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Am Hexenhaus die Berufswelt erkunden

us; 20. Jul 2018, 14:40 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Ausgerüstet mit Werkzeug präsentierten sich die Bauherren vor ihrem gewollt, windschiefen, aber hinreißend schö´nen Hexenhäuschen.
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Am Hexenhaus die Berufswelt erkunden

us; 20. Jul 2018, 14:40 Uhr
Waldbröl - Im Sommerworkshop „WOOD-Camp - Vom Holz zum Hexenhaus' zimmerten 20 Jugendliche unter Anleitung erfahrener Profis einen Geräteschuppen für den Netzwerkgarten und erfuhren nebenbei Wissenswertes zu unterschiedlichen Berufsfeldern.
Von Ute Sommer

Unterschiedliche Berufe entdecken, individuelle Einblicke in Tätigkeitsfelder bekommen oder gar altes Handwerk auszuprobieren gehört eher nicht zum Lehrplan weiterführender Schulen. Direkt vom regulären Schulalltag in die handwerkliche Arbeitswelt wechselten deshalb in der ersten Ferienwoche 20 Jugendliche aus dem Oberbergischen, aus Windeck, Wissen, Altenkirchen, Pulheim und Langenfeld, die sich beim Projekt „mach Grün! Berufe entdecken und gestalten“, vom Gummersbacher Bildungsträger VSB angemeldet hatten. Im Mittelpunkt der Woche, während derer die Teenager im Freizeitheim Merkhausen wohnten, stand der Bau eines Geräteschuppens in windschiefer Hexenhaus-Optik im Waldbröler Netzwerkgarten in der Gerdesstraße.
  
[An mobilen Werkbänken verwandelten sich  alte Besteckteile zu neuen Gerätehaken fürs Hexenhaus im Netzwerkgarten.]

An vier Tagen trafen sich hier die acht Mädchen und zwölf Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren und gestalteten in Zusammenarbeit mit erfahrenen Handwerkern das vier Quadratmeter große Gartenhäuschen. Entwurf und Bauplan stammen vom ehemaligen Siemens-Mitarbeiter Erich Eischeid, der vor drei Jahren im Ruhestand angekommen, seine Schreinerei-Passion zum Hobby machte und seiner Frau ein erstes Hexenhaus schenkte. Mittlerweile stehen zehn der „schrägen“ Exemplare in unterschiedlichen Gärten der Region. Der Kontakt zum VSB entstand über die Ehrenamtsinitiative Weitblick des Oberbergischen Kreises und so entwickelte sich die Idee für den Geräteschuppen im Netzwerkgarten Gerdesstraße, der unter Regie von „Weitblick“ zum inspirierenden Treffpunkt für Waldbröls Bürger werden soll.



So machten sich die Teenager in Kooperation mit Architekt Eischeid an die Hexenhaus-Konstruktion, die mit Hilfe von Stichsägen, Akkuschraubern, Schwingschleifern und Bohrern langsam Gestalt annahm. „Wir arbeiten mit Douglasien-Holz, einem nachwachsenden heimischen Rohstoff, der kostengünstig und witterungsbeständig ist". Für die farbliche Gestaltung stand der Wiehler Malermeister Erik Stranzenbach den Nachwuchshandwerkern mit Rat und Tat zur Seite. Doch gingen die Inhalte des „Wood-Camps“, finanziell getragen vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesumweltministerium, weit über die reine Praxisarbeit hinaus. Für weitergehende Berufsorientierung standen außerdem geführte Exkursionen, Praxiskontakte mit Leuchtturm-Unternehmen und der Austausch mit Fachleuten auf dem Programm.

Beim Besuch des Waldgebietes „Alte Bremig“ informierte ein Förster über Bewirtschaftung der Flächen und Nutzungsarten der Bäume, ein Berufsjäger stellte seine Tätigkeit vor und die Jugendlichen konnten einem Rückezug bei der Arbeit zuschauen. Eine Exkursion zu einem regionalen Holzhaushersteller verschaffte Einblicke in die Technik des Blockhausbaus, in Berufsprofile von Zimmerleuten, Bauzeichnern oder Industriekaufleuten. En Passant erschlossen sich so die Zusammenhänge zwischen modernem Bauen, Umwelt- und Klimaschutz.

Bei abendlichen Lagerfeuergesprächen mit hiesigen Heizungsbauern, Schreinern und Landschaftsgärtnern brachten diese Experten ihre Begeisterung für die Nachhaltigkeit ihrer Produktions- und Arbeitsweisen zum Ausdruck. In der restlich verbleibenden Freizeit sorgte Erlebnispädagoge Sven Schuh von Outdoor-Oberberg für jede Menge Bewegung, Spaß und Action in der Runde. „Die jungen Leute sind riesig motiviert und richtig gut drauf“, fasste Leni Mauelshagen vom VSB zusammen. Am Freitagnachmittag, nach Abschluss letzter Restarbeiten, wurde das Hexenhäuschen an die Weitblick-Lotsinnen Astrid Marcinkowski und Jutta Ramackers übergeben.
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