutschen mit den Mongolen zusammen und aßen. „Wir hatten einen Vorrat an Bier mit und haben den Tag dann Revue passieren lassen“, hätte sich der Waldbröler nicht vorstellen können, dass zwischen den völlig Fremden eine solche Nähe entstehen konnte. „Das habe ich noch nicht erlebt.“

Wohin die nächste Reise gehen soll, weiß Demmer noch nicht. „Erst einmal muss ich die Eindrücke dieser fast vierwöchigen Reise verarbeiten“, kann er das Erlebte teilweise selbst noch nicht glauben. „Man muss selbst einmal dort gewesen sein, um zu verstehen, was ich meine. Wenn man nicht selbst gesehen hat, was ich gesehen habe, kann man nicht begreifen, wovon ich rede“, ist er froh, dass er mit Bildern wenigstens versuchen kann, seine Geschichte und das ganz besondere Abenteuer in der Mongolei zu beschreiben.
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