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Wenn der Ehemann eifersüchtig auf den Garten wird

nh; 19. Jun 2018, 13:30 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Ilse und Wolfgang Moses gaben sich heute vor 65 Jahren im Hunsrück das Ja-Wort.
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Wenn der Ehemann eifersüchtig auf den Garten wird

nh; 19. Jun 2018, 13:30 Uhr
Gummersbach - Seit 65 Jahren sind Ilse und Wolfgang Moses verheiratet - Über 57 Jahre leben sie mittlerweile in Steinenbrück und haben sich dort ein kleines Paradies geschaffen.
Von Nils Hühn

„Komm, wir gehen dorthin, wo es etwas ruhiger ist“, sagt Wolfgang Moses und springt förmlich die zwei Treppen ins Obergeschoss seines Hauses in Steinenbrück nach oben. In der guten Stube, mit der großen Fensterfront zum Garten, haben es sich der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke, der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Marquardt sowie Pfarrer Markus Aust gemütlich gemacht und unterhalten sich angeregt mit „der Braut“ Ilse Moses. Denn heute vor 65 Jahren haben sich die beiden das Ja-Wort im Hunsrück gegeben. „Nur zwei Kilometer vom Flugplatz Hahn entfernt“, wie Ilse Moses erklärt.

Die 91 Jahre merkt man Wolfgang Moses nicht an, so schnell ist er durch das Treppenhaus nach oben geflitzt, wo er die wichtigsten Daten von sich und seiner Frau wie aus der Pistole geschossen vorträgt. Er wurde 1927 in Koblenz geboren und nach dem Notabitur Ende 1943 Soldat im Zweiten Weltkrieg und geriet erst in amerikanische und anschließend in französische Gefangenschaft. 1948 lernte er im Hunsrück seine künftige Ehefrau Ilse kennen, die dort 1932 geboren wurde und auch aufwuchs. Nur fünf Jahre später läuteten die Hochzeitglocken für die beiden. Wolfgang Moses hatte mittlerweile studiert und arbeitete als Diplom-Ingenieur für das Land Rheinland-Pfalz.


1961 verschlug es die Familie, zu der seit 1954 auch Sohn Gerhard gehörte, nach Gummersbach. „Als junger Landesbeamter wurde man viel versetzt, daher habe ich mich bei der Kreisverwaltung Gummersbach beworben“, erklärte Wolfgang Moses. In Steinenbrück wurde ein Haus gekauft. „Das bewohnen und bewirtschaften wir noch immer ganz alleine.“ Die Gartenarbeit ist das Steckenpferd von Ilse Moses. Bei ihren Blumen, aber auch dem kleinen Nutzgarten mit Mangold, Zucchini und anderen Pflanzen tobt sie sich aus. „Mein Mann ist manchmal sogar eifersüchtig auf den Garten“, verrät die 85-Jährige, die sogar immer noch selbstständig die steile Böschung bepflanzt – ein wahres Paradies.

Aber wie bleibt man 65 Jahre glücklich verheiratet? Ein Geheimrezept gibt es laut Wolfgang Moses nicht. „Man muss miteinander harmonieren und viel gemeinsam unternehmen.“ Gemeinsame Reisen, besonders nach Österreich, Frankreich und Italien, hat das Paar unternommen. Vor 14 Tagen ging es an die Mosel. Gestern Abend wurde gepoltert und heute Abend wird beim Italiener in Brunohl mit 20 Personen auf die Eiserne Hochzeit angestoßen. „Mit der Familie holen wir die Feier nach“, arbeitet der gemeinsame Sohn schon seit Jahren an einer internationalen Schule in Rom.



„Sie sind wie zwei Efeuranken im Laufe der Zeit miteinander verwachsen“, sagte Pfarrer Markus Aust in seiner kurzen Ansprache, in der er „das Wohnzimmer in eine Kirche verwandelte.“ Zum Abschluss segnete er die Eheleute, die sich spätestens zur Gnadenhochzeit in fünf Jahren den Besuch von Bürgermeister Frank Helmenstein wünschen. „Anlässlich der 40-jährigen Städtepartnerschaft waren wir mit ihm zusammen in La Roche-sur-Yon“, erinnerte sich Wolfgang Moses, der sich 1968 bei der Gründung stark engagiert hatte. Mit einem innigen Kuss nach der Segnung zeigten die Eheleute, dass die Liebe zueinander immer noch frisch ist.
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