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Mit den Aufgaben gewachsen

fj; 18. May 2018, 14:22 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Ulrich Pfeiffer, Vorsitzender der Oberbergischen Tafel, Tanja Bremen, Leiterin der Tafel, und Roland Fritz, Leiter der Suppenküche.
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Mit den Aufgaben gewachsen

fj; 18. May 2018, 14:22 Uhr
Oberberg – Aufgrund der nach wie vor hohen Zahl an Hilfsbedürftigen kann die Tafel Oberberg erst im August wieder Bedürftige aufnehmen – Dem anhaltenden Andrang stellt sich das ehrenamtliche Team vor allem mit einem: Erfahrung.
Der Andrang der bedürftigen Menschen ist ungebremst: Seit Sommer 2016 gibt es bei der Tafel in Gummersbach einen Aufnahmestopp für Neukunden, der bis heute immer wieder verlängert wurde. Bedürftige, die sich an die Tafel wenden, werden also erst einmal auf eine Warteliste gesetzt. „In akuten Notsituationen machen wir Ausnahmen. Wir würden niemals jemanden hungern lassen“, sagt Ulrich Pfeiffer, 1. Vorsitzender der Oberbergischen Tafel. Regulär neue Besucher aufnehmen kann die Tafel Oberberg jedoch erst wieder im August, 38 Menschen werden es dann sein. Leer ist die Warteliste damit nicht.

Aufgrund des Ansturms wandte sich die Tafel Oberberg im vergangenen Jahr mit einem regelrechten Hilferuf an die Öffentlichkeit (zum Bericht): Die Menge an gespendeten Lebensmitteln reichte für die große Masse der Hilfsbedürftigen einfach nicht aus. Trotzdem würden Sozialämter immer mehr Menschen zu den Tafeln schicken, die dann teils mit der Vorstellung kämen, sie hätten ein Recht auf die besten Lebensmittel. „Dabei leisten wir unsere Arbeit freiwillig und können selbst nur das weitergeben, was wir gespendet bekommen“, ärgerte sich Pfeiffer damals wie heute. Denn geändert hat sich an der hohen Zahl der Hilfsbedürftigen, unter denen Menschen mit Migrationshintergrund nach wie vor den schnellst wachsenden Anteil ausmachen, bis heute nichts. Trotzdem wirkt der Vorsitzende der Tafel heute gelassener.

Woran das liegt? Die Mitarbeiter der Tafel sind an ihren Aufgaben gewachsen: „Das Team hat Erfahrungen im Umgang mit Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen gewonnen, wir alle sind gelassener geworden und auch aufseiten der Besucher gab es Lernprozesse“, erklärt Pfeiffer. „Organisatorisch und emotional ist das Team super aufgestellt. Hier hat sich eine verlässliche Mannschaft gebildet, die mit diesen herausfordernden Aufgaben umgehen kann“, lobt Pfeiffer das ehrenamtliche Engagement seines Teams. Auch unter den Lebensmittelhändlern habe man verlässliche Partner und auch die Öffentlichkeit steht der Tafel zur Seite. „Man muss ganz klar sagen: Ohne all die Menschen und Unternehmen, die unsere Arbeit unterstützen, könnte wir diese nicht leisten“, nutzt Pfeiffer die Gelegenheit, danke zu sagen.

Engpässe gibt es natürlich trotzdem: Auch wenn das ehrenamtliche Team die Sortierung und Ausgabe der Lebensmittel sowie die Aufgaben in der Suppenküche zurzeit gut schultern kann, fehle es doch an Menschen, die einfach Zeit zum Zuhören mitbringen. „Wir erleben immer wieder, dass Not einsam macht“, so Pfeiffer. Er wünscht sich Ehrenamtler, die zu den Essenszeiten in die Tafel kommen, um sich einfach mit den Bedürftigen zu unterhalten, ihnen Wertschätzung entgegenzubringen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. „Denn dem, der uns seine Probleme anvertraut, dem können wir vielleicht helfen“, macht Pfeiffer klar, dass er die Arbeit der Tafel auch als eine sozial-diakonische im christlichen Sinne begreift.



Und auch spezielle Lebensmittel sind immer wieder knapp: Fleisch- und Wurstwaren sowie Molkereiprodukte, die für die Zubereitung der Speisen zur täglichen Ausgabe in der Suppenküche gebraucht werden, beispielsweise. Ebenso Kaffee. „Hier freuen wir uns auch über jede noch so kleine Spende“, macht Pfeiffer klar. Daneben ist das Dach der Tafel an der Gummersbacher Karlstraße in die Jahre gekommen und marode. „Wir müssten es dringend sanieren, dadurch würden wir auch Energiekosten sparen. Nur leisten können wir uns das zurzeit nicht“, so Pfeiffer.

Denn Unterstützung vonseiten der öffentlichen Hand gibt es für die Tafeln nicht. Was Pfeiffer sich von Politik und Verwaltung auf allen Ebenen wünscht, kann er darum ganz klar sagen: „Dass sie uns in Ruhe unsere Arbeit machen lassen!“. Wer sich auch sonst nicht um die Tafeln kümmere, müsse sich auch mit Kritik zurückhalten, wenn wie im Falle der Essener Tafel unpopuläre Entscheidungen getroffen werden.

Die Lebensmittelausgabe der Tafel Oberberg in Gummersbach hat an zwei Tagen geöffnet. 550 Menschen kommen regelmäßig am Mittwoch, um Lebensmittel für sich und ihre Familien zu holen. Um Senioren und Menschen mit Handicap lange Wartezeiten zu ersparen, gibt es für sie eine eigene Ausgabe am Dienstag. Rund 90 Menschen kommen hier pro Woche. Die Suppenküche der Tafel hat täglich geöffnet, Frühstück und Mittagessen gibt es hier für die Bedürftigen. Die Lebensmittelausgabe der Tafel Oberberg in Bergneustadt wird regelmäßig von 110 Menschen besucht, die in Marienheide von 70. Die Waldbröler Tafel für Oberberg Süd unterstützt noch einmal rund 450 Haushalte pro Woche. Hier musste man bislang keine Aufnahmestopps verhängen, ist aber zur Deckung laufender Kosten ebenfalls großteils auf Spenden angewiesen.

Weitere Informationen zur Arbeit der Tafel Oberberg gibt es unter oberbergische-tafel.de/. Die Waldbröler Tafel für Oberberg Süd stellt sich unter www.tafeloberbergsüd.de/ vor.
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