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Ein Drama - kurz vor Toresschluss

bv; 24. May 2018, 07:00 Uhr
Archivbild: Michael Kleinjung --- Ob der VfL wie nach dem Hinspiel am Sonntag wird jubeln können?
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Ein Drama - kurz vor Toresschluss

bv; 24. May 2018, 07:00 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach benötigt dringend zwei Punkte, um dem Abstieg zu entrinnen - und trifft dabei ausgerechnet auf seinen alten Trainer Emir Kurtagic - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Wer als Autor ein Drama auf die Bühne bringen will, bemüht sich oft großer Phantasie. Doch die Realität schlägt oft jede Fiktion. Das Drama, das den blau-weißen Handballern aus der Kreisstadt am Sonntag bevorsteht, hätte man sich beim VfL Gummersbach gerne erspart. Im Abstiegs-Showdown tritt man beim TV Hüttenberg an, der von Emir Kurtagic trainiert wird - dem Mann, dem man vor 14 Monaten den Stuhl vor die Tür gestellt hat. Mehr Drama geht nicht. Die Ausgangslage ist klar: Der VfL hat einen Pluspunkt mehr als die Gastgeber vom Sonntag auf dem Konto. Gewinnen die Hessen, ziehen sich an Gummersbach vorbei, freilich ohne gerettet zu sein. Siegen die Kreisstädter, sollte angesichts der Aufgaben der Konkurrenz das Thema Abstieg in diesem Jahr ad acta gelegt werden können.


Bei allem Druck, den die Blau-Weißen derzeit spüren, und allen Unkenrufen, wonach der aktuelle Kader dem Abstiegskampf nervlich nicht gewachsen sei, ist die Zuversicht noch da, die schwierige Prüfung bestehen zu können. Richtig ist, dass die Akteure auch in dieser Saison schon bewiesen haben, dass sie an einem guten Tag einiges bewegen können. Etwa, als man Kiel und Leipzig daheim schlagen konnte. Indes - es gibt auch Zahlen, die dem geneigten VfL-Fan Angst machen. Seit dem vergangenen Dezember holte der Verein mit der ruhmreichen Vergangenheit 4:32 Punkte. Eine desaströse Bilanz. Dabei hatte man nach zwei Dritteln der Saison gehofft, mit den Heimspielen gegen Erlangen, Stuttgart, Minden und N-Lübbecke den Klassenerhalt frühzeitig in trockene Tücher bringen zu können. Doch der Schuss ging nach hinten los, alle diese Heimspiele wurden verloren.

Es fehlt an vielem - handballerisch, bei der Körpersprache und der Cleverness. Vor allem aber fehlt nach der neuerlichen Verletzung von Simon Ernst ein Leitwolf, der bei der Herausforderung eines Abstiegskampfs nicht den Kopf einzieht, sondern mutig vorangeht. Wunschträume, und so muss man hoffen, dass die Leichtgewichte in den blau-weißen Hemdchen nun wissen, was die Stunde geschlagen hat. Es bleibt die Hoffnung, dass man in zweimal 60 Minuten irgendwie die Kurve bekommt, der eine oder andere einen Sahnetag erwischt und man das Äußerste vermeiden kann. Genau darauf hofft auch Trainer Denis Bahtijarevic, der außer Simon Ernst auf den gesamten Kader zurückgreifen kann. "Meine Mannschaft lebt, das kann man in jedem Training sehen. Aber sie muss am Sonntag den Druck aushalten können, der auf ihr lastet."

Beim VfL rechnet man mit einer offensiven Hüttenberger Deckung und will darauf mit variantenreichem Angriffsspiel reagieren. Aber auch dafür müssen die VfL-Spieler die Ruhe bewahren. "Wir dürfen uns nicht noch mehr Stress machen, als wir ohnehin schon haben", sagt der Gummersbacher Coach. Für ihn hat das Aufeinandertreffen mit dem TV Hüttenberg eine besonders pikante Note. Nicht nur, dass TVH-Coach Emir Kurtagic fünf Jahre lang in Gummersbach an der Seitenlinie stand und den VfL aus dem Effeff kennt, ist Bahtijarevic ein guter Freund und Trauzeuge von Kurtagic. Doch in den bevorstehenden 60 Minuten könne es nur um die Zukunft des VfL Gummersbach gehen, blendet Bahtijarevic alle freundschaftlichen Attitüden aus. "Wir sind Profis und werden beide alles für den Sieg unserer Teams tun. Aber wir werden auch Freunde bleiben, ganz gleich, wie es ausgeht."

Das sieht auch Emir Kurtagic ähnlich. "Das letzte Kapitel in dieser Saison muss noch geschrieben werden", sagt der frühere Gummersbacher und heutige Hüttenberger Coach. Den Druck sieht er auf Seiten des VfL. Sein Team habe sich im Laufe der Saison erheblich weiterentwickelt. "Keiner hätte doch erwartet, dass wir es am 33. Spieltag noch selbst in der Hand haben, uns zu retten." Dass er den VfL sehr gut kennt, sieht er nicht unbedingt als Vorteil. Inzwischen habe sich ja viel verändert. Für Emir Kurtagic ist im Übrigen klar, dass er dem TV Hüttenberg erhalten bleibt - ganz gleich in welcher Liga. "Ich werde meinen Vertrag auf jeden Fall erfüllen. Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl."


  
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